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Zu der Veranstaltung im Friedrich-Reinsch-Haus kamen am Donnerstagabend vor allem ältere Bewohner des Stadtteils.

© Andreas Klaer

Potsdamer Stadtteil soll lebenswerter werden: Diskussion über die großen Pläne für den Schlaatz

Der Potsdamer Stadtteil Am Schlaatz soll lebenswerter werden. Die großen Pläne der Stadt und der Wohnungsunternehmen bieten reichlich Diskussionsstoff.

Potsdam - Ja, das wäre ein Erfolg. Wenn ein Bewohner aus Potsdam-West eines Tages sagen würde: „Komm, lass uns mal zum Schlaatz zum Kaffeetrinken fahren.“ Diese Vision formulierte Josephine Braun vom Arbeitskreis Stadtspuren am vergangenen Donnerstagabend auf einer Veranstaltung im Friedrich-Reinsch- Haus. Der Schlaatz-Bürgerclub hatte dort zu seinem Januartreffen eingeladen. Knapp 20 Schlaatzer Anwohner waren gekommen, um sich über die großen Pläne zu informieren, mit denen Wohnungsunternehmen und die Stadt Potsdam gemeinsam mit weiteren Akteuren den Schlaatz in den kommenden Jahren lebenswerter machen wollen.

Wie berichtet sollen laut dem Integrierten Entwicklungskonzept für den Schlaatz, das jetzt noch in den Ausschüssen der Stadtverordnetenversammlung beraten werden soll, rund 24 Millionen Euro in den Stadtteil fließen. Unter anderem will man mit dem Geld Möglichkeiten schaffen, damit sich im Schlaatz auch kleines, nicht störendes Gewerbe ansiedeln kann. Zudem steht die Verkehrsberuhigung des Magnus-Zeller-Platzes auf der Agenda. 

Bürgerhaus soll aufgewertet werden

Die Sanierung der sogenannten Langen Linie, einem Fußweg durch den Stadtteil, will man ebenso angehen wie eine Aufwertung des Bürgerhauses Am Schlaatz. Überdies hat die städtische Bauholding Pro Potsdam angekündigt, außerhalb dieses neuen Entwicklungskonzeptes kräftig in das Plattenbaugebiet zu investieren. Rund 190 Millionen Euro will das Unternehmen bis 2035 in die Sanierung von 2500 Wohnungen in dem Plattenbauviertel stecken. Im Bisamkiez und im Binsenhof sollen noch in diesem Jahr die ersten Sanierungen beginnen.

Auf der Veranstaltung am Donnerstagabend wurde indes schnell deutlich: Der Schlaatz wird oft als Schlafstadt empfunden. Wer etwa mit Besuch Kaffeetrinken gehen wolle, müsse dafür erst „in die Stadt fahren“, sagte eine Teilnehmerin. Den Wunsch nach einem gemütlichen Café äußerten mehrere Schlaatzer auf dem Treffen. „Es muss eins gebaut werden“, forderte eine Frau. Eine andere Besucherin sagte mit einer gewissen Resignation in der Stimme: „Zu Hause kannste Kaffee trinken!“ Eine Teilnehmerin merkte zur Idee eines Cafés hingegen an: „Da fehlt einfach die Kaufkraft dafür.“ Die vielen Bezieher von Hartz IV und die im Schlaatz wohnenden Flüchtlinge hätten schließlich nicht so viel Geld. „Aber sie können sich Tattoos stechen lassen“, sagte gleich darauf eine Frau aus der Gesprächsrunde, die aus überwiegend älteren Menschen bestand.

Es gibt auch Bedenken

Der Abriss des Restaurants „Auerochs“ wurde an dem Abend ebenfalls bedauert. Auch das griechische Restaurant mitten im Schlaatz gibt es nicht mehr. „Warum ist das alles hier weggebrochen?“, fragte Rathausmitarbeiter Andre Schwarz vom Bereich Stadterneuerung in die Runde. Und gab sich die Antwort gleich selbst: Vielleicht hätten die Gewerbetreibenden hier zu wenig Geld verdient. Worauf eine Frau anmerkte, der Zeitungsladen mit integrierter Poststelle sei doch immer voll gewesen. Sie könne sich nicht vorstellen, dass das Geschäft nicht genug Gewinn abgeworfen habe.

Der Plan aus dem Integrierten Entwicklungskonzept, in dem Stadtteil für immerhin zehn Millionen Euro einen sogenannten Weltgewerbehof „Made in Schlaatz“ zu errichten, stieß bei einem anderen Teilnehmer der Runde auf Bedenken. Die Ansiedlung von Gewerbe bringe Lärm mit sich, nicht zuletzt durch das damit einhergehende zusätzliche Verkehrsaufkommen, sagte der Mann, der sich als Bauingenieur vorstellte. Wohnungen und Gewerbe dicht beieinander – das habe sich schon „bei den Vorvätern“ nicht bewährt. Unter dem etwas großspurig klingenden Titel Weltgewerbehof „Made in Schlaatz“ ist geplant, Raum für Kleingewerbe und die Kreativwirtschaft zu schaffen. Andre Schwarz von der Stadtverwaltung versuchte indes, die Sorge vor zusätzlichem Lärm zu zerstreuen. Es gehe nur um ganz kleinteiliges Gewerbe, das nicht weiter stören werde.

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