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Die Schlössernacht in Potsdam leidet seit Jahren unter einem Besucherschwund.

© B. Settnik/dpa (Archiv)

Potsdamer Schlössernacht: Spektakel ohne Pause

Die Schlössernacht soll auch 2017 stattfinden. Im Oktober will die Stiftung den neuen Veranstalter vorstellen – und ein neues Konzept.

Von Peer Straube

Sanssouci - Keine Atempause, Geschichte wird gemacht: Auch im kommenden Jahr soll im Park Sanssouci wieder eine Schlössernacht stattfinden. „Nach derzeitigem Stand“ werde das zuletzt unter Besucherschwund leidende Großereignis 2017 eine Neuauflage erleben, sagte Frank Kallensee, Sprecher der Schlösserstiftung, am Freitag den PNN.

Wie berichtet hatte die Stiftung eine einjährige Pause erwogen, um die bundesweit bekannte Veranstaltung wieder in die Erfolgsspur zu führen. Die Schlössernacht am heutigen Samstag ist die letzte unter der Regie der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Schlössernacht, die aus zwei Eventagenturen besteht und das Barockspektakel bislang 16 Mal organisiert hatte. Um Ideen für eine Neuaufstellung der Schlössernacht zu bekommen, hatte die Stiftung Ende vergangenen Jahres ein Interessenbekundungsverfahren gestartet. Mit dem Ergebnis sei man „durchaus zufrieden“, erklärte Kallensee. Zur Zahl der Bewerber äußerte er sich mit Verweis auf das laufende Verfahren ebenso wenig wie zum Inhalt der vorgelegten Konzepte.

Derzeit liefen die Verhandlungen mit den potenziellen Interessenten, voraussichtlich Ende Oktober soll feststehen, wer die Schlössernacht künftig betreibt, so der Sprecher.

80.000 Besucher der Schlössernacht in den Anfangsjahren

Gestartet war die Schlössernacht 1999 unter der Regie der Firma Gross Events, die das Spektakel drei Jahre lang betreute. Obwohl die Besucherzahlen damals mit bis zu 80 000 weitaus höher lagen als heute, ging die Agentur 2001 pleite und hinterließ einen Schuldenberg von mehr als einer Million Euro. Dennoch bescheinigen Kenner diesen ersten Auflagen des Großereignisses noch einen Charme und ein kulturelles Niveau, das im Laufe der Jahre mehr und mehr verloren ging.

Seit 2002 war die Arge Schlössernacht unter Federführung der Berliner Agentur Wohlthat Entertainment für die Durchführung zuständig, der Vertrag mit der Stiftung läuft in diesem Jahr aus. In den ersten Jahren unter der Regie der Arge entwickelte sich die Schlössernacht zum Publikumsrenner, die Karten waren oft bereits wenige Stunden nach Beginn des Vorverkaufs vergriffen. Das lag auch an der damals eingeführten Begrenzung der Besucherzahlen auf 32 000. Die Deckelung sollte den besonderen Charakter des Ereignisses betonen, nicht zuletzt aber auch das wertvolle Weltkulturerbe vor allzu großen Menschenmassen schützen. Im Laufe der Zeit machte sich allerdings eine gewisse Routine bemerkbar, die Kritik nahm zu, die Besucherzahlen ab. 2014 blieben 5000 Tickets übrig, im vergangenen Jahr waren es 8000.

Besucherrückgang soll gestoppt werden

Für die diesjährige, ihre letzte Schlössernacht haben die Veranstalter nun allerlei Änderungen geplant, um den Besucherrückgang zu stoppen. So wurde das Programm in insgesamt sieben Themenbereiche gegliedert, die eine leichtere Orientierung ermöglichen und die einzelnen Veranstaltungen besser über den Park verteilen sollen. So ist beispielsweise das Thema Barock auf den Bereich rund um das Schloss Sanssouci konzentriert. Unter dem Motto „Vitale Lebenskunst“ sollen die Künstler in Barockkostümen hauptsächlich vor Friedrichs II. Lustschloss wandeln und nicht mehr wie früher über den ganzen Park verteilt. Neben Fechtvorführungen erwarten die Besucher dort unter anderem Musik- und Tanzdarbietungen sowie die beliebte „Küche im Schloss“.

Ursprünglich sollte auch auf eine Bühne am Orangerieschloss verzichtet werden, weil in der Vergangenheit wegen der zahlreichen Cateringstände der Konzertgenuss durch Bier- und Bratendunst getrübt wurde. Hier haben sich die Veranstalter offenbar noch einmal umentschieden. Unter dem Motto „Garten der Träume“ wurde eine kleinere Bühne aufgebaut, auf der Klassik- und Crossoverkonzerte stattfinden sollen. Rund um das nahe gelegene Botaniktor gibt es „Grenzenloses Spiel und Musik“: Dort sollen unter anderem barocke Holzspiele die Besucher verzaubern, darüber hinaus gibt es viele kleinere Konzerte, teils auch auf dem Hof unterhalb des Botaniktores.

Entlang der Hauptallee des Parks sollen „illustre Gestalten“ ein Kleinkunstfestival aufführen – von Rezitationen über Musik bis hin zu Pantomime und Akrobatik. Im Süden des Parks rund um die Römischen Bäder und das Schloss Charlottenhof sollen die Künstler hingegen italienisches Flair verbreiten. Installationen, Schauspiele und prominent besetzte Lesungen – unter anderem Jasmin Tabatabai – sollen hier die Besucher ergötzen.

Taschenkontrollen an den Eingängen

Wer hingegen Party machen will, ist an der Mopke bestens aufgehoben. Neben Imbissständen gibt es auf der Bühne am Platz vor dem Neuen Palais ein internationales Showprogramm. Den Höhepunkt bildet wie immer das mitternächtliche Feuerwerk. Insgesamt sollen 300 Künstler das Publikum im festlich beleuchteten Park in eine angemessene Stimmung versetzen. Diese Aufgabe dürfte in diesem Jahr besonders anspruchsvoll sein – müssen sich die Besucher doch wegen der angemeldeten Demonstrationen auf dem Luisenplatz und der angespannten Lage auf verschärfte Sicherheitsmaßnahmen einstellen. So werden an allen Eingängen durchgängig Taschenkontrollen durchgeführt, auch Leibesvisitationen sind möglich. Längere Wartezeiten am Einlass sind daher programmiert.

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