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Gesellschaft für Herkules (M.). Die Figur eines römischen Patriziers wurde am Donnerstag auf den Landtag gehievt.

© Manfred Thomas

Potsdamer Mitte: Ein Römer für das Landtagsschloss

Der Skulpturenschmuck auf Brandenburgs Landesparlament ist um eine Figur reicher. Bereits am Dienstag kommt eine weitere Plastik hinzu. 

Von Peer Straube

Potsdam - Jetzt ist es ein Triumvirat – schließlich ist der Betreffende ein Römer. Ein Dreierbündnis also aus Herkules, einem Jüngling – und einer Darstellung des Marcus Manlius Capitolinus. Die Skulptur des römischen Patriziers komplettiert seit dem gestrigen Donnerstag das Figurenensemble auf dem westlichen Kopfbau des Landtagsschlosses am Alten Markt.  Zum ersten Mal seit zwei Jahren erhält das Schloss damit wieder eine der 76 Skulpturen zurück, die einst die Attika des Gebäudes krönten. Am Dienstag soll zudem die bereits lange angekündigte Adler-Figurengruppe folgen, die dann auf das Fortuna-Portal gesetzt wird. Rechnet man dessen Figuren hinzu, stehen dann bereits sieben Skulpturen oder Skulpturengruppen an ihrem alten Platz. 

Die Figur des Marcus Manlius Capitolinus ist die erste Figur, von der es keine Originalteile mehr gab, sie ist eine reine Kopie. Geschaffen hat sie der Bildhauer Andreas Klein, der unter anderem bereits an dem benachbarten Herkules gearbeitet hatte. Wie das verlorene Original von Johann Gottlieb Heymüller besteht das Kunstwerk aus Elbsandstein. Dabei war lange unklar, wen die Figur überhaupt darstellen sollte, erzählte Joachim Kuke vom Stadtschloss-Förderverein, der seit Jahren Geld für die Wiederherstellung des Skulpturenschmucks sammelt. 

Schlösserstiftung und Schlossverein forschten gemeinsam

Gemeinsam mit der Schlösserstiftung, der die Figuren gehören, wurde anhand von alten Fotos geforscht. Entlarvt wurde Capitolinus wegen des Tiers an seiner Seite: Eine Gans blickt zu dem jungen Mann auf und die verweist auf eine Überlieferung, wonach der Patrizier Rom vor einem Angriff der Barbaren gerettet hat. Der Legende nach schnatterten die Gänse und verrieten so die Angreifer, die dann zurückgeschlagen wurden. Die Skulptur des Capitolinus sei daher auch eine „Allegorie der Wachsamkeit“, erklärte Kuke. Weil dem einflussreichen Römer aber kurze Zeit später der Ruhm zu Kopf stieg, er sich zum König ausrufen wollte und deswegen hingerichtet wurde, stehe die Figur aber auch dafür, dass man „nicht überschnappen, sondern bei den Sorgen und Nöten des Volkes“ bleiben solle, sagte Kuke. Das sei doch auch eine schöne Mahnung für die Abgeordneten des Landtags, erklärte er unter dem Beifall der rund 50 Schaulustigen, die der Aufstellung der Skulptur beiwohnten.

Drei weitere Figuren hat der Verein bereits fertig, laut Kuke sollen – je nach Kassenlage – im Frühjahr 2019 zwei davon auf dem Giebel des östlichen Kopfbaus aufgestellt werden. Fünf bis sechs Millionen Euro seien nötig, um den Skulpturenschmuck in Gänze wiederherzustellen, sagte Willo Göpel vom Schloss-Förderverein. Bis es soweit ist, dürften allerdings noch Jahre, eher Jahrzehnte vergehen. Nach wie vor ungeklärt ist das Schicksal der acht Attika-Figuren auf dem Dach der Berliner Humboldt-Universität, die einst auf dem Schloss standen, die seit den 70er-Jahren aber Bestandteil des dortigen Denkmals sind. Namhafte Denkmalpfleger hatten sich wie berichtet für einen Verbleib der Figuren in Berlin ausgesprochen. Es gebe aber noch Hoffnung, so Göpel. Der neue Berliner Landeskonservator wolle den Denkmalstatus noch einmal neu prüfen lassen. 

Verein sammelt für Lückenschluss der Ringerkolonnaden

Neben den Schlossfiguren hat der Verein noch weitere Pläne. Man wolle auch Geld dafür sammeln, dass die Ringerkolonnaden ihren historischen Anschluss an das Schloss bekommen, sagte Göpel. Rund 250 000 Euro seien dafür nötig. Früher befand sich an dieser Stelle ein Durchlass, der sogar breit genug für eine Feuerwehr sei, sagte Roland Zurkuhlen von der Potsdamer Denkmalbehörde den PNN. Er würde sich freuen, wenn man die fehlenden Teile ergänzen und den alten Zustand wiederherstellen könnte. Für die Restaurierung zweier Puttengruppen und einer Vase konnte die Stadt Mittel der Deutschen Stiftung Denkmalschutz einwerben. 2019 sollen sie auf der Balustrade der Ringerkolonnaden aufgestellt werden. Ziel sei es, auch die Skulpturen von Fechtern und Ringern wieder aufzustellen, die einst zwischen den Säulen der Kolonnaden standen, sagte Zurkuhlen. Dafür werde noch Geld benötigt.  Wer für den Skulpturenschmuck spenden will, kann das im nächsten Jahr auch vor Ort tun. Landtagsarchitekt Peter Kulka habe eine Spendenbox entworfen, die 2019 im Schlosshof aufgestellt werden soll, so Göpel. Daneben kommt eine Skulptur – um das Anliegen buchstäblich plastisch zu machen.

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