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Potsdam will baden gehen: Rathaus favorisiert Badneubau

Vor der geplanten Befragung der Potsdamer zum Standort eines neuen Schwimmbades steckt die Stadtverwaltung die finanziellen Claims ab. In einem am Freitag vorgestellten Kostenvergleich kommt das Rathaus zu dem Ergebnis, dass der Neubau eines Sport- und Freizeitbades im Bornstedter Feld die wirtschaftlich günstigste Variante wäre.

Von Peer Straube

Innenstadt / Bornstedter Feld - Im März 2012 stimmen die Potsdamer darüber ab, wo sie ihr Schwimmbad haben wollen – und das Rathaus rät, was sie ankreuzen sollen: den Neubau eines Sport- und Freizeitbades im Bornstedter Feld, der bislang auch gültige Beschlusslage der Stadtverordnetenversammlung ist.

Denn: Die Neubaulösung ist nach Kalkulation des Rathauses auf lange Sicht die wirtschaftlich günstigste der drei Varianten, die aktuell zur Diskussion stehen. Am Freitag stellte Bürgermeister und Stadtkämmerer Burkhard Exner (SPD) das Ergebnis des Wirtschaftlichkeitsvergleichs vor. Fazit: Bei angenommenen Nettobaukosten von 23 Millionen Euro und einem Erlös von zwölf Millionen Euro aus dem Verkauf des von „Minsk“ und Schwimmhalle beräumten Brauhausbergs müsste die Stadt unterm Strich jährlich nur rund 2,5 Millionen Euro an die Stadtwerke als Zuschuss für den Badbetrieb – inklusive der Stern-Schwimmhalle – überweisen. Würde stattdessen die alte DDR-Schwimmhalle auf dem Brauhausberg saniert, fiele mindestens die Hälfte des Erlöses aus dem Verkauf des Bergs weg – und der jährliche Zuschuss betrüge dann knapp 3,2 Millionen Euro. Für die Hallensanierung hat die Stadt Kosten von 13 Millionen Euro angesetzt. Ein Wert, der aus den beiden konkurrierenden Gutachten gebildetet wurde, die von 10,5 Millionen beziehungsweise 14,5 Millionen Euro für die Rundumerneuerung ausgehen. Am schlechtesten schnitt die dritte Variante ab, die Sanierung der Brauhausberg-Halle plus Neubau eines kleinen Kiezbades an der Biosphäre, vergleichbar dem am Stern: Bei Gesamtnettobaukosten von 24,5 Millionen Euro müsste die Stadt jährlich 4,6 Millionen Euro für den Betrieb von dann drei Bädern zuschießen.

Für ihre Vorzugslösung im Bornstedter Feld hat die Stadt auch die höchsten Besucherzahlen errechnet: 590 000 wären es demnach jährlich. In der sanierten Brauhausberg-Halle schwömmen demgegenüber 356 000 Menschen im Jahr; Brauhausberg und Biosphären-Kiezbad zögen 443 000 Badegäste an. In alle drei Berechnungen ist die Zahl der Nutzer der Sternschwimmhalle eingeflossen. Die Besucherkalkulation sei von der Calypso GmbH überprüft worden, sagte Exner. Das Unternehmen mit Sitz in Leineburg ist nach eigenen Angaben Spezialist für Freizeitpark-Konzepte, insbesondere für Bäder, und an zahlreichen Einrichtungen dieser Art beteiligt. Die Calypso habe die Besucherkalkulationen der Stadt als „sehr realistisch, teilweise sogar etwas zu defensiv“ eingeschätzt, sagte Exner.

In der neu entstehenden Blütentherme in Werder sehen Stadt und Stadtwerke keine Konkurrenz zu einem möglichen Sport- und Freizeitbad an der Biosphäre. Wer nach Werder fahre, wolle eher gesundheitsorientiert und in Ruhe baden, Spaßangebote gebe es dort kaum, wogegen ein Neubau in Potsdam mit Rutschen und Familienbadespaß punkten könne. Zudem könnten zehn 50-Meter-Bahnen im Bornstedter Feld untergebracht werden, womit das Bad internationale Wettkampfstandards erfüllte. Das Brauhausberg-Bad habe nur acht Bahnen, für mehr sei dort auch kein Platz.

Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg übte scharfe Kritik an den von der Verwaltung vorgelegten Zahlen. „Das ist passend gerechnet worden“, sagte er. Wenn man die Sanierungskosten für die Brauhausberg-Halle „realistisch“ mit zehn Millionen ansetze, bekomme man „ein ganz anderes Ergebnis“ für die Zuschüsse, so Scharfenberg. Seine Fraktion will in der nächsten Stadtverordnetenversammlung beantragen, dass „unverzüglich“ mit den Vorbereitungen für die Sanierung begonnen und ein Biosphären-Kiezbad geprüft wird.

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