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Potsdam vor der Wahl: Die Hoffnung der Potsdamer Union

Der Babelsberger Anwalt Götz Friederich will Oberbürgermeisterkandidat der CDU werden. Ein unbeschriebenes Blatt ist er in der Potsdamer Stadtpolitik freilich nicht,.

Potsdam - Seit Monaten wurde über seine Kandidatur spekuliert. Am Dienstagabend wurde sie, nach einer Vorstandssitzung der Potsdamer CDU, auch offiziell: Der Babelsberger Rechtsanwalt und langjährige Stadtverordnete Götz Thorsten Friederich wird vermutlich der Oberbürgermeisterkandidat der Union in Potsdam.

Politisch ist Friederich, geboren 1962 in Hamburg, schon seit vielen Jahren in Potsdam aktiv, war unter anderem von 2004 bis 2006 der Chef der CDU-Stadtfraktion. Nun will er es bis in die Rathausspitze als Nachfolger von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) schaffen, er ist der bisher einzige Bewerber seiner Partei. Über seine Motivation sagte er am Mittwoch den PNN, er fühle sich Potsdam, wo er seit mehr als 20 Jahren lebe und sich engagiere, in besonderem Maß verpflichtet: „Diese wunderbare Stadt ist es wert, dass sie mit guter Hand regiert wird.“ Nach langer Bedenkzeit habe er sich zu der Kandidatur entschlossen, so Friederich.

Bretz: Friederichs Vorstoß eine "erfolgsversprechende Bewerbung"

Tatsächlich ist die Bewerbung nicht selbstverständlich. Denn eigentlich galt der heute 55 Jahre alte Friederich in der Potsdamer CDU als politisch kaum mehr aussichtsreich. 2008 war er den Lagerkämpfen der tief zerstrittenen Partei zum Opfer gefallen und bei der Aufstellung zur Kommunalwahl auf dem letzten Listenplatz gelandet. Er hatte sogar einen Austritt aus der Partei erwogen. Schließlich beließ es Friederich aber dabei, die Kommunalpolitik einige Jahre ruhen zu lassen.

Inzwischen gilt der Potsdamer CDU-Verband als geschlossener als in vergangenen Zeiten. Unterstützt wird Friederich unter anderem von Potsdams CDU-Kreischef Steeven Bretz. Dieser sagte auf PNN-Nachfrage, bei Friederichs Vorstoß handele sich um eine „erfolgversprechende Bewerbung“. Einen „Zermürbungsprozess mit einem internen Wahlkampf zum Mitlesen“ werde es bei der CDU jedenfalls nicht geben, sagte Bretz – ein Seitenhieb auf das umstrittene Auswahlverfahren bei der SPD (s. unten).

Bretz, der auch Landtagsabgeordneter und Generalsekretär der Brandenburger CDU ist, verzichtet auf eine eigene Kandidatur um das OB-Amt. Aus dem Vorstand hieß es, es herrsche eine Art Aufbruchsstimmung. Friederich soll sich nun Mitte Januar bei einem Mitgliedergespräch den Fragen seiner Parteifreunde stellen. Vorher wolle er sich aus Respekt vor den Parteimitgliedern auch nicht zu Details der Bewerbung äußern, sagte Friederich. Nach der Vorstellungsrunde sollen der Kreisvorstand und im Februar auch ein Kreisparteitag den Kandidaten küren.

Ein Vorteil für Friederich: Er gilt als gut vernetzt. Die besagte kommunalpolitische Pause im Stadtparlament ab 2008 nutzte er für viele Aktivitäten: Er wurde Vorstand des Vereins Potsdamer Sport-Union 04 in der Templiner Vorstadt, war 2011 an der Rettung des SV Babelsberg 03 beteiligt. Zudem wurde er zusehends aktiv in mehreren Marketing- und Wirtschaftsverbänden der Stadt, konzentrierte sich auch auf seine Arbeit als Anwalt für Steuerrecht. „Er versteht es gut, sich zu vernetzen“, sagen Beobachter. 2014 kehrte Friederich ins Stadtparlament zurück, wurde in der Folge Vorsitzender des neu gegründeten Wirtschaftsrates der Stadt – und profilierte sich in diesem Bereich.

Innere Sicherheit, Sauberkeit und Ornund

Unter anderem forderte Friederich in den vergangenen Jahren die Gründung eines Geschäftsbereichs für die Wirtschaft in der Stadtverwaltung – mit einem eigenen Beigeordneten. Zudem müssten bei neuen Wohngebieten auch Gewerbeflächen systematisch mitgeplant werden. Auch hatte er mehrfach dafür plädiert, die umstrittenen Millionen-Zahlungen der Stadt an die Schlösserstiftung auslaufen zu lassen und das Geld für das Stadt- und Tourismus-Marketing zu verwenden. Das zöge womöglich aber einen Pflichteintritt für den Park Sanssouci nach sich, den vor allem SPD und Linke verhindern wollen.

Auf der Internetseite der CDU-Fraktion schreibt Friederich zudem, er stehe „für mehr bezahlbaren Wohnraum“ sowie „intensivere Kontakte zwischen Schulen, Sportvereinen und der Wirtschaft“. Ein „optimiertes und vielfältiges kulturelles Angebot“ sei ihm ebenso wichtig wie eine „gut ausgebaute und störungsfreie Infrastruktur für einen fließenden Verkehr“. Ebenso lägen ihm „die innere Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit am Herzen“.

Friederich ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Über sich selbst sagt er, es mache ihm Spaß, Dinge zu gestalten – auch fernab der Politik. So ist er ehrenamtlicher Lektor in der Kirchengemeinde Babelsberg, aber auch Oberstleutnant der Reserve der Bundeswehr.

Für die CDU kann es bei der Oberbürgermeisterwahl am 23. September nur aufwärts gehen. 2010 holte die damalige Kandidatin und Landtagsabgeordnete Barbara Richstein aus Falkensee als Drittplatzierte nur 10,5 Prozent. Nach diesem Debakel favorisieren viele in der CDU nun einen Potsdamer Kandidaten. Spannend wird die Frage, ob Friederich die jahrelange Dominanz von SPD und Linken durchbrechen kann, die in der Vergangenheit die OB-Wahl stets unter sich ausgemacht hatten. 2010 hatte Rathauschef Jakobs im ersten Wahlgang 41,7 Prozent der Stimmen erhalten, sein Herausforderer Hans-Jürgen Scharfenberg von den Linken 33,1 Prozent. Beide treten vor allem aus Altersgründen nicht wieder an.

Damit eröffnen sich für die CDU neue Chancen, zumal SPD und Linke derzeit nicht eben einig wirken. So meutert der linke Flügel der Linken gegen den Vorschlag des Kreisvorstands zur Nominierung der städtischen Gleichstellungsbeauftragten Martina Trauth (parteilos) und will stattdessen den Kandidaten der linksalternativen Wählergemeinschafe Die Andere, Lutz Boede, unterstützen. Auch bei der SPD ist unklar, welche Kollateralschäden der anhaltende Wahlkampf zwischen Sozialdezernent Mike Schubert und Kämmerer Burkhard Exner noch anrichtet – und ob das unterlegene Lager den Gewinner wirklich unterstützt. In dieser Gemengelage könnte ein moderater Kandidat wie Friederich durchaus Stimmen holen, so die Hoffnung der Union.(mit rgz)

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