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Leuchtende Nachtwolken sind in manchen klaren Sommernächten als silbern leuchtende Schleier zu sehen.

© Foto (Archiv): Patrick Pleul/dpa

Potsdamer Planetariums-Chef erklärt: Warum man nachts jetzt leuchtende Wolken sehen kann

Wer sie sieht, kann sich glücklich schätzen: Teilweise bekommt man jetzt zauberhafte Nachtwolken zu sehen. Der Leiter des Urania-Planetariums erklärt, was man zurzeit alles am Himmel entdecken kann.

Potsdam - Die Tage sind schon deutlich länger geworden: Am heutigen Samstag geht die Sonne über Potsdam um 20.50 Uhr unter. Bis es wirklich dunkel geworden ist und das letzte Dämmerlicht verschwindet, dauert es fast drei Stunden. Genau genommen unterscheidet man zwischen drei Phasen: Die bürgerliche Dämmerung, während der man noch gut Zeitung lesen kann, die nautische und zum Schluss die astronomische Dämmerung. Erst mit Ende der letzten Phase kann man von wirklicher Nacht reden. Heute beginnt sie erst kurz vor Mitternacht.

Simon Plate.
Simon Plate.

© Ottmar Winter/PNN

Am Himmel sieht man jetzt das Frühlingsdreieck

Blicken Sie um diese Uhrzeit an den Sternenhimmel. Sie werden das Frühlingsdreieck, bestehend aus den hellsten Sternen des Löwen, der Jungfrau und des Bärenhüters im Westen sehen. Tief im Osten machen sich die Sommersternbilder bereit für ihren großen Auftritt: Der elegante Schwan, der Adler und die kleine Leier. Die hellsten Sterne dieser drei Konstellationen bilden ein für den Sommer markantes Dreieck. Der Schwan mit der Leier daneben entstammt der berühmten Orpheus-Sage der griechischen Antike: Mit seinem Instrument in der Hand stieg dieser begnadete Sänger in die Unterwelt hinab, um seine geliebte Eurydike zu retten. Sein Vorhaben misslang im letzten Augenblick, Eurydike musste in der Unterwelt verbleiben und die Götter versetzten Orpheus in Form eines Schwans an den Nachthimmel.

Entlang dieses sommerlichen Dreiecks sehen wir in dunklen Nächten unsere Milchstraße: Ein matt schimmerndes Band, das sich bis zum Südhorizont zieht. Sie ist die Innenansicht unserer Heimatgalaxie, die aus geschätzten 400 Milliarden Sternen, Gas- und Staubwolken besteht. Eigentlich ist sie eine flache Scheibe, mit Sternen, die sich in einer Spiralstruktur anordnen. Die Milchstraße ist unser Blick auf die Kante dieser Spiralscheibe.

Schwarze Löcher sind die geheimnisvollsten Objekte des Kosmos

Zurück an den irdischen Nachthimmel: Tiefer am Horizont nimmt die Milchstraße an Helligkeit und Ausdehnung zu. Wir blicken hier in das Zentrum unserer Galaxie. Dort, verborgen hinter Staubwolken und umringt von Sternen, befindet sich ein Schwarzes Loch von unglaublicher Ausdehnung und Masse. Schwarze Löcher sind die geheimnisvollsten Objekte unseres Kosmos: Was hier einmal hineinfällt, kommt so leicht nicht wieder heraus. Nicht einmal das Licht ist schnell genug dafür. Daher erscheinen uns diese Objekte völlig schwarz. Das Exemplar im Zentrum unserer Milchstraße besitzt eine millionenfach größere Masse als unser Heimatstern, die Sonne.

Eine Aufnahme machte vor kurzem die Runde: Auf ihr war ein orangefarbener Ring um ein schwarzes Zentrum zu sehen. Es war das erste Bild der Silhouette eines schwarzen Lochs. Das Event Horizon Telescope – einer Zusammenschaltung von Teleskopen auf der ganzen Erde – erzeugte diese Aufnahme. Zwei Zielobjekte peilte man dafür an: Das Zentrum der äußerst hell strahlenden Galaxie M87 und das Zentrum unserer eigenen Galaxie. Schließlich war man beim Schwarzen Loch in M87 erfolgreich. Auch wenn der orangefarbene Ring nicht zu den attraktivsten astronomischen Aufnahmen gehört, stellt sie einen Durchbruch dar. Ein solch weit entferntes schwarzes Loch abzubilden kommt dem Versuch gleich, von der Erde aus einen Tennisball auf der Oberfläche des Mondes zu fotografieren.

Das erste Bild eines Schwarzen Lochs.
Das erste Bild eines Schwarzen Lochs.

© Event Horizon Telescope (EHT)/dp.,

Wolken mit silbrig glänzendem Schleier

Wer in den kommenden Wochen um Mitternacht etwas mehr Zeit hat, sollte seinen Blick nach Norden richten. Dort lässt sich ein Himmelsphänomen des Sommers beobachten: Leuchtende Nachtwolken. Eine freie Sicht vorausgesetzt sehen Sie mit etwas Glück einen silbrig glänzenden Schleier knapp über dem Horizont. In der arktischen Hochatmosphäre, etwa 80 Kilometer über der Erde, treiben feine Eiskristalle und bilden Wolken. Sie liegen deutlich höher als die Wolken, die wir mit dem täglichen Wetter verbinden und maximal 13 Kilometer Höhe erreichen. Sie werden gerade noch vom Sonnenlicht erreicht, während die Sonne längst untergegangen ist. Nicht in jeder Nacht werden Sie diese Beobachtung machen können – aber schätzen Sie sich glücklich, wenn Ihnen diese zauberhaften Wolken zu Gesicht kommen.

Ein 360-Grad-Film mit Fotos des Nachthimmels wird am Samstag um 20.30 Uhr im Urania-Planetarium, Gutenbergstraße 71-72, gezeigt. Am Sonntag um 16 Uhr steht eine 360-Grad-Reise durch das Universum auf dem Programm.

www.urania-planetarium.de

Simon Plate

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