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Die Grünen in Potsdam treten bei der Bundestagswahl mit ihrer Bundesparteivorsitzenden Annalena Baerbock an.

© Andreas Klaer

Potsdamer Parteienlandschaft: Grüne überholen städtische CDU bei Mitgliederzahl

Potsdams Parteien können fast durchweg auf eine wachsende Anhängerschar verweisen, nur die Linke verliert in der Stadt Mitglieder. 

Potsdam - Im Bundestagswahljahr haben die Potsdamer Grünen erstmals mehr Mitglieder als die hiesige CDU: Das ist Ergebnis einer Umfrage der PNN bei den Spitzen von SPD, Grünen, Linken, CDU, AfD und FDP. Diese zeigt auch: Die Potsdamer Parteien starten mit deutlich unterschiedlichen Voraussetzungen in das Wahljahr, denn je mehr Mitglieder man hat, desto mehr kann man mobilisieren, Wahlplakate kleben, vor Ort mit Bürgern reden. Was auffällt: Die meisten Parteien haben in den vergangenen Jahren einen Mitgliederzuwachs verzeichnen können, bis auf die Linken.

Die meisten Mitglieder, die auch beim Wahlkampf für den nach Potsdam gezogenen SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz mithelfen können, hat weiter die SPD mit mehr als 930 Mitgliedern – ein wenig mehr als noch im vergangenen Jahr. Vor einigen Jahren, Anfang 2015, hatten die Sozialdemokraten noch 761 Genossen mit Parteibuch. Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt bei 51 Jahren. Allerdings hatte die SPD bei vergangenen Wahlen in Potsdam auch an Zustimmung verloren.

Finanzminister und Vize-Kanzler Olaf Scholz (SPD).
Finanzminister und Vize-Kanzler Olaf Scholz (SPD).

© dpa

Die Linke rutscht ab

Dahinter folgt, inzwischen mit deutlichem Abstand, die vor zehn Jahren noch mitgliederstärkste Partei in Potsdam, die Linken. Diese haben nun noch 604 Mitglieder, 2015 waren es noch 780 Genossen. Kreischef Roland Gehrmann sagte allerdings auch, die finanziellen Verluste „durch sinkende Mitgliederzahlen konnten durch steigende Beitragseinnahmen weitestgehend kompensiert werden“. 

Zugleich ist der Altersschnitt bleibt der Partei hoch, 45 Prozent der Mitglieder sind über 70 Jahre alt. Vor fünf Jahren lag dieser Anteil noch bei 53 Prozent. 10 Prozent der Genossen sind unter 30 Jahre alt, 15 Prozent zwischen 30 und 50 Jahren. Die Linken haben als Potsdamer Spitzenkandidaten ihren Bundestagsabgeordneten Norbert Müller erneut ins Rennen geschickt.

Norbert Müller (Die Linke) wurde am 5. September 2020 als Spitzenkandidat seiner Partei im Wahlkreis 61 für die Bundestagswahl 2021 nominiert. 
Norbert Müller (Die Linke) wurde am 5. September 2020 als Spitzenkandidat seiner Partei im Wahlkreis 61 für die Bundestagswahl 2021 nominiert. 

© Andreas Klaer

Um Platz drei bei den mitgliederstärksten Parteien in Potsdam haben die Grünen die derzeit von innerparteilichen Machtkämpfen erschütterte CDU abgehängt. Die Grünen gewannen in den vergangenen Jahren massiv Mitglieder, inzwischen gibt es 476. 2015 waren in der Öko-Partei noch 200 Potsdamer organisiert. Das Durchschnittsalter liege bei 43,8 Jahren, hieß es. „Wir beobachten dabei, dass vor allem viele jüngere Menschen in die Partei eintreten“, sagte Kreischefin Carolin Herrmann. Die Grünen treten in Potsdam mit ihrer Bundesparteivorsitzenden Annalena Baerbock an, ob sie wie Scholz auch Kanzlerkandidatin wird ist aber noch ungewiss.

Abgehängt von den Grünen

Bei der als chronisch zerstritten geltenden CDU sind inzwischen 442 Mitglieder registriert, hier gab es nach Parteiangaben 2015 noch 454 Potsdamer mit Parteibuch. Dabei sind 48 Prozent älter als 51 Jahre, 52 Prozent sind jünger. Bei einer Kampfabstimmung mit dem scheidenden Kreisvorsitzenden Götz Friederich hatte die Landtags- und Bundestagsabgeordnete Saskia Ludwig sich die Spitzenposition für den Wahlkampf in Potsdam gesichert.

Deutlich weniger Mitglieder haben AfD und FDP. Die Rechtspopulisten hatten nach eigenen Angaben Ende 2020 genau 115 Mitglieder, 15 mehr als noch im Jahr zuvor. Hier ist bisher öffentlich noch nicht bekannt, wer für die AfD zur Bundestagswahl in Potsdam antritt. Bei der FDP wird das Kreischefin und Bundestagsabgeordnete Linda Teuteberg sein. Ihr Verband umfasst aktuell 203 Liberale, vor fünf Jahren waren es noch 50 weniger. Der Altersschnitt liege bei 47 Jahren.

Linda Teuteberg, ehemalige FDP-Generalsekretärin.
Linda Teuteberg, ehemalige FDP-Generalsekretärin.

© ZB

Allerdings nimmt die Mitgliederzahl nicht unbedingt die tatsächliche Entscheidung bei einer Bundestagswahl in Potsdam wieder. 2017 gewann im Potsdamer  Wahlkreis 61 die CDU mit einem Stimmenanteil von knapp 25 Prozent - vor SPD und Linken mit 18,5 beziehungsweise 18,1 Prozent. Die AfD erhielt damals 13,5 Prozent, die Grünen 9,8 Prozent und die FDP 9,2 Prozent. Beim Kampf um die Erststimmen setzte sich die SPD-Kandidatin Manja Schüle gegen CDU-Kontrahentin Ludwig durch.

Nur die Grünen nannten Spendensumme

Sehr unterschiedliche Angaben machten die Parteien übrigens zum Thema Spendenaufkommen und höchste Einzelspender. Namen von Spendern nannte keiner. Einzig die Grünen nannten konkreten Summen - so habe der Potsdamer Kreisverband etwa zur Landtagswahl 2019 insgesamt rund 10.700 Euro eingeworben, bei den Wahlen in den Jahren zuvor ging es um Gesamtsummen von bis zu knapp 5000 Euro (*). 

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FDP-Chefin Teuteberg, die zwischenzeitlich auch Generalsekretärin der Bundespartei war, sprach für ihren Kreisverband von einer äußerst positiven Entwicklung des Spendenaufkommens in 2020: "Erstmals überhaupt haben wir ein sechsstelliges Spendenaufkommen erzielt und dies bereits im Jahr vor der Wahl." 

SPD-Kreischef David Kolesnyk wiederum sagte, gerade in Jahren ohne Wahlen wie 2020 würden nur wenige Spenden eingehen. Insgesamt sei das Spendenaufkommen wie auch die Mitgliederzahl "in der Entwicklung positiv". Die CDU machte keine Angaben, ebenso die AfD. Und Linke-Parteichef Roland Gehrmann sagte, man nehme grundsätzlich keine Spenden von Unternehmen und juristischen Personen an. Über Parteibeiträge und Individualspenden habe man 2020 rund 5000 Euro eingenommen, im Wahljahr 2018 sogar 12.900 Euro.

* In einer ersten Version des Textes war in Bezug auf die Grünen von Einzelspenden die Rede, die diese eingenommen hatten. Tatsächlich geht es um die Gesamteinnahmen bei Spenden pro Jahr. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

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