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Mehrere hundert Teilnehmer zählte die Friedenskundgebung am Donnerstagabend am Alten Markt. 

© Andreas Klaer

Potsdamer Reaktionen auf russischen Angriff auf die Ukraine: „Krieg ist immer der falsche Weg“

Nach dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine haben Hunderte Potsdamer ihre Solidarität mit dem angegriffenen Land demonstriert. 

Potsdam - Mehrere Hundert Menschen haben am Abend auf dem Alten Markt in Potsdam ihre Solidarität mit der von Putin angegriffenen Ukraine bekundet. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sprach auf der Kundgebung von einer der größten Krisen seit 1945, nur knapp 1000 Kilometer von Potsdam entfernt werde nun gekämpft.

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Schubert appelliert, im Dialog zu bleiben

Er zitierte seinen Amtskollegen aus Kiew, Vitali Klitschko, der noch 2014 den Potsdamer M100-Preis für Demokratie und Freiheit erhalten hatte: „Bei diesem sinnlosen Krieg wird niemand gewinnen.“ Zugleich appellierte Schubert an die nach Angaben der Stadt mehr als 500 Teilnehmer:innen der Friedenskundgebung, weiter im Dialog zu bleiben: „Ich habe persönlich Anfang der 1990er Jahre in Berlin erlebt, welch giftige Wirkung der Krieg auf dem Balkan auch fernab der alten Heimat entwickeln konnte.“ Gerade jetzt dürfe die Kommunikation miteinander nicht abbrechen. Potsdam als eine von 117 Städten im Bündnis „Sichere Häfen“ stehe bereit, um Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen, so Schubert. Man müsse sich auf die Ankunft von Flüchtenden vorbereiten.

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Angemeldet hatte die Kundgebung unter dem Motto „Die Waffen nieder – Frieden in der Ukraine“ Potsdams Linke-Fraktionschef Stefan Wollenberg, dem Aufruf schlossen sich Grüne, SPD, die Wählergruppe Die Andere, der Gewerkschaftsbund DGB Westbrandenburg und der Migrantenbeirat an. Via Twitter hatte Schubert im Namen der Landeshauptstadt die Potsdamer:innen zur Teilnahme aufgefordert: „Zeigt Euch solidarisch, steht auf gegen Angriffskrieg und Diktatur.“

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) bei der Solidaritätskundgebung für die Ukraine auf dem Alten Markt in Potsdam.
Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) bei der Solidaritätskundgebung für die Ukraine auf dem Alten Markt in Potsdam.

© Andreas Klaer

Auch die Potsdamer CDU schloss sich den Protestnoten an. Bei einer Eskalation „von solchem Ausmaß“ könne die kommunale Ebene nicht schweigen, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Matthias Finken. Auf seiner nächsten Sitzung am Mittwoch will die Stadtverordnetenversammlung unter Vorsitz von Pete Heuer (SPD) einen fraktionsübergreifenden Dringlichkeitsantrag behandeln, der den Angriff Russlands verurteilt, sagte Heuer.

Rathaus hisste Ukraine-Flagge als Zeichen

Schon tagsüber hatte die Stadt und die Region angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine Zeichen gesetzt. Seit dem Mittag weht vor dem Potsdamer Rathaus die ukrainische Flagge. Mitarbeitende der Schlösserstiftung kamen am Mittag an der Friedenskirche von Sanssouci zu einer Schweigeminute zusammen. 

Potsdamer Zeichen. Vor dem Rathaus wurde die ukrainische Flagge gehisst. 
Potsdamer Zeichen. Vor dem Rathaus wurde die ukrainische Flagge gehisst. 

© Andreas Klaer

„Unsere Stiftung hat nicht nur die Aufgabe, bedeutende Unesco-Welterbestätten zu bewahren, sondern sieht sich auch in der Pflicht, über unsere Geschichte zu informieren und aufzuklären. Wenn die Vergangenheit uns eines lehrt, dann das: Krieg ist immer der falsche Weg“, teilte Stiftungsdirektor Christoph Martin Vogtherr mit. In mehreren Potsdamer Kirchen wurden am Abend Friedensgebete abgehalten.

Klinikum bietet Hilfe für ukrainische Mitarbeiter 

Mit Betroffenheit verfolgen auch Verantwortliche und Mitarbeitende des städtischen Bergmann-Klinikums das Geschehen. Dort sind mehr als 100  Mitarbeiter:innen aus der Ukraine beschäftigt, sagte Geschäftsführer Hans-Ulrich Schmidt. „Unsere Gedanken sind mit ihnen und ihren Familien und Freunden.“ Man versuche mit vielen Gesprächen auf den Stationen Unterstützung anzubieten, so Schmidt weiter. „Kurzfristige Dienstplanveränderungen, Sonderurlaube – wir versuchen mit flexiblen Lösungen im Kleinen zu helfen.“ Darüber hinaus habe ein internes Team der Psychosozialen Notfallversorgung eine Notfallhilfe für diese Mitarbeitenden organisiert. So stünden Seelsorger:innen und psychotherapeutisch geschulte Ärzte bei Bedarf zur Verfügung.

Bereits am Dienstagabend hatte der Pfarrer Steffen Tuschling, Seelsorger der Evangelischen Studierendengemeinden Potsdam und Cottbus, einen offenen Brief veröffentlicht. Darin hieß es: „Mir tun die jungen Leute leid, die unser Wertesystem teilen, und deren Hoffnung von Putins Panzern bedroht und zermalmt wird.“ Und: „Die Ukraine verteidigen heißt heute universelle Werte verteidigen.“

Mehr als 860 Ukrainer leben in Potsdam

Insgesamt leben laut dem Statistikbericht der Stadt aktuell 869 Menschen aus der Ukraine in Potsdam. Der aus der Ukraine stammende, ehemalige Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Potsdam, Mykhaylo Tkach, erfuhr von seiner in Frankfurt (Main) lebenden 49-jährigen Tochter Wlada vom Krieg in seiner Heimat. „Sie hat sehr geweint“, sagte der 83-jährige Tkach den PNN. Auch für ihn sei es „sehr schwer“, die Lage zu ertragen, er habe „große Angst vor einem großen Krieg in Europa“.  Er selbst, sagte Tkach, habe daraufhin einen in Wasilkow lebenden Freund angerufen, die Kleinstadt liege rund 25 Kilometer von Kiew entfernt. Sie ist ein Stützpunkt der ukrainischen Luftwaffe, es gibt einen Flugplatz und eine Pilotenschule. „Dieser Freund erzählte mir, dass er die ersten Bombenangriffe gehört hat.“ Tkach hatte in einem PNN-Interview seiner Sorge über die Lage Ausdruck verliehen: Ihm sei klar, dass Putin „die Republiken der früheren Sowjetunion in die russische Föderation zurückholen will, damit Russland wieder eine Großmacht wird“. 

Diakon Koljada: "Auch für uns ein Schock"

In Potsdam leben laut Statistik der Stadt 1379 Personen aus der Russischen Föderation. Die Russisch-Orthodoxe Gemeinde hat rund 850 Mitglieder. Dort beobachtet Diakon Daniel Koljada das Geschehen mit Entsetzen: „Das ist nun auch für uns ein Schock.“ Er habe den Einmarsch nicht erwartet, sagte er den PNN. Die Gemeinde wolle für den Frieden beten und verurteile jede Form der Aggression. „Wir hoffen, dass das nicht auf die Gemeinde abfärbt.“

Bei der Kundgebung am Alten Markt sprach neben mehreren Politikern auch die Vorsitzende des Migrantenbeirats, Fereshta Hussain. Die aus Afghanistan stammende Sozialpädagogin sagte, sie habe selbst Krieg erlebt: „Ich weiß, wie man in solchen Situationen Panik hat.“ Krieg sei nie eine Lösung. Hunderte Zuhörerinnen und Zuhörer klatschten. (mit CH)

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