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Landeshauptstadt: Potsdamer Neonazis verhöhnen die Polizei

Rechtsextremisten brüsten sich mit Fackelzug / Linke ruft zu Geschlossenheit gegen Rechts auf

Waldstadt - Nach dem rechtsextremen Fackelzug durch die Waldstadt am Abend des 9. November brüsten sich Potsdamer Neonazis gegenüber der Polizei mit ihrer Aktion. Auf einer Internetseite der rechten Szene Potsdams heißt es in einem „Aktionsbericht“ zu dem Aufmarsch, bereits nach 15 Minuten sei „gemeldet“ worden, dass Anrufe in der Polizeizentrale eingehen. Danach sei der Einsatz der anrückenden Polizisten „genau verfolgt“ worden. „Das Verhalten der Polizisten war vorhersehbar, so dass man ohne weiteres sich ihrer entziehen kann“, heißt es auf der Internetseite der Rechtsextremisten wörtlich.

Ermittler werten den Kommentar als Indiz dafür, dass die Neonazis den Polizeifunk abhören konnten, sich also entsprechend professionell auf den Fackelzug vorbereitet hatten. Wegen des Aufmarschs ermittelt die Polizei wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Anrufer hatten die Polizei am Mittwochabend alarmiert, weil sie einen Marsch von bis zu 50 Personen durch Straßen in der Waldstadt II beobachtet hatten. Als die Polizei eintraf, hatte sich der Zug bereits aufgelöst. Auf den im Internet veröffentlichen Fotos der Aktion tragen die Neonazis – wie bei anderen Propaganda-Aufzügen in den vergangenen Monaten – weiße Masken über ihren Gesichtern. Der Aufmarsch habe zu Ehren „der Blutzeugen vom 9. November 1923“ stattgefunden: An diesem Tag hatte die Polizei den Hitler-Ludendorff-Putsch in München blutig niedergeschlagen. „Nationaler Sozialismus Jetzt!“ heißt es am Schluss des Berichts der Rechtsextremen.

Die Potsdamer Linke rief unterdessen dazu auf, die Bekämpfung der rechten Szene müsse Ziel aller Parteien in Potsdam sein. „Trotz politischer Differenzen sollten wir gemeinsam das Wiedererstarken der rechten Szene in Potsdam nicht aus den Augen verlieren“, so Linke-Kreischef Sascha Krämer. Die zunehmend verstärkte Aktivität von Neonazis in der Waldstadt soll morgen auch Thema im Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ sein, in dem Politiker, Initiativen der Zivilgesellschaft, Extremismusexperten und die Polizei sitzen. Als Kopf der Szene im Stadtteil Waldstadt wird der 30-jährige Stadtverordnete Marcel Guse (früher NPD) vermutet – als „Anführer der Freien Kräfte Potsdam“. Als Freie Kräfte werden nicht parteigebundene und netzwerkartig organisierte Neonazi-Gruppen bezeichnet. HK

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