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Keine Ersatzlehrer – was soll denn das? So hätte das wohl vollständig heißen können. Doch wer sich kurz und knapp ausdrückt wird auch verstanden.

© Andreas Klaer

Potsdamer Bildungsbündnis: „Unterrichtsausfall nicht akzeptabel“

Der Zufall sorgte am Samstagmittag für eine spezielle Symbolik: Die vom Potsdamer Bildungsbündnis auf dem Luisenplatz veranstaltete Demonstration sollte eigentlich symbolträchtig fünf Minuten vor zwölf enden.

Innenstadt -  So hatten es die Veranstalter im Vorfeld angekündigt. Doch der letzte Redner schloss seinen Beitrag erst ausgerechnet fünf Minuten nach Zwölf. Symbolik hin oder her – alle Redner waren sich an diesem Vormittag darin einig, dass die Brandenburger Schulpolitik schnellstmöglich verbessert werden müsse. Es dürfe nicht weiterhin zu derart massiven Unterrichtsausfällen wie bisher kommen.

Laut Bettina Wissig, Sprecherin des Potsdamer Bildungsbündnisses, waren dem Aufruf zur Demonstration unter dem Motto „Bildung darf nicht ausfallen!“ am Samstag etwa 300 Menschen gefolgt. Es dürften fast ausschließlich Eltern gewesen sein, die sich in Sorge um die schulische Entwicklung ihrer Kinder auf dem Luisenplatz versammelten. Mit Plakaten wie „Keine Kürzung bei Bildung“ oder „Wir wollen Anhebung der Lehrerreserve“ machten einige von ihnen unübersehbar klar, was sie von der Landesregierung fordern.

Sören Herms, Vorsitzender des Landesschülerrats, illustrierte die Problematik in seiner Rede anhand eines Beispiels. So hätten allein an einer bestimmten Brandenburger Schule im Verlauf eines Jahres über 1000 Unterrichtsstunden nicht planmäßig stattgefunden. Dies habe zwar für die dortigen Schüler nicht 1000 Stunden Unterrichtsausfall bedeutet, jedoch sei Fachunterricht beispielsweise durch Unterricht in anderen Fächern ersetzt worden. Teils seien die Stunden aber auch ganz ausgefallen. Herms forderte „mehr Flexibilität“ für die Schulen, damit weniger Unterricht ausfällt. „So kann und darf es in Brandenburg nicht weitergehen“, erklärte der Schülervertreter.

Auch Vertreter der Brandenburger Oppositionsparteien geißelten die Schulpolitik der rot-roten Landesregierung. Dieter Dombrowski, Generalsekretär der Brandenburger CDU, verlas einen Brief seiner Tochter Sophie, die selbst Schülerin ist. Sie berichtete darin von Unterrichtsausfällen und immer volleren Kursen, in denen bis zu 30 Schüler „zusammengepfercht“ seien.

Marie Luise von Halem, stellvertretende Fraktionschefin der Bündnisgrünen im Brandenburger Landtag, sagte, durch die Bildungspolitik der Landesregierung würden „die ökonomischen Chancen unseres Landes verschleudert“. Noch immer sei die Zahl der ausscheidenden Lehrer höher als die der Neueinstellungen. Zudem rechne sich die Landesregierung den Unterrichtsausfall schön. Die Regierung gebe an, dass nur 1,7 Prozent des Unterrichts ausfielen. Hierin sei jedoch ausfallbedingte „Stillbeschäftigung“ von Schülern nicht eingerechnet. Unterrichte ein Lehrer aus Mangel an Lehrkräften zwei Klassen parallel, rechne dies die Landesregierung ebenfalls nicht als Unterrichtsausfall.

Der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Brandenburger Landtag, Andreas Büttner, erklärte, Bildung müsse in Brandenburg „wirklich wieder Priorität haben“. Auch der Unterrichtsausfall an den Oberstufenzentren sei „nicht akzeptabel“. Die Vertretungsreserve müsse deutlich erhöht werden. Frank Kramer, Lehrer im Schulamtsbezirk Cottbus, machte in seiner Rede gleich einen konkreten Vorschlag: „Der Kurs muss sein, acht Prozent Vertretungsreserve“. Nach Angaben der Sprecherin des Bildungsbündnisses, Bettina Wissig, liegt diese Reserve derzeit bei drei Prozent.

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