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Unbekannte haben die Kirche an Pfingsten beschmiert.

© Ottmar Winter PNN

Potsdamer Heilandskirche: Entsetzen und Wut nach Vandalismus

Die Schmierereien an der Sacrower Heilandskirche sollen noch diese Woche entfernt werden. Der polizeiliche Staatsschutz der Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übernommen.

Potsdam - Die Graffiti-Schmierereien an der Sacrower Heilandskirche sollen noch in dieser Woche professionell entfernt werden. Denn schon am Wochenende soll in der Kirche unter anderem eine Trauung stattfinden, sagte Karl-Heinrich von Bothmer, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates und Vorstand der Initiative Ars Sacrow zur Förderung des Kulturerbes in Sacrow, den PNN am Mittwoch. Ein Kostenvoranschlag liege mittlerweile vor. 

Demnach betragen die Kosten zwar nicht wie zunächst befürchtet mehrere zehntausend Euro, aber doch mehrere tausend Euro. Ob das von der Landeskirche oder der Gemeinde übernommen und/oder eine Spendenaktion nötig wird, sei noch unklar. Eigentlich wolle man „die Spendenbereitschaft der Menschen nicht nutzen, um die Schandtaten anderer wegzumachen“, sagte von Bothmer. Aber es sei nicht ausgeschlossen, dass das nötig wird.

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Wie berichtet hatten Unbekannte die zum Potsdamer Weltkulturerbe gehörende Kirche im früheren deutsch-deutschen Grenzgebiet über Pfingsten mit kirchen- und staatskritischen Graffiti-Schriftzügen verunstaltet. Unter anderem ist mehrfach das eingekreiste A, das in der autonomen Szene verbreitete Symbol für Anarchismus, zu sehen. Wegen eines möglichen politischen Hintergrundes hat der polizeiliche Staatsschutz der Kriminalpolizei der Polizeidirektion West die Ermittlungen übernommen, wie eine Polizeisprecherin am Mittwoch den PNN bestätigte. Darüber hatte zuerst die Märkische Allgemeine Zeitung berichtet.

Kulturministerin Schüle "fassungslos und wütend", Superintendentin Zädow bestürzt

Die Tat sorgte in Potsdam bei vielen für Entsetzen. Am Mittwoch äußerte auch Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) ihr Unverständnis: Die Schmierereien machten sie „fassungslos und wütend“, hieß es in einer Mitteilung. Für seine politischen Überzeugungen dürfe man eintreten, aber Pöbeleien hätten an Kirchenmauern oder anderen Gebäuden nichts verloren, so Schüle: „Das ist nicht nur Vandalismus an einem Denkmal, sondern auch Schändung einer Kirche mit der Verächtlichmachung dessen, was anderen lieb, teuer, wertvoll und heilig ist.“ Sowohl das Weltkulturerbe als auch die Religionsfreiheit müssten mit Respekt behandelt werden.

Auch Potsdams Superintendentin Angelika Zädow reagierte bestürzt: „Wer sich am Eigentum anderer vergreift, handelt respektlos und kriminell“, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Unter Verweis auf eine bevorstehende Trauerfeier, Taufen und Trauungen erklärte sie: „Gerade wenn Menschen in ihrer Trauer oder in ihrer Freude mit solchen Schmierereien belästigt werden, finde ich das bodenlos.“

Die Polizei prüft unterdessen auch einen Zusammenhang mit Graffiti-Schmierereien in der Innenstadt in der vergangenen Woche. Das passiere bei Vorfällen in örtlicher oder zeitlicher Nähe grundsätzlich, sagte eine Sprecherin den PNN. Betroffen war wie berichtet als prominenteste Adresse ein Gebäude in der Yorkstraße, in dem die Gesetzestreue Jüdische Gemeinde Büros hat. Die Polizei hatte in einer ersten Meldung von Schmierereien an „mehreren Gebäuden“ gesprochen. Eine Sprecherin konnte auf PNN-Nachfrage keine weiteren Details nennen. (mit epd)

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