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Auf den Parkplatz zum Selbstpflückefeld des Obstguts Marquardt kommen Autofahrer derzeit nur über eine langwierige Umleitung. 

© Andreas Klaer

Potsdamer Bauer verärgert: Straßensperre sorgt für verdorbene Erdbeeren

Die Stadtverwaltung weist Forderungen des Obstguts Marquardt für eine Verschiebung von Bauarbeiten an den Selbstpflückefeldern des landwirtschaftlichen Betriebs zurück.

Potsdam - Wegen einer von der Stadtverwaltung beauftragten Straßensperrung verderben bei Marquardt viele Erdbeeren. Betroffen ist das Obstgut Marquardt von Lutz Kleinert, der sich nun durch einen Anwalt vertreten lässt. Er hat den Jurist Yves Bivour eingeschaltet, nachdem die Stadtverwaltung an der Bundesstraße 273 am Kreisel die Ausfahrt nach Fahrland hat sperren lassen – womit Autofahrer von dort nicht mehr auf die Parkplätze der zwei Hektar großen Obstgutflächen kommen. 

„Da aber gerade jetzt Erdbeeren geerntet werden müssen und mein Mandant so einen erheblichen Teil seines Jahresumsatzes erzielt, ist diese verkehrsrechtliche Sperrung eine Katastrophe“, sagte Anwalt Bivour den PNN. Nur über einen kilometerlangen und bis mindestens Dienstag auch gar nicht richtig ausgeschilderten Umweg komme man per Auto noch zu dem Feld und den Parkplätzen.

Große Mengen der Früchte verderben an den Pflanzen.
Große Mengen der Früchte verderben an den Pflanzen.

© Andreas Klaer

Selbst ein Eilverfahren beim Verwaltungsgericht war zwischenzeitlich erwogen worden. Doch das nütze nichts, sagte Bivour. „Selbst wenn das Gericht bis Ende dieser Woche zu unseren Gunsten entschieden hätte, wären Unmengen an Erdbeeren verdorben.“ Daher sollen nun zusätzliche Erntehelfer so viele Erdbeeren abernten wie möglich – die Vermarktung müsse man aber noch klären, so der Jurist.

Und dann habe Kleinert noch eine weitere Sorge: An einem anderen Kreisverkehr in der Nähe sei vermutlich ab 7. Juli eine ähnliche Sperre geplant, was wiederum den an Wochenenden „hoch frequentierten Hofladen meiner Mandantschaft sowie die aktuell für Selbstpflücker offene Süßkirschenplantage“ betreffe, so Bivour: „Leider hat die Stadt Potsdam es nicht für notwendig erachtet, meinen Mandanten als unmittelbar Betroffenen beider Sperrungen in die Planungen mit einzubeziehen.“ 

So hätte man aus Sicht von Bivour zum Beispiel die Bauzeit außerhalb der Erntezeit durchführen können. Mit seiner Argumentation und einer Aufforderung zur unverzüglichen Klärung hat sich der Anwalt bereits am Dienstagabend an die Stadtverwaltung gewandt.

Rathaus erklärt sich und weist Kritik zurück

Dort reagierte man am Mittwochnachmittag auf PNN-Anfrage. Bei den Arbeiten an beiden Kreiseln gehe es um die dringende Erneuerung des Fahrbahnbelags „wegen fehlender Griffigkeit“ sowie die Anlage von neuen Rad- und Gehwegen sowie um die Hauptzufahrt zur geplanten neuen Mobilitätsdrehscheibe am Bahnhof Marquardt, sagte eine Rathaussprecherin. Mit einer Aufhebung der Sperrung würde der „generell enge Zeitplan zur Eröffnung der Mobilitätsdrehscheibe Ende des Jahres 2022 aufgekündigt werden müssen“. 

Der Andrang am Obstgut hält sich aktuell in Grenzen.
Der Andrang am Obstgut hält sich aktuell in Grenzen.

© Andreas Klaer

Der Ausbau der Kreisel erfolge auch, um die verkehrsärmere Zeit im Sommer zu nutzen. Über die Baumaßnahmen sei unter anderem im Ortsbeirat Marquardt informiert worden, aber auch in Pressemitteilungen. Man habe auch „mit dem Betreiber des Obstgutes gesprochen, allerdings konnten keine gemeinsamen Lösungen gefunden werden“. 

Die Sprecherin sagte auch: „Das Obstgut ist erreichbar. Nur der Kfz-Verkehr hat längere Umwege in Kauf zu nehmen.“ Mit der gefundenen Lösung habe man auch ein Überstauen vor Ort vermeiden wollen. Zur PNN-Anfrage, ob sich die Stadt in der Pflicht zur Zahlung von Schadensersatz sieht, sagte die Sprecherin: „Bei Straßenbaumaßnahmen ist es ungewöhnlich, dass Schadensersatzzahlungen zum Tragen kommen.“

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