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Noch herrscht Chaos. Barinhaber Alexander Michel ist gerade mit vielen Helfern dabei, das Rückholz in der Sellostraße nach einem Wasserschaden zu renovieren. Künftig soll es in der Bar einige Neuerungen geben.

© PNN / Ottmar Winter

Potsdamer Kiez-Kneipe: Das Rückholz soll im Mai wiedereröffnen

Die Bar in der Sellostraße hat seit Dezember zu – ein Wasserschaden musste behoben werden. Jetzt wird die ganze Bar renoviert. Inhaber Alexander Michel hat einen straffen Zeitplan zur Wiedereröffnung.

Von Valerie Barsig

Brandenburger Vorstadt - Noch sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen: Die Sofas sind mit Dämmmatten zugestapelt, überall liegen Kabel und Werkzeuge. Der Bartresen ist praktisch nicht mehr zu sehen und staubig ist es auch. In der Bar Rückholz gehen derzeit keine Cocktails über die Theke, sondern es wird geräumt und gewerkelt – eine Schleifmaschine ist zu hören. Das einzige, was den derzeit stattfindenden Renovierungsarbeiten trotzt, ist die gelbschirmige Tischlampe hinter der Bar und das Sammelsurium an Cocktailgläsern im Regal. Seit Mitte Dezember ist die beliebte Bar in der Brandenburger Vorstadt zu.

„Über ein halbes Jahr ist das Wasser aus einem Heizungsrohr unbemerkt in eine Zwischenwand gelaufen“, erklärt Barinhaber Alexander Michel die vorübergehende Schließung. Ein Nachbar hatte schließlich in der Einfahrt neben der Bar die nasse Fläche bemerkt. Die Außenwand musste trockengelegt, außerdem präventiv Schimmel bekämpft werden. Im Dezember war klar, dass die Bar geschlossen werden muss. Hinzu kam auch noch der vorübergehende Entzug der Schanklizenz – die hat Michel aber inzwischen wieder zurück.

Alle Mitarbeiter untergebracht

Durch das fehlende Wintergeschäft entgingen Michel Einnahmen in Höhe von mehreren Tausend Euro – für viele Bars wäre das das Todesurteil gewesen. Retten konnte Michel das Rückholz nur, weil er noch ein zweites Standbein als Architekt und Bauleiter hat. „Meine Mitarbeiter habe ich für die Zeit auch fast alle unterbringen können“, sagt er. Über befreundete Ladenbesitzer hätte er für fast alle aus seiner hauptsächlich studentischen Belegschaft eine Zwischenlösung zum Geldverdienen gefunden. Bei der Neueröffnung der Bar wollen sie alle wiederkommen. „Am liebsten würden wir mit den Potsdamern in den Mai tanzen“, kündigt der 43-Jährige an. Die Chancen stünden gut, allerdings ist der Bauplan straff.

Denn einiges soll sich im Rückholz ändern: Michel will eine kleine Bühne im Hauptraum der Bar bauen, außerdem werden einige Möbel aufgearbeitet, einige kommen auch neu dazu. Auch das Bad wird neu gestaltet. Das „Wohnzimmer der Stadt“ soll das Rückholz trotzdem bleiben. Kuschelig soll es auf den Sofas werden, ein großer Teppich auf der kleinen Bühne liegen – die Stimmung bleibt also privat. Unangetastet von der Renovierung bleiben auch die alten Kacheln der Bar – Schmuckstücke von 1900. Auch die alten kunstvoll gearbeiteten Fleischhaken der anfangs als Metzgerei genutzten Räume bleiben. „Das steht ja alles unter Denkmalschutz“, sagt Michel.

Neue GmbH gegründet

Trotzdem habe die Zwangspause auch etwas Gutes gehabt, sagt er. „Man kann an die Ecken ran, an denen man schon immer was machen wollte.“ Dazu gehört auch, die Bar künftig besser zu isolieren, damit die Nachbarn ihre Ruhe haben. Auch eine Tür in den Innenhof werde es künftig geben. Dadurch könne dieser für einige besondere Veranstaltungen geöffnet werden. Bislang gibt es nach hinten raus nur ein Fenster.

Die Zwangspause im Barbetrieb hat Michel auch genutzt, um mit einem befreundeten Koch eine neue Firma als Erweiterung des Rückholz zu gründen. Die soll künftig zusätzlich unter dem Namen Friedemanns GmbH Veranstaltungen mit Cocktails und Essen versorgen. Ein Auftritt ist bereits bei Stadt für eine Nacht geplant, sagt Michel.

Die neue Firma bedeutet allerdings auch Veränderungen für den Barbetrieb im Rückholz. Künftig wird nur noch donnerstags bis samstags geöffnet sein und nicht mehr von Montag bis Samstag. An einem zusätzlichen Tag in der Woche soll, wenn es nach Michel geht, eine Veranstaltung in der Bar stattfinden – eine Lesung, ein kleines Konzert oder die bereits etablierte Comedyveranstaltung „Gin and Jokes“. An den anderen Tagen soll die Bar vermietet werden – etwa für Geburtstage. Auch der 43-Jährige will künftig weiterhin hinter dem Tresen stehen – allerdings nur freitags. Mit 18 hat Michel das Cocktailhandwerk begonnen, neben seinem Studium war er als Barkeeper in ganz Deutschland unterwegs. Klar sei: Die Bar soll auch weiterhin ein Ort der Kommunikation im Kiez sein, sagt Michel, der die Bar 2013 übernahm. Touristen, die von Sanssouci in die Bar schwappten, seien nicht sein Hauptklientel.

Insgesamt 20.000 Euro kosten die Renovierungen im Rückholz – eine niedrige Summe, die nur zustande kommt, weil Michel als Architekt und Bauleiter in der Branche gut vernetzt ist und außerdem Hilfe von Freunden bekommt. Viele aus dem Kiez hätten ihn angerufen und Unterstützung angeboten, erzählt er. Das sei ein gutes Gefühl. „Jetzt sind wir erstmal weiter fleißig“, sagt der 43-Jährige. Damit es dann klappt, mit dem Tanz in den Mai.

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