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Potsdamer Start-up Carmino misst Co2-Fussabdruck.

© Promo

Potsdamer Start-up Carmino: Mit einer App will dieser Unternehmer das Klima schützen

Mit Handydaten will das Start-up Carmino den persönlichen CO2-Ausstoß verringern. Die Geschäftsidee wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert.

Potsdam - Wie viel CO2 produziere ich täglich auf dem Weg zur Arbeit? Und wie könnte ich mich klimafreundlicher bewegen? Solche Fragen soll eine App beantworten, die das Potsdamer Start-up Carmino entwickelt. Mittels Handydaten soll sie automatisch erkennen, ob ein Mensch zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Auto oder dem Flugzeug unterwegs ist. Dann soll sie die CO2-Bilanz berechnen - und Verbesserungen vorschlagen. 

"Carmino soll ein Bewusstsein dafür schaffen, wie man unterwegs ist und wie man den eigenen CO2-Fußabdruck reduzieren kann”, sagt der Gründer und Geschäftsführer Philipp Hommelsheim. Die Zielgruppe bestehe vor allem aus jungen Leuten, die in ihrem Alltag etwas gegen den menschengemachten Klimawandel tun wollten. Die App wird voraussichtlich ab Juni verfügbar sein, zuerst für iPhones und später auch für Android-Handys.

Kooperation mit Panama

“Am besten ist es natürlich, CO2-Emissionen ganz zu vermeiden”, sagt Hommelsheim. Wo das nicht möglich sei, könne reduziert werden, etwa durch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Doch Carmino biete auch eine dritte Variante an: Kompensation durch Zahlungen an Klimaprojekte. Das Start-up arbeitet mit einem Projekt in Panama zusammen, das der Website zufolge Mischwälder aufforstet.

Philipp Hommelsheim hat die Idee zu Carmino am Hasso-Plattner-Institut entwickelt.
Philipp Hommelsheim hat die Idee zu Carmino am Hasso-Plattner-Institut entwickelt.

© Carmino

Carmino sieht sich als “Impact Start-up". Das sind Unternehmen, die mit ihrer Tätigkeit eine positive Wirkung auf die Gesellschaft und die Umwelt erzielen wollen. Mit innovativen Technologien sollen langfristige Verbesserungen erzielt werden. Der Anspruch, die Welt zu retten, verbindet sich mit marktwirtschaftlichen Prinzipien.  Um dem Klimawandel zu begegnen, müssten schnell viele Leute zu erreicht werden, sagt Philipp Hommelsheim. “Ein gemeinnütziger Verein kann nicht so stark wachsen wie ein Unternehmen, das im Zweifelsfall auch Wagniskapital aufnehmen kann.” Daher sei “ausnahmsweise” die ansonsten unter Klimaschützern eher ungeliebte Wachstumslogik sinnvoll.

Bis 2016 zehn Millionen Europäer klimaneutral

Für jede Spende an das Wiederaufforstungsprojekt erhebe Carmino eine Transaktionsgebühr von 30 Prozent. Davon würden 20 Prozent in das Marketing fließen. Das sei notwendig, um das Modell und die Idee dahinter bekannter zu machen. Und mit den verbleibenden zehn Prozent werde Carmino die laufenden Kosten des Unternehmens decken. Also unter anderem die Gehälter der momentan sechs Beschäftigten, zu denen Hommelsheim auch sich selbst zählt. Gefragt nach dem mittelfristigen Ziel seiner unternehmerischen Tätigkeit sagt er: “Wir möchten erreichen, dass bis 2026 zehn Millionen Europäer klimaneutral unterwegs sind.”  

Bevor er Unternehmer wurde, hat Philipp Hommelsheim sieben Jahre lang beim Bundeskriminalamt gearbeitet, als IT-Projektmanager. Doch dann entschied er sich für einen Tapetenwechsel und belegte einen Kurs an der School of Design Thinking des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam. Design Thinking ist eine spezielle Herangehensweise für die Bearbeitung komplexer Probleme, die kreative Ideen fördern soll. Geschäftsmodelle entstehen dabei teils auf Umwegen. So auch bei Carmino.

App für Notrufe

Als sich das Team an die Entwicklung einer Geschäftsidee gemacht habe, sagt Hommelsheim, sei schnell klar geworden, dass es sich um Mobilitätsdaten drehen solle. Der erste Ansatz sei eine Smartphone-App gewesen, die Unfälle registriert und von selbst einen Notruf abgibt. “Wir haben dann festgestellt, dass die Menschen das zwar befürworten, aber nicht bereit sind, dafür Geld zu bezahlen”, sagt Hommelsheim. 

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Also habe man weiter getüftelt und eine andere App entwickelt, die Empfehlungen für einen nachhaltigen Fahrstil geben sollte. Das Smartphone sollte zum Beispiel auf zu starkes Beschleunigen oder Bremsen hinweisen. Als Anreiz hätte es günstigere Versicherungstarife geben sollen. Doch auch dieses Konzept setzte sich letztlich nicht durch. Denn durch die Befragung von Testnutzer:innen erfuhr das Gründungsteam, dass viele von ihnen mehr Interesse am eigenen CO2-Fußabdruck als an einer individuellen Autoversicherung hatten. Und aus dieser Erkenntnis entstand das heutige Produkt. 

Beratung durch Potsdam Transfer

Carmino wird vom Exist-Gründungsstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert. Anträge dafür können nur über Hochschulen oder Forschungseinrichtung gestellt werden. Johannes Zier von Potsdam Transfer, dem Gründungsservice der Uni Potsdam, hat dem Start-up geholfen. Potsdam Transfer unterstütze Gründungswillige “von der Idee bis zum Geschäftsmodell”, zum Beispiel durch intensive Beratung, sagt Zier. Pro Jahr bringe das Programm etwa 30 erfolgreiche Gründungen hervor. Für das Exist-Programm kämen jedoch nur “hochinnovative” Projekte infrage.  

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