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Zwischenstation Mond? Ob ins Logistik-Drehkreuz Havelland oder zu den Industriestandorten rund um Ludwigsfelde: Für Jobsuchende aus Potsdam, die auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind, ist der Weg dorthin oft umständlich. Hier braucht es eine bessere Vernetzung, fordert Agenturchefin Ramona Schröder. 

© Andreas Klaer

Potsdamer Arbeitsmarkt: Arbeitsagentur: Nahverkehr verbessern

Die Chefin der Potsdamer Arbeitsagentur Ramona Schröder fordert mehr und schnellere Verbindungen ins Potsdamer Umland. 

Von Matthias Matern

Im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit und den Fachkräftemangel in der Region Potsdam fordert die Chefin der Potsdamer Arbeitsagentur Ramona Schröder eine deutlich bessere Anbindung der Stadt an die umliegenden Gemeinden. „Es muss einfach möglich sein, von Potsdam nach Ludwigsfelde und Großbeeren und zurück zu kommen ohne jedes Mal über den Mond fliegen zu müssen – und das am besten alle halbe Stunde“, sagte Schröder am Freitag in Potsdam bei der Vorstellung der Jahresbilanz der Agentur. Den Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit in der Region hatte sich die Arbeitsagentur zuletzt als eines der zentralen Ziele ihrer Arbeit gesteckt. 

Logistikbranche boomt weiter

Wichtig sei dafür unter anderem aber ein verbesserter öffentlicher Nahverkehr vor allem zu den großen Logistikstandorten an der Grenze zum Landkreis Potsdam-Mittelmark oder im Havelland. Nach wie vor sei die Nachfrage der Branche nach Arbeitskräften groß. „Sie wird auch noch steigen“, so Schröder. Außer zahlreichen Logistikunternehmen und Güterverkehrszentren gibt es gerade rund um Potsdam mehrere Industriestandorte, wie etwa Rolls Royce in Dahlewitz oder Mercedes-Benz in Ludwigsfelde. 
Der Wirtschaftsstandort Potsdam dagegen ist vor allem durch hochqualifizierte Jobs in der Forschung, der IT-Branche oder im Dienstleistungssektor geprägt. „Wenn wir über die Integration von Arbeitssuchenden aus Potsdam in den ersten Arbeitsmarkt denken, denken wir deshalb automatisch auch an das Umland“, sagte Agenturchefin Schröder weiter. Vor diesem Hintergrund begrüße sie sehr die Ankündigung von Potsdams neuen Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), bei der Frage der Entwicklung der Stadt stärker auf die umliegenden Kommunen und Kreise zuzugehen. Mitte des Monats sei bereits ein erstes Treffen mit Schubert in seinem neuen Amt geplant. Auch dort werde sie das Thema noch einmal ansprechen. „Ohne eine stärkere Vernetzung innerhalb der Region und bessere Angebote für Pendler wird es schwierig“, so Schröder.

15,6 Prozent weniger Langzeitarbeitslose

Insgesamt waren im Dezember im Agenturbezirk, der neben Potsdam auch die Landkreise Teltow-Fläming, Havelland und Potsdam-Mittelmark sowie die kreisfreie Stadt Brandenburg/Havel umfasst, 5874 Langzeitarbeitslose registriert, immerhin 15,6 Prozent weniger als im Dezember 2017. In Potsdam jedoch ging die Zahl der Langzeitarbeitslosen dagegen nur ganz leicht um 0,1 Prozent auf 1596 Personen zurück. Die trotzdem insgesamt gute Entwicklung führt Schröder auch auf die jüngsten Anstrengungen der Agentur zurück. Wie berichtet hatte Schröder Anfang 2017 angekündigt, durch Speeddatings in ausgewählten Kommunen gezielt Langzeitarbeitslose und Firmenchefs auf Mitarbeitersuche zusammenzubringen. Sechs bis sieben solcher Treffen hätten stattgefunden, darunter in Michendorf, Beelitz und in Schwielowsee. Rund ein Drittel der im Schnitt zehn bis zwölf arbeitslosen Teilnehmer hätten vermittelt werden können, berichtete die Agenturchefin gestern. „Es war also ein probates Mittel.“ Dennoch sei der Anteil der Langzeitarbeitslosen mit rund 30 Prozent an der gesamten Arbeitslosigkeit weiterhin hoch und weitere Anstrengungen nötig.

Arbeitslosenquote in Potsdam bei 5,6 Prozent

Insgesamt zog die Agenturchefin ein positives Fazit der vergangenen zwölf Monate. „Im vergangenen Januar haben wir bereits auf ein überaus erfolgreiches Jahr 2017 zurückgeblickt, in den letzten zwölf Monaten hat sich diese bis dato so positive Entwicklung nochmals verstärkt.“ Unter anderem sei die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs im gesamten Agenturbezirk gegenüber 2017 um gut 7 Prozent gestiegen, die Zahl der Arbeitslosen und der Personen in vorbereitenden Qualifizierungsmaßnahmen gesunken. In Potsdam selbst seien im Jahresschnitt 5200 Menschen arbeitslos gewesen, damit 160 weniger als 2017. Auch der Anteil der Jugendarbeitslosigkeit sei von 6,9 auf 6,6 Prozent gesunken, sagte Ramona Schröder. Die Arbeitslosenquote in der Landeshauptstadt lag zuletzt im Dezember bei 5,6 Prozent und damit zwar 0,1 Prozent über der des Novembers, jedoch auch 0,1 Punkte unter der des Vorjahresmonats.

Weiterhin gute Aussichten

Für das neue Jahr rechnet Ramona Schröder grundsätzlich mit einer weiterhin guten Entwicklung. Sogar eine Arbeitslosenquote „unter der Fünf-Prozent-Marke“ könne sie sich vorstellen. Lediglich der Brexit und die Spannungen in den weltweiten Handelsbeziehungen könnten die Lage eintrüben. Anzeichen gebe es dafür derzeit aber nicht. „Aber ich bin seit dem Sommer in einem regelmäßigen Kontakt zu den besonders exportstarken Unternehmen unserer Region“, sagte die. 
Nach der Offensive gegen die Langzeitarbeitslosigkeit 2018 will sich die Arbeitsagentur 2019 verstärkt dem Thema Qualifizierung widmen. Das zum Jahresanfang in Kraft getretene Qualifizierungschancengesetz biete den Arbeitsagenturen die Möglichkeit, Firmen stärker als früher bei entsprechenden Maßnahmen zu fördern, sagte Schröder. Gerade vor dem Hintergrund einer immer komplexeren Arbeitswelt sei es unabdingbar, Mitarbeiter rechtzeitig weiterzubilden, bevor Arbeitslosigkeit entstehe, so die Agenturchefin.

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