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Marián Varga genoss zunächst eine klassische Ausbildung.

© Juraj Bartos via wikipedia CC

Potsdamer Jazzlab: Eine Hommage an Marián Varga

Das Jazzlab widmet sich dem slowakischen Komponisten am Freitag unter freiem Himmel in Geltow. Besucher:innen können auch selbst Musik machen.

Geltow - Das Potsdamer Jazzlab steht seit langem dafür, ungewöhnliche Klänge zu kultivieren und musikalische Komfortzonen zu verlassen. Für die nächste Ausgabe der Veranstaltungsreihe gilt dies doppelt: Am Freitag ab 19 Uhr findet das Jazzlab als Open-Air in Geltow statt, auf dem Gelände der alten „Maschinen und Traktoren Station“ (MTS). Die ehemalige Industriefläche soll zur Bühne für das Künstler:innen-Kollektiv Ausfahrt 4 werden, die ausschließlich Stücke des slowakischen Komponisten und Pianisten Marián Varga spielen werden, der 2017 verstorben ist.

„Unser Toningenieur Conrad Katzer hatte die Idee, weil er mit der Musik von Varga aufgewachsen ist“, sagt Jazzlab-Leiter Nicolas Schulze. „Für ihn war das eine seiner ersten musikalischen Impressionen und er hatte Lust, Varga eine Hommage zu widmen.“ Tatsächlich hat das Jazzlab schon häufiger einzelne Künstler:innen in den Fokus genommen, so etwa den Avantgarde-Musiker Moondog oder den kürzlich verstorbenen Multimediakünstler Bob Rutman.

Gründer der ersten slowakischen Artrockband

Die kommende Veranstaltung soll dazu einladen, das Werk von Varga wiederzuentdecken: Der slowakische Pianist genoss als Kind zunächst eine klassische Ausbildung, trat dann aber der Rockband Prúdy bei und gründete 1969 mit Collegium Musicum die erste slowakische Artrockband. In dieser vermischte Varga ähnlich wie Emerson, Lake & Palmer Rockmusik mit klassischen Motiven von Haydn, Bartók oder Strawinsky und konnte damit in seiner Heimat große Erfolge feiern.

Jazzlab-Leiter Nicolas Schulze.
Jazzlab-Leiter Nicolas Schulze.

© Privat

Nach der Auflösung von Collegium Musicum im Jahr 1979 startete Varga eine erfolgreiche Solokarriere und komponierte unter anderem ein Rockmusical; vor allem in Tschechien war er sehr beliebt. Das Jazzlab widmet sich Vargas Musik von den 60er-Jahren bis zu seinem Tod. Die Stücke stellen Schulze, der auch Teil der Band ist, vor gewisse Herausforderungen: „Ich werde Hammondorgel spielen, was eigentlich gar nicht mein Instrument ist.“ Er freue sich jedoch sehr auf den Abend: „Das Jazzlab ist ja schließlich immer ein Spielplatz zum Ausprobieren.“

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Szenische Lesungen mit Videoeinspielungen

Zwischen den Songs soll es zu szenischen Lesungen mit Videoeinspielungen kommen, in denen Vargas Biographie nacherzählt wird: „Er war ein sehr offener Mensch, der vielen Freunden geholfen hat; seine Wohnung war nie abgeschlossen, alle konnten zu ihm kommen“, sagt Schulze. Aber er hatte auch seine Abgründe: So hatte Varga bereits sehr früh angefangen zu trinken und war lange Zeit schwerer Alkoholiker. „Leider galt das in diesen Künstlerkreisen damals als Teil des Lebensstils“, so Schulze.

Das siebenköpfige Kollektiv Ausfahrt 4 besteht größtenteils aus Licht- und Tontechniker:innen des T-Werks Potsdam, die zum Teil in mehreren Bands aktiv sind und auch das Festival „Frei(t)räume“ am neunten Juli der Schiffbauergasse organisieren. Durch Conrad Katzer, der bei Ausfahrt 4 den Bass bedient, kam auch die Entscheidung für den ungewöhnlichen Auftrittsort: Der Tontechniker und Musiker wohnt auf dem ehemaligen MTS-Gelände.

Der Eintritt zum Jazzlab ist wie immer frei. Im Anschluss gibt es eine Open-Stage, bei der Besucher:innen selbst Musik machen und improvisieren können. 

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