zum Hauptinhalt
Zuversichtlich. Gastronomin Lena Mauer denkt trotz Einbußen nicht ans Aufgeben.

© Carsten Holm

Potsdamer Gastronomen in der Coronakrise: Klamme Kassen, aber auch Optimismus

Wie Potsdamer Gastronomen mit den Folgen der Coronakrise umgehen und die neuen Regeln umsetzen.

Von Carsten Holm

Potsdamer Gastronomen leiden unter den Folgen der Coronakrise – aber sie lassen sich nicht unterkriegen. Wen auch immer die PNN über Pfingsten fragten, der beschrieb den niedrigen Füllstand seiner Kasse – aber auch die Begeisterung, nach zwei Monaten erzwungenen Stillstands endlich wieder Gäste bewirten zu können.

[Abonnieren Sie kostenlos den neuen PNN-Newsletter "Potsdam Heute": Hier geht es zur Anmeldung.]

Der Staat hat "sehr geholfen"

In seiner „Pizzeria Toscana” in Babelsberg an der Rudolf-Breitscheid-Straße sitzt Giorgio Cuccia. Am Pfingstsonntag zur späten Nachmittagszeit sind alle Tische auf der Terrasse voll besetzt, die Sonne taucht sie in ein warmes Licht. Der Patron, der in Potsdam drei Pizzerien und drei Eiscafés betreibt, erzählt, dass er sich zu Beginn der Krise Sorgen gemacht habe. „Aber ich dachte immer: wir schaffen das.” Er preist den Staat: Die 30.000 Euro Soforthilfe hätten „sehr geholfen”. Er hat seine Rücklagen angreifen müssen, „aber wer wie ich nach neun Jahren Gastronomie keine hat, der hat wohl etwas falsch gemacht”. Die Umsatzeinbußen beziffert er auf 25 bis 30 Prozent, „doch wir kommen da durch”. Ebenfalls in Babelsberg, an der Karl-Liebknecht-Straße, serviert Halili Abdinaser in seiner „Trattoria Zille” italienische Küche. Sein Umsatzminus beziffert er auf 40 Prozent, die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, aber er will alle sieben halten. „Ich warte die Entwicklung im Juni ab”, sagt er, „dann weiß ich, mit wie vielen wir arbeiten können”. Abdinaser hat einen Notplan für die Krise: „Ich gehe dann selbst in die Küche, kochen kann ich zum Glück ja.“

"Wir hatten Angst"

Manche Gastronomen machen kein Hehl daraus, wie sehr sie gelitten haben, als ihre Küchen vielfach kalt bleiben mussten. „Wir saßen zu Hause und waren sehr traurig. Und wir hatten Angst”, sagt Kasilavis Spyridon, Inhaber der „Taverna Mesedopolio To Steki“ an der Gutenbergstraße, „aber jetzt sind wir sehr, sehr glücklich”. Die Spyridons servieren wieder ihre Meses, traditionelle griechische Vorspeisen von weißer Fischrogencreme vom Stockfisch bis zu Oktopussalat. Sie erreichen schon wieder 80 Prozent ihres Umsatzes vor der Schließung.

Staatszuschüsse halfen auch Lena Mauer. Die studierte Betriebswirtin, die in Potsdam die „Theaterklause” an der Zimmerstraße, das „Café Midi” im Treffpunkt Freizeit am Neuen Garten, die „fabrik-Küche“ an der Schiffbauergasse sowie das „Otto”, die Kantine des Hans Otto Theaters, betreibt, musste die Zahl ihrer Mitarbeiter von 40 auf 30 reduzieren. Unter anderem brach eines ihrer wichtigsten Standbeine weg, das Catering: Jahresumsatz rund eine Million Euro. „Ich habe aber nie ans Aufgeben gedacht”, sagte sie den PNN. Die „Theaterklause” und das „Café Midi” würden „peu à peu wieder hochgefahren”, zunächst werktags von 10 bis 16 Uhr.

Manch einer hadert mit den Corona- Auflagen. Bengt Rudolph, Inhaber der „Brasserie zu Gutenberg” an der Jägerstraße, gehört dazu: „Das Geschäft zieht jetzt zwar durch Touristen ein bisschen an, aber wir haben ein Umsatzminus von 30 bis 50 Prozent.“ Seinen beiden Bars, dem „Happy hour” in Babelsberg und dem „Happy hour 2“ an der Kurfürstenstraße, machten die Öffnungszeiten zu schaffen. „Um 22 Uhr müssen wir schließen, da haben wir sonst noch sechs Stunden vor uns”, so Rudolph, „wir schicken Gäste nach Hause, die gern noch eine Flasche Wein bestellen würden. Wo die bleiben ist klar: Dutzende stehen dann vor dem Späti herum.”

Ein Kniff und "Sterne-Menü-Boxen"

In „Kades Restaurant” auf dem Pfingstberg in der Nauener Vorstadt war die Terrasse während der Pfingsttage bestens belegt. Inhaber Mario Kade darf darf wegen des Abstandsgebots zwar nur 48 Prozent seiner Plätze reservieren, macht die Einbußen aber mit einem Kniff wett: Er nimmt Buchungen in Zeitfenstern entgegen: zu um 11.30 Uhr, 14, 17 und 19 Uhr.

Platzfrage. Bei „Kades Restaurant“ am Pfingstberg darf nur rund jeder zweite Platz genutzt werden. Gäste können sich Tische für feste Zeitslots reservieren.
Platzfrage. Bei „Kades Restaurant“ am Pfingstberg darf nur rund jeder zweite Platz genutzt werden. Gäste können sich Tische für feste Zeitslots reservieren.

© Ottmar Winter

Kaum dass die Restaurants wieder ihre Türen öffneten, freuten sich auch Claudia und Jörg Frankenhäuser, Gastgeber des Sterne-Restaurants „Kochzimmer" am Neuen Markt in der Innenstadt über die Vielzahl von Reservierungen. Allein: Wegen des Abstandsgebots können sie nur Buchungen für 24 Plätze entgegennehmen. Jörg Frankenhäuser hat während des Lockdowns die so genannten „Sterne-Menü-Boxen” erfunden – vorgekochte, edle Küche zum Abholen oder per Lieferservice. Sie werden von Frankenhäuser auch weiterhin angeboten. 

Was der Patron jetzt beobachtet hat: „Unsere Gäste konsumieren zum Teil mehr als vorher. Wir haben den Eindruck, sie wollen es sich bei uns richtig gutgehen lassen.”

Ausgehtipps für Potsdam: Die besten Restaurants für jeden Tag

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false