zum Hauptinhalt
Wein an alten Ziegeln. An den weiß getünchten Lepèreschen Mauern soll künftig nicht nur Wein ranken, sondern auch wieder Obst wachsen.

© Andreas Klaer

Potsdam: Weinberg wird restauriert

Für rund zwei Millionen Euro wollen die Mosaik-Behindertenwerkstätten aus Berlin die marode und verwilderte Klausberg-Anlage bis 2019 fertigstellen, um dort Wein und Obst anzubauen.

Von Peer Straube

Sanssouci - Nach dem Winzerberg wird nun ein weiterer Weinberg von Sanssouci rekultiviert. Die Berliner Mosaik-Werkstätten für Behinderte gGmbH wollen die größtenteils marode und verwilderte Anlage unterhalb des Belvederes auf dem Klausberg bis 2019 instandsetzen und dort Wein und Obst anbauen. Dann feiert der Königliche Weinberg sein 250-jähriges Bestehen. Ein entsprechender Nutzungsvertrag mit den Mosaik-Werkstätten sei in Vorbereitung, sagte Gerd Schurig, Gartendenkmalpfleger der Schlösserstiftung, am Freitag bei der Vorstellung der Pläne.

Rund zwei Millionen Euro seien nötig, um die Anlage in Gänze wiederherzustellen, sagte Andreas Kramp, Sprecher der Mosaik-Werkstätten. Die Einrichtung hofft, das Geld für ihre „Vision 2019“ durch Spenden zusammenzubekommen. Die Pläne sehen vor, das einzige in Resten erhaltene Gewächshaus aus der Kaiserzeit – einst waren es drei – wiederaufzubauen, auch die Ruine eines dazugehörigen Heizhauses soll aufgemauert werden. Zu sehen sind davon heute nur noch zwei Schornsteine und drei imposante gusseiserne Heizkessel im Gewölberest. Das zweite Heizhaus steht noch, allerdings muss es ebenfalls saniert und das Notdach durch ein richtiges ersetzt werden. Die verfallenen drei sogenannten Talutmauern – versehen mit einem vorspringenden Dach und verglasten Fenstern zum Schutz der angepflanzten Obstspaliere – müssen erneuert und bepflanzt werden.

Mit dem Königlichen Weinberg krönte und beschloss Friedrich II. sein Lebenswerk im Park Sanssouci. Er ließ das Belvedere auf dem Klausberg als Aussichtspunkt errichten und den Hang südlich davon terrassieren. An den drei Talutmauern wurden Wein, Pfirsiche und Aprikosen kultiviert, im westlichen Teil entstanden Erdterrassen mit Obstbäumen. Die ebenen Flächen am Fuß des Hangs überließ der König dem aus dem Rheinland stammenden Kammerhusaren Werley, der dort „vorzüglichen Wein in der Art seiner Heimat“ anbauen wollte. Eigens für ihn wurde das Drachenhaus als Wohngebäude errichtet. Da Werley offenbar den Mund ein wenig zu voll genommen hatte und sich keine Erfolge einstellten, wurde das Areal dem Hofgärtner Heinrich Christian Eckstein zugewiesen, der den Weinberg zur Blüte brachte und die Tafel des Monarchen mit den gewünschten Früchten bereicherte.

Fast ein Jahrhundert später, 1862, ging in ganz Europa ein Franzose namens Alexis Lepère mit einer neuen Obstbautechnik in ganz Europa hausieren. Bei der Gemahlin Wilhelms I., der späteren Kaiserin Augusta, stieß er auf offene Ohren. Nahe dem Flatowturm im Park Babelsberg und am Weinberg durfte er nach Pariser Vorbild ein Quartier von drei nach Süden hin offenen Mauerhöfen errichten. In deren Innern gediehen an allen Mauerseiten Pfirsiche, Wein und Birnen prächtig, weil das einfallende Sonnenlicht in den Höfen die Wärme speicherte und so die Pflanzen vor Frost schützte. Nach einer letzten Blüte, die Wilhelm II. durch den Bau der drei Gewächshäuser herbeiführte, verfiel der bei Kriegsende ohnehin durch einen Bombentreffer in Mitleidenschaft gezogene Weinberg bis zur Wende immer weiter.

Durch eine ABM-Maßnahme wurden zur Bundesgartenschau die Lepèreschen Mauern saniert und der Wildwuchs entfernt. Den Rest übernehmen nun die Mosaik-Werkstätten. Allein 3600 bis 4000 Weinstöcke sollen bis 2019 gepflanzt werden, zum Teil historische Sorten, die noch vor Ort unter dem Unkraut wachsen. Hinzu kommen Obstgehölze, ebenfalls weitgehend alter Sorten – vor allem Äpfel. Auch dafür werden Sponsoren gesucht. Ein Apfelbaum kostet 15 bis 20 Euro, ein Rebstock drei bis vier Euro. 200 Stück wurden im Frühjahr gepflanzt, 2012 sollen weitere 350 hinzukommen. In fünf Jahren soll daraus der erste Wein gekeltert werden.

Zur Startseite