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Auf der Langen Brücke wurden am Dienstag neue Fahrradständer in Betrieb genommen.

© Andreas Klaer/PNN

Potsdamer Hauptbahnhof: Mehr Radstellplätze gegen das Parkchaos

Am Potsdamer Hauptbahnhof wurden 30 zusätzliche Abstellmöglichkeiten geschaffen - insgesamt gibt es jetzt 580. Damit soll auch die Flut achtlos abgestellter Fahrräder eingedämmt werden. 

Potsdam - Die Stadt hat auf den chronischen Mangel an Abstellmöglichkeiten für Fahrräder reagiert und 30 neue Stellplätze geschaffen. An der Langen Brücke wurden am Dienstag sechs sogenannte Fahrradparker montiert. Bei Bedarf soll das Angebot erweitert werden. „Wir beobachten, wie es läuft und werden gegebenenfalls mehr Stellplätze anbauen“, sagte Verkehrsdezernent Bernd Rubelt (parteilos) bei der Einweihung. Platz für bis zu 100 Fahrräder sei theoretisch denkbar. 

„Mit den Abstellplätzen unterstützen wir die Fahrradfahrer und wollen gleichzeitig ein Zeichen setzen, dass wir die Bedingungen für die Radfahrer verbessern.“ Um den Blick auf die neuen Stellplätze zu lenken, wurde ein Schild angebracht, das auf die Parkmöglichkeiten hinweist. Wenn es nach dem städtischen Radverkehrsbeauftragten Torsten von Einem gegangen wäre, hätten die Fahrradständer bereits im April genutzt werden können. „Leider gab es Lieferschwierigkeiten. Deshalb sind wir jetzt erst zum Ende der Fahrradsaison bereit“, so von Einem.

Die Flut der Räder an den Eingängen soll eingedämmt werden

„Gute und sichere Stellplätze“ für die Räder seien wichtig, so Rubelt. „Nur, wer sein Fahrrad mit einem guten und sicheren Gefühl abstellen kann, werde das Angebot nutzen, öfter bei kurzen Wegen aufs Rad steigen und bei längeren das Rad mit öffentlichen Verkehrsmitteln kombinieren, erklärte der Beigeordnete. 

Mit der Installation der neuen Radparker soll zugleich die Flut von oft achtlos abgestellten Fahrrädern an den Bahnhofspassagen und den Zugängen zu den Bahnsteigen eingedämmt werden. „Vom Leipziger Dreieck in die Innenstadt behindern die abgestellten Räder die Fußgänger. Das soll sich jetzt ändern“, so von Einem. Die Stadt habe sich dazu mit dem Management der Bahnhofspassagen verständigt, um gegen die Fahrradparker vorzugehen. Dort ist das Abstellen, wie auf Schildern gekennzeichnet ist, eigentlich nicht erlaubt. An das Verbot halten sich jedoch nur wenige. „Das ist ein Kampf gegen Windmühlen“, so von Einem.

Schrottreife Fahrräder werden entfernt

Unter den abgestellten Rädern befinden sich auch immer wieder Fahrräder, die über Wochen oder gar Monate nicht bewegt werden. Diese Problematik sei ihm bewusst und die Stadt gehe auch dagegen vor, sagte von Einem. „Wir schauen zwei Mal im Jahr, welche Fahrräder Schrott sind. Gegebenenfalls werden die dann entfernt.“ Schrottreif sei ein Rad, wenn die Reparaturkosten höher als der Zeitwert sind. „Wir müssen das von Fall zu Fall abschätzen“, so von Einem. Im vergangenen Sommer seien aus diesem Grund vier Räder entfernt worden. Auch die Bahnhofspassagen würden zweimal jährlich die Räder überprüfen und wenn nötig entfernen.

Mit den 30 neuen Stellplätzen gibt es in der Nähe des Hauptbahnhofs inzwischen 580 Parkmöglichkeiten für Fahrräder. Für weitere Verbesserungsmaßnahmen im Eingangsbereich der Kreuzung Lange Brücke/Babelsberger Straße wurde bereits eine Planung beauftragt. Hinzu kommen noch weitere 550 Stellplätze in der Tiefgarage der Bahnhofspassagen. Sie wurde Ende November 2015 eingeweiht und soll den Radfahrern die mühselige Suche nach einem Parkplatz am Bahnhof erleichtern. Das Abstellen ist hier jedoch kostenpflichtig. Dafür werden die abgestellten Räder dort bewacht und sind vor der Witterung geschützt. Diese gesicherten Stellplätze werden laut von Einem auch entsprechend häufig genutzt. „Die Auslastung liegt bei rund 70 Prozent.“ Eine Tageskarte kostet dort einen Euro, ein Jahresticket 100 Euro.

Fast 2000 Räder wurden letztes Jahr geklaut

Wie notwendig geschützte Fahrradstellplätze leider immer noch sind, zeigen Zahlen der Polizeidirektion West. 2018 wurden in Potsdam 1986 Fahrraddiebstähle gemeldet. Zum Vergleich: 2017 waren es noch 1416, 2016 wiederum 1836. Die Aufklärungsquote lag 2018 mit nur 5,2 Prozent jedoch weit unter jener in den Jahren 2017 (20,9 Prozent) und 2016 mit 23,7 Prozent.

Die Verkehrsverwaltung geht mit den zusätzlichen Stellplätzen einen weiteren Schritt in Richtung fahrradfreundliche Stadt. Bereits im Mai 2017 wurde durch die Stadtverordnetenversammlung ein Radverkehrskonzept beschlossen. Auf mehr als 300 Seiten wird dort der Kurs bis zum Jahr 2025 vorgegeben. Darin enthalten sind Maßnahmen, um die Radverkehrsinfrastruktur zu verbessern und eine Prioritätenliste mit Radwegen. Auch wurden darin die bestehenden Radwege dokumentiert und ein Zielnetz vorgegeben.

Umgesetzt wurden unter anderem bereits die Radverkehrsführung auf der abknickenden Vorfahrtsstraße in beide Fahrtrichtungen in der Rückertstraße/ Ecke Marquardter Chaussee und der Radfahrstreifen stadtauswärts in der Zeppelinstraße zwischen Geschwister-Scholl-Straße und Kastanienallee. „Das waren oft erst kleinere Maßnahmen bisher, aber ich bin damit auf jeden Fall zufrieden“, so von Einem. Zum Konzept gehört auch das Fahrradverleihsystem „PotsdamRad“. Mit dem können an 30 baulichen und sechs virtuellen Stationen mehr als 200 Fahrräder in Potsdam geliehen werden.

Florian Kistler

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