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Vom 24. Dezember bis 5. Januar soll der Wochenmarkt am Bassinplatz in Potsdam geschlossen bleiben.

© A. Klaer

Potsdam: Zwangspause für den Wochenmarkt auf dem Bassinplatz

Der beliebte Wochenmarkt auf dem Bassinplatz soll vom 24. Dezember bis zum 5. Januar geschlossen bleiben. Denn die Stadt Potsdam sagt, eine Öffnung rentiert sich nicht. Das sehen die Händler anders.

Von Matthias Matern

Potsdam - Kurz vor Heiligabend noch die frische Gans vom Marktstand abholen oder vom Gemüsehändler des Vertrauens frische Kräuter und Kartoffeln für die Festtagstafel einkaufen? Zumindest Stammkunden des Wochenmarktes auf dem Bassinplatz müssen sich in diesem Jahr für ihre kurzfristigen Weihnachts- und Silvestereinkäufe wohl eine neue Adresse suchen. Vom 24. Dezember bis zum 5. Januar bleibt der Markt zu Fuße der Kirche St. Peter und Paul auf Anordnung der Stadtverwaltung geschlossen. Sehr zum Ärger der meisten Standbetreiber. „Der Heiligabend ist mein Tag. Wann sollen denn meine Kunden ihre frische Gans abholen“, klagte Fleischermeister Andreas Riek am Donnerstag den PNN sein Leid.

Personalkosten fallen auch ohne Markt an

Der 30-Jährige rechnet mit „schweren wirtschaftlichen Einbußen“. Nicht nur, weil er aller Voraussicht nach weniger verkaufen kann, sondern weil er trotzdem seine Mitarbeiter bezahlen muss. „Ich habe mehrere Angestellte. Die Personalkosten fallen doch auch ohne Markt an“, so Riek. Mit wie viel Verlust er rechnet, will der Fleischermeister lieber nicht sagen. „Natürlich weiß ich aus Erfahrung, was ich so im Schnitt am Heiligabend und den anderen Tagen einnehme.“ Aber dies bleibe sein Geschäftsgeheimnis, so Riek, dessen mobiler Verkaufsstand schon seit Jahren am Zugang zum Markt an der Straße Am Bassin steht. Gerade zur Mittagszeit brummt das Geschäft. Die Potsdamer Fleischerei aus der Zeppelinstraße ist eine Institution auf dem Bassinplatz.

Nur wenige Meter weiter auf dem Markt steht wie immer auch Frank Salewski hinter dem Tresen. Vor ihm in der Auslage reihen sich Enten an Suppenhühner, warten Putenkeulen und Gänsebrust auf ihre Abnehmer. Zwischen zwei Kunden lässt auch Salewski seinem Unmut freien Lauf. „Das Neujahrgeschäft fällt damit für mich aus. Wenigstens den Freitag und den Samstag hätten sie uns doch lassen können“, schimpft er.

Was Riek, Salewski und mehrere andere Standpächter aber außerdem stört, ist die Art und Weise, wie die Stadtverwaltung mit ihnen umgeht. „Man hat nicht einmal mit uns gesprochen. Es kam einfach nur ein Schreiben“, kritisiert Geflügel- und Wildhändler Salewski. Das sieht auch Monika Wolter von der Bäckerei Lenz aus Werder (Havel) so. „Ein bisschen früher Bescheid zu geben, wäre schon schön gewesen. Und, dass mit uns gar nicht gesprochen wurde, ist kein guter Stil“, findet die Angestellte.

Bassinplatz-Händler fallen acht Verkaufstage weg

Geöffnet hat der Wochenmarkt am Bassinplatz in der Regel montags bis freitags von 7 bis 16 Uhr, am Samstag in der kalten Jahreszeit von 7 bis 12 Uhr. Somit würden den Marktständlern durch die Zwangspause acht reguläre Verkaufstage wegfallen. Begründet wird die Entscheidung von der Stadt mit der in der Vergangenheit angeblich nur geringen Beteiligung der Händler in dem betroffenen Zeitraum. Dies hätte eine statistische Auswertung ergeben, teilte eine Stadtsprecherin gestern auf PNN-Anfrage mit. Zudem würden die Mitarbeiter der Marktleitung in dem betreffenden Zeitraum jetzt ihren Jahresurlaub nehmen. Wenn sich die Nachfragesituation nicht grundsätzlich ändere, solle es zukünftig auch weiter so gehandhabt werden, heißt es.

Der Stadt zufolge sind die Standbetreiber am Dienstag vorige Woche per Schreiben informiert worden. „Die in den zurückliegenden Jahren auch in der nunmehr geplanten Schließzeit beteiligten Händler haben diese Entscheidung mit wohlwollendem Verständnis aufgenommen. Konkrete Kritik daran ist bislang nicht bekannt“, heißt es weiter aus der Stadtverwaltung.

Sowohl Riek als auch Salewski räumen ein, dass in der Regel zwischen den Jahren deutlich weniger Stände auf dem Markt stehen als sonst. Vor allem die Stände mit Bekleidung und anderen Textilien würden dann fehlen, bestätigt der Fleischermeister. Aber der Markt steht ja vor allem für Frische. Ein „wohlwollendes Verständnis“ ist bei ihm nicht zu spüren. „Es gibt ja auch noch den Fischstand und viele Kunden wollen zum Beispiel frischen Fisch zu Weihnachten oder Silvester“, gibt er zu bedenken.

Gibt es dennoch eine Chance fürs Weihnachtsgeschäft?

Geschlagen geben will sich Andreas Riek noch nicht. In der kommenden Woche will er bei der Stadtverwaltung ausloten, ob es noch eine Chance gibt, für die Marktständler das Weihnachts- und Silvestergeschäft zu retten. „Der Freitag und Samstag sind für uns ein Muss.“ Es müsse doch nur jemand von der Stadtverwaltung kurz vorbeikommen und den Stromzugang ermöglichen, schlägt der Fleischerei-Inhaber vor. „Es muss ja gar nicht den ganzen Tag über jemand von der Marktleitung da sein.“

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