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Potsdamer Kolumne: PYAnissimo: Ich rege mich nicht mehr auf

Steffi Pyanoe über weihnachtliches Osterwetter und Entschleunigung.

Ein Hase macht noch keinen Frühling. Jedenfalls kein Osterhase. Da können noch so viele im Supermarkt rumliegen, der Nachtfrost bleibt. Weshalb die Marktfrau jammert: „Bärlauch gibt’s nur als Treibhausware.“

Ich habe beschlossen, mich damit abzufinden. Es tut sehr gut, so eine Entscheidung zu treffen, sie macht einen viel ruhiger. Jetzt kann kommen, was will, ist mir egal, ich muss keine Eier verstecken, ich kann Grog trinken und ein gutes Buch lesen. Immer mit der Ruhe.

Jetzt verstehe ich auch die Bauarbeiter oder vielmehr die Leitung der Bauarbeiter, die seit Anfang der Woche unsere Trinkwasserleitungen auswechseln wollen. „Los geht es am 26. März 2018“ steht in dem netten Schreiben, das neulich in unserem Briefkasten lag. Das Jahr stimmt, ich hab mich nicht verlesen. Aber das Jahr ist noch lang, und bei genauem Hinsehen haben sie schon was erledigt. Zunächst wurde die Straße gesperrt. Elf Warnbaken, fünf Verbotsschilder und zwei Zäune wurden aufgestellt. Das ist doch was. Das macht man nicht ohne einen triftigen Grund drei Tage vor einem langen Feiertagswochenende. Ich habe also Hoffnung, dass es jetzt losgeht. Eines Tages. Wenn das Wetter stimmt. „Wir planen eine Bauzeit von neun Wochen“, schreibt die Bauleitung. Die hat das voll im Blick, ich bin beruhigt.

"Ein Mann, seine Beute, ein Werkzeug."

Und außerdem wollte ich mich ja nicht mehr aufregen. Feiertage, Baustellen, Wetter, ist mir egal. Natürlich hatte ich neulich einen Rückfall. Ich hatte ein paar Blümchen in Pötte gepflanzt und hoffte, dass sie die Frostnacht überstehen. Dann wachte ich in jener Samstagnacht genau um 1.59 Uhr auf. Ganz zufällig, ich schwöre, denn so durchgeknallt, dass ich mir einen Wecker stellen würde, bin ich nun doch nicht. Ich schaute also auf die Zeitanzeige just in dem Moment, als sie auf 3 Uhr sprang. Und bin somit Zeitzeuge, dass die Sommerzeit tatsächlich über uns gekommen ist. Es hat aber nicht geholfen.

Wenn nicht am Wetter, woran merken wir dann, dass es Frühling wird und Ostern kommt? Vielleicht, wenn der Mann mit einem Schinkenbein zu Hause einmarschiert. Er ist glücklich. Er packt es sorgfältig aus, Bein, Holzbrett, Gedöns. Dann geht er in den Keller und kommt mit einem prächtigen Akkubohrschrauber zurück. Damit montiert er mit großer Geste den Schinkenbeinaufsteller zusammen. Ein Mann, seine Beute, ein Werkzeug. Hallelujah.

Meinen Ostermoment suche ich noch, aber das Suchen gehört ja auch irgendwie zum Fest. Erst mal werde ich die Bauarbeiten im Schneeregen weiter beobachten. Und wenn gar nichts Aufregendes passiert, werde ich mir hin und wieder total tiefenentschleunigt ein Fitzelchen leckeren Osterschinken runtersäbeln.

Unsere Autorin ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg.

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