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Schlüsselprojekt. Das ehemalige Heizhaus soll in Zukunft wieder 3500 Wohnungen mit Wärme und Strom beliefern.

© Claus Marius Petersen

Potsdamer Stadtentwicklung: Energiezentrale für 7000 Menschen

Die Pläne für das Vorzeigestadtviertel in Krampnitz im Potsdamer Norden werden immer konkreter. Es soll mit Hilfe von Solar- und Geothermie besonders klimafreundlich werden.

Potsdam - Der Startschuss für ein ambitioniertes Schlüsselprojekt im geplanten Vorzeigestadtviertel Krampnitz ist gefallen: Der kommunale Entwicklungsträger sucht ab sofort Planer für den Umbau eines ehemaligen Heizhauses zu einer modernen Energiezentrale. Eine entsprechende EU-weite Ausschreibung liegt den PNN vor.

Das Vorhaben gehört zum geplanten Energiekonzept für den Stadtteil, in dem mit Hilfe von Solar- und Geothermie möglichst wenig klimaschädliches Kohlendioxid ausgestoßen werden soll. Das frühere Heizhaus wurde laut der Ausschreibung bereits Ende der 1930er-Jahre errichtet und versorgte die frühere Kaserne bis zum Abzug der sowjetischen Armee im Jahre 1991 mit Wärme und Strom. Das soll es nun wieder. 3500 Wohnungen soll das Heizhaus in Zukunft beliefern. 20 Prozent der Wohnungen sollen sozial gebunden sein. Zusätzlich sollen 20 000 Quadratmeter Gewerbeflächen sowie unter anderem drei Kitas, eine Grundschule, ein Gymnasium und ein Jugendtreff entstehen. Der Stadtteil soll in den kommenden zehn bis 15 Jahren gebaut werden und dabei helfen, den angespannten Wohnungsmarkt in Potsdam zu entlasten.

Das frühere Heizhaus soll umgebaut werden

Baustart für die Energiezentrale soll laut der Ausschreibung im März 2019 sein, acht Monate später hofft man auf die Fertigstellung. Man rechne mit Kosten – allein für den Umbau – von rund 1,25 Millionen Euro, wie eine Sprecherin des Entwicklungsträgers, eine Tochter der städtischen Bauholding Pro Potsdam, den PNN auf Anfrage bestätigte. Es gehe dabei unter anderem um die werk-, material- und formgerechte Sanierung der Hülle sowie darum, dass im Inneren des Hauses ein künftiger Betreiber seine technischen Einbauten vornehmen kann.

In dem zweistöckigen Gebäude mit einer Gesamtfläche von fast 2000 Quadratmetern ist laut den Unterlagen viel zu tun: Das Dach ist undicht, die Dielen sind beschädigt. Zudem sei der das Haus tragende Stahlbeton an einigen Stellen in problematischem Zustand. Daher soll der Sanierer auch prüfen, wo neue Stahlbeton-Bauteile eingesetzt werden müssen. Da es sich zudem um ein „bauhistorisches Zeugnis für ein Technikgebäude“ handele, sei ein „sensibler Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz nötig“, heißt es in den Unterlagen.

Krampnitz soll zum klimaneutralen Stadtteil werden

Im Zuge der Ausschreibung sollen die Bewerber nach mehreren Kriterien bewertet werden: Unter anderem gehe es um die Erfahrung mit historischen Gebäuden. Die Entscheidung trifft eine mit Architekten und Ingenieuren besetzte Jury.

Zum Ziel eines klimaneutralen Quartiers, das möglichst ohne den Einsatz von fossilen Energieträgern auskommt, hatte der Entwicklungsträger bereits mit den Potsdamer Stadtwerken und ihrem Energieversorger EWP gesprochen. Zudem müssten Fördermittel akquiriert werden, hieß es zuletzt. Ein EWP-Sprecher sagte den PNN: „Wir stehen mit allen Beteiligten in enger Abstimmung, um ein modernes integriertes Energie- und Mobilitätskonzept in Krampnitz umzusetzen.“

Auch die offizielle Vermarktung des Großprojekts hat begonnen

Wie berichtet hat vor wenigen Wochen die offizielle Vermarktung des Großprojekts begonnen. Gesucht werden Investoren, Architekten und Stadtplaner, die auf dem seit Jahren brach liegenden Gelände ein urbanes und dennoch durchgrüntes Neubauquartier für rund 7000 Menschen schaffen sollen. Ein erstes Unternehmen, die Deutsche Wohnen AG, will allein 400 Millionen Euro für insgesamt 1400 Wohnungen investieren, die in sanierten Alt- und noch zu planenden Neubauten entstehen sollen – mit Hilfe des Großinvestors konnten wie berichtet auch die jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen um das Gelände beendet werden. Prägend für das künftige Viertel sollen unter anderem zahlreiche denkmalgeschützte Kasernenbauten mit markanten Klinkerfassaden sein, die zu Wohnhäusern umgebaut und saniert werden. Zudem soll unter anderem eine Straßenbahntrasse nach Krampnitz verlegt werden. Ein städtebaulicher Wettbewerb, wie das Viertel genau aussehen soll, läuft bereits.

Der erste Spatenstich für den Kiez ist nach Angaben des Entwicklungsträgers im Herbst in einem Jahr geplant: Dann soll mit den nötigen Erschließungsarbeiten für neue Straßen und Leitungen begonnen werden. Zuvor sollen bereits einige völlig marode Wohnblocks abgerissen werden. Zudem will das Land noch den großen Umweltschaden auf dem Gelände beseitigen: Als das Areal von den Sowjets noch als Kaserne genutzt wurde, waren dort fünf Tonnen des krebserregenden Reinigungsmittels Trichlorethen versickert. Bei der Erschließung von Krampnitz sind auch noch überraschende Funde möglich: Es sei mit archäologischen Zeugnissen aus der Ur- und Frühgeschichte zu rechnen, heißt es vonseiten des Entwicklungsträgers. Vor Ort seien bereits geschützte Siedlungsreste bekannt, etwa aus der Jungsteinzeit.

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