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Seit Monaten trainieren die Köche der deutschen Jugend-Koch-Nationalmannschaft für die Olympiade in Stuttgart.

© Ottmar Winter

Potsdamer Metropolishalle: Beim Training für die Koch-Olympiade

In zwei Wochen messen sich die besten Köche bei der Koch-Olympiade in Stuttgart. Das deutsche Team trainiert in Babelsberg und will mit Nachhaltigkeit überzeugen. Die PNN hat in die Küche geschaut.

Von Florian Kistler

Potsdam - Auf den ersten Blick sieht es nach großem Durcheinander aus in der Küche der Metropolishalle. Köche laufen hin und her, nehmen sich Töpfe, schieben Speisen in den Ofen. Doch hinter dieser Szenerie verbirgt sich ein System, das seit Wochen trainiert wird: „Wir sind eingespielt, die Handgriffe sitzen“, sagt Köchin Lena Schmitz, während sie Pumpernickel auf einem Blech zerbröselt. Die 24-Jährige kommt aus der Eifel und ist Kapitänin der deutschen Jugend-Köche-Nationalmannschaft. Zum Reden hat sie heute nur wenig Zeit. Sie ist fokussiert und das hat einen Grund: In knapp zwei Wochen geht es für sie und fünf weitere Köche zur „Olympiade der Köche“ nach Stuttgart. Aufgeregt? „Geht noch. Es wird vermutlich schlimmer, wenn wir ankommen“, sagt Schmitz. Gerade ist Generalprobe. Der Ablauf ist routiniert. „Wir haben sogar versucht, den Aufbau der Küche in Stuttgart nachzubilden“, sagt Schmitz.

Lena Schmitz leitet die Jugend-Nationalmannschaft. Mit ihrem Team muss sie gegen 24 andere Nationen ins Rennen gehen.
Lena Schmitz leitet die Jugend-Nationalmannschaft. Mit ihrem Team muss sie gegen 24 andere Nationen ins Rennen gehen.

© Ottmar Winter

Die Jugendnationalmannschaft muss an zwei verschiedenen Tagen gegen 24 Nationen kochen, je fünf Stunden bleiben ihr dafür Zeit. Zunächst soll ein Drei-Gänge-Menü zubereitet werden, bei dem die Teams, was die Lebensmittel angeht, relativ frei sind. Das zweite Essen umfasst ein Buffet, eine Hauptspeise mit Kaninchen und ein Dessert mit zwei Hauptkomponenten, von denen eine scharf sein muss. Was die Nationalmannschaft daraus zaubert, will Schmitz aber nicht verraten: „Das ist noch alles geheim. Die Konkurrenz liest ja mit.“ 

Sauberkeit bekommt Punkte

Bei der Generalprobe der Junioren am gestrigen Montag stand der Buffet-Teil auf dem Plan. Obwohl der hiermit verbundene Aufwand hoch ist, bleibt die Küche während des Kochens blitzsauber. Sammeln sich doch einmal Wassertropfen auf der glänzenden Arbeitsfläche aus Edelstahl, wird sofort ein Tuch in die Hand genommen und drübergewischt. „Das muss so sein“, sagt Schmitz mit einem Lächeln. Die Hälfte der möglichen 100 Punkte vergibt die Jury nämlich für Arbeitssorgfalt und Hygiene in der Küche. Die restlichen Punkte hängen vom Geschmack und dem Äußeren der servierten Speisen ab.

Schmitz sagt, dass es am wichtigsten sei, an den Wettkampftagen nicht alles zu überdenken. Das dürfte allerdings schwerfallen, bei den vielen Stunden und Tagen, die man in die Vorbereitung gesteckt hat. „In den letzten Monaten haben wir zwei- bis dreimal im Monat trainiert. Aber natürlich macht man auch daheim viel“, sagt Christian Saul aus Worms, der ebenfalls im deutschen Jugendteam kocht. Der 23-Jährige ist für das Fingerfood zuständig und kümmert sich beim Drei-Gänge-Menü um die Vorspeise. Aufgeregt sei er nicht. „Das hat sich inzwischen gelegt. Als noch nicht alles gepasst hat, war es schlimmer.“

32 Nationen messen sich bei der Olympiade

In der Jugendnationalmannschaft kocht, wer unter 25 Jahre alt ist. Die Nationalmannschaft, bestehend aus älteren Köchen, fährt ebenfalls nach Stuttgart. Sie kocht allerdings mit 32 Nationen um die Medaillen.

Ronny Pietzner ist Chef des Nationalteams. 
Ronny Pietzner ist Chef des Nationalteams. 

© Ottmar Winter

Bei der Jugend steht das Team erst seit einigen Wochen fest. „Das war ein langer Prozess, bis die eigentliche Mannschaft stand, fast so wie im Leistungssport“, sagt Ronny Pietzner. Der Potsdamer Koch und Gastro-Unternehmer ist seit 2017 Teamchef der deutschen Köche-Nationalmannschaft. Er verweist auf die große Außenwirkung, die der Wettkampf auf den gesamten Beruf habe: „Das Team repräsentiert 50 000 Kollegen, und die schauen sich das an.“ Pietzner selbst sei, wie auch das gesamte Team, natürlich nervös. „Ich versuche aber Ruhe auszustrahlen“, so der Teammanager. Man habe viel Zeit und Geld in das Training gesteckt – das solle sich schließlich auch auszahlen. Und was erwartet der Teamchef persönlich? „Doppel-Gold natürlich. Wir haben eine talentierte Truppe.“ Mit dem Probeessen nach der Generalprobe sei er zufrieden: „Wir sind gut auf Kurs. Feinheiten wie Temperatur und das Schnittbild des Essens können noch verbessert werden.“ Geschmacklich sei das Essen sehr gut.

Zusammenarbeit mit Potsdamer Start-up

Man wolle nicht nur mit Talent, sondern auch mit Nachhaltigkeit und regionalen Produkten überzeugen. „Das ist unsere Philosophie und macht sich auch beim Geschirr bemerkbar“, sagt Jacob Tracy vom Hotel Rittmeister in Werder (Havel), der Co-Kapitän der Nationalmannschaft ist. „Wir haben mit einem Start-Up aus Potsdam zusammengearbeitet, das uns half, nachhaltige Präsentationsteller für Fingerfood zu gestalten.“

Die Stimmung im Jugend-Nationalteam stimmt bei der Generalprobe bereits, beim Training ist auch der Zusammenhalt gewachsen.
Die Stimmung im Jugend-Nationalteam stimmt bei der Generalprobe bereits, beim Training ist auch der Zusammenhalt gewachsen.

© Ottmar Winter

Tracy kümmert sich auch darum, dass das Equipment für die Koch-Olympiade sorgfältig verpackt ist. Duzende Töpfe, Pfannen, Messer, die mit Namensschildern versehen wurden, warten in der Metropolishalle darauf, nach Stuttgart transportiert zu werden. Außerdem versucht er, die Jugend zu unterstützen, obwohl er selbst eigentlich alle Hände voll zu tun hat: „Ich helfe gerne mal aus und greife ihnen unter die Arme, wir müssen zusammenhalten, wir sind schließlich ein Team.“

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