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Potsdamer Blutbuche: Roter Fleck auf grünem Grund

Für die gefällte Blutbuche vor dem Babelsberger Schloss wurde jetzt ein Ersatzbaum gepflanzt.

Babelsberg - Seitdem vor einigen Wochen die kranke Blutbuche auf der Wiese unterhalb von Schloss Babelsberg gefällt werden musste, hat sich der vertraute Blick vom Schloss in Richtung Havel deutlich verändert. Die Blutbuche, die im vergangenen Jahr nur noch ein schütteres Kleid aus rötlichen Blättern trug, war ein markanter Punkt in der Parklandschaft. Dieser große rote Fleck auf grüner Wiese – er gehörte zum Landschaftsbild dazu.

Am Mittwoch hat die Schlösserstiftung nun einen neuen Baum an derselben Stelle gepflanzt. Natürlich ist es entsprechend dem historischen Vorbild wieder eine Blutbuche, schätzungsweise etwa 3,50 Meter hoch. Im Moment noch: ein kleiner roter Fleck auf grüner Wiese. Er soll möglichst bald den Verlust des Altbaums vergessen machen. Die historische Blutbuche war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Plänen von Hermann Fürst von Pückler-Muskau gepflanzt worden. Eine dendrochronologische Untersuchung ergab, dass der Baum 166 Jahre alt wurde. Demnach war die Babelsberger Blutbuche im Jahr 1851 gekeimt.

Eine Buche aus Muskau

Der jetzt als Ersatz gepflanzte 19 Jahre alte Jungbaum ist eine Nachzucht der einstigen großen Blutbuche, die vor dem Bad Muskauer Schloss stand. Pückler, der auf Schloss Muskau geboren wurde, hatte den dortigen Baum 1826 bereits als Großbaum pflanzen lassen. Als mächtiger Solitär stand diese Blutbuche an der Rampe des Muskauer Schlosses – bis auch sie vor einigen Jahren aus Krankheitsgründen gefällt werden musste. Rechtzeitig zuvor hatten die Gärtner jedoch 1999 einige Reiser von der betagten Muskauer Buche abgeschnitten, um aus ihnen neue Bäume zu züchten. Die Reiser wurden auf Rotbuchen gepfropft. Eine Gärtnerei im Raum Frankfurt/Main übernahm die Anzucht. Das nun in Babelsberg gepflanzte Exemplar ist aus einem dieser gleichsam historischen Muskauer Reiser entstanden.

„Es ist eine schöne symbolische Verbindungslinie“, sagte Cord Panning, Geschäftsführer der Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau gestern. „Pückler ist 1843 aus Muskau gekommen, um hier den Park zu gestalten“, erklärte Panning in Babelsberg. „Und jetzt kommt die Blutbuche aus Muskau.“ Die junge Buche ist ein Geschenk der Muskauer Stiftung.

Zwischen Schloss Babelsberg und der Havel

Bevor der junge Baum gestern an seinen endgültigen Standort gesetzt wurde, war er mehrfach gereist: Von Muskau ging es zunächst als Edelreis zur Spezialgärtnerei nahe Frankfurt, von dort als kleiner Baum zurück nach Muskau. Im Jahre 2016 wurde die Blutbuche für vier Monate auf dem Dach der Bonner Bundeskunsthalle präsentiert, wo im Rahmen der großen Pückler-Ausstellung „Parkomanie – Die Gartenlandschaften des Fürsten Pückler in Muskau, Babelsberg und Branitz“ ein Pücklerscher Beispielgarten erblühte. Nach dem Ende der dortigen Ausstellung transportierte man den Baum nach Potsdam, wo er noch ein Jahr bei der Schlösserstiftung auf seinen jetzigen Standort warten musste.

Und nun also der prominente Platz auf dem sogenannten Bowlinggreen zwischen Schloss Babelsberg und der Havel. Mit dem Wort Bowlinggreen wird seit der Barockzeit eine kurz geschnittene Rasenfläche in Parkanlagen bezeichnet. Im Barock hatte man auf solchen Flächen verschiedene Rasenspiele veranstaltet – daher auch der Name Bowlinggreen, wie Michael Rohde, Gartendirektor der Schlösserstiftung erläuterte.

Sanierungsarbeiten in Schlos und Park

Rohde gab auch einen kleinen Ausblick auf die anstehenden Arbeiten im Babelsberger Park. So wolle man weitere, noch fehlende historische Wasserspiele wiederherstellen. Auch die unterirdischen Anlagen zur Bewässerung des Parks sollen komplettiert werden. Doch zunächst müssen einzelne Flächen im Park auf eventuelle Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht werden. Noch in diesem Jahr sind entsprechende Arbeiten geplant, sagte Rohde. Die Stiftung benötige für die kostspielige Munitionssuche und gegebenenfalls deren Beseitigung aber noch Fördermittel, so der Gartendirektor.

Auch am Schlossbau selbst sollen die Sanierungsarbeiten weitergehen. In den kommenden beiden Jahren will die Stiftung die Haustechnik sanieren, sagte Schlossbereichsleiter Jörg Kirschstein. Die Blaue Terrasse – schaut man vom gerade gepflanzten Baum auf das Schloss, ist sie am linken Rand des Gebäudes zu sehen – soll bis zum Jahr 2021 entsprechend den historischen Maßen verlängert werden. Ob bis dahin auch der historische Brunnen am Ende der Terrasse wiederhergestellt sein wird, ist Kirschstein zufolge noch unsicher.

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