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Die katholischen Gemeinden in Potsdam, wie hier St. Peter und Paul, St. Antonius in Babelsberg und St. Cäcilia in Michendorf wollen fusionieren.

© O. Winter

Potsdam und Michendorf: Drei katholische Gemeinden wollen fusionieren

In drei Jahren soll es nur noch eine katholische Gemeinde geben: Mit einem Gottesdienst beginnt heute die Fusion der katholischen Gemeinden Potsdams und Michendorfs.

Seit 2014 ist die Fusion der katholischen Gemeinden St. Peter und Paul in Potsdam, zu der auch „Maria Meeresstern“ in Werder (Havel) gehört, St. Antonius in Babelsberg und St. Cäcilia, Michendorf, in Vorbereitung. Am heutigen Montagabend wird mit Erzbischof Heiner Koch ein Gottesdienst in St. Peter und Paul gefeiert, mit dem der Umsetzungsprozess beginnt. In drei Jahren soll es dann nur noch eine große Gemeinde geben – ein pastoraler Raum mit verschiedenen Kirchen.

Für Gemeindemitglieder ändert sich erst mal nicht viel

Für die einzelnen Gemeindemitglieder ändert sich zunächst nicht viel. Aber seit 1. Februar gibt es einen neuen Verwaltungsleiter. André Martin hat Theologie und Jura studiert, lebt mit seiner Familie in Potsdam, gehört zur Babelsberger Gemeinde und arbeitet seit 2014 für das Erzbistum Berlin in Verwaltungspositionen. Jetzt wird er sich in Potsdam um die anfallenden technischen Belange kümmern. Zunächst soll ein gemeinsames Konzept der Gemeinden entstehen. „Jeder ist eingeladen, sich hier einzubringen, es wird auch einen regelmäßigen Runden Tisch geben“, sagt Martin.

Die Fusion ist nötig, weil es immer weniger Pfarrer gibt, zugleich aber der Verwaltungsaufwand in den Gemeinden steigt, auch weil die rechtlichen Anforderungen immer komplexer werden. „Das schaffen die Ehrenamtlichen, die in den Gemeinden viel Arbeit schultern, dann nicht mehr“, sagt Martin. Zudem werden die Bereiche kirchlicher Arbeit breiter. „Wir haben Kitas, Schulen, wir gehen in Krankenhäuser.“ Um zukunftsfähig zu bleiben, müsse die Verwaltung zentralisiert werden. Die Pfarrer sollen entlastet werden, damit sie ihre eigentliche Aufgabe wahrnehmen können: Seelsorge, Gottesdienste, Sakramente.

Angebote werden gebündelt

Nicht jeder Pfarrer wird dabei alles machen müssen und können. Bestimmte Angebote werden künftig gebündelt, Kinder- und Jugendarbeit, Vorträge, Konzerte. Es soll künftig einen Kirchenmusiker geben, der sich auch um Chorarbeit kümmert. Bereits im Mai beginnt eine Ehrenamtskoordinatorin zu arbeiten. „Ihre Aufgabe ist es, für Menschen, die sich engagieren wollen, den richtigen Platz zu finden, sie anzuleiten, gegebenenfalls auszubilden“, sagt Martin. „Viele wollen etwas tun, aber diese Menschen müssen begleitet werden.“ Auch neue Gottesdienstzeiten sind denkbar. In Babelsberg mit vielen kinderreichen Familien muss es ja nicht Sonntag neun Uhr sein, sagt Martin, das ist manchen zu früh. Weiterhin sollen bestehende Räumlichkeiten besser ausgenutzt werden und gezielt investiert werden.

Die St. Antonius Gemeinde Babelsberg.
Die St. Antonius Gemeinde Babelsberg.

© Manfred Thomas

Die im Rahmen der Fusion freiwerdenden Kräfte sollen aber vor allem eins: Die Kirche verstärkt in die Gesellschaft hineintragen. Denn trotz wachsender Mitgliederzahlen – in Potsdam gibt es etwa 10 000 Katholiken – seien diese relativ wenig sichtbar. Auch Propst Arnd Franke sieht hier eine große Aufgabe. Vor gut einem halben Jahr kam er nach Potsdam und lernt die Stadt zurzeit noch kennen. „Die Gemeinden sind sehr engagiert, die Menschen offen, es herrscht eine konstruktive Atmosphäre.“ Das sei gut, denn schließlich wolle man gemeinsam gestalten. Auch er wünscht sich, dass die Gemeinden eine stärkere Strahlkraft nach außen entwickeln. „Da sind neue Ideen gefragt, wie wir uns in der Zivilgesellschaft einbringen können.“ Ganz aktuell wäre es denkbar, sich an Freitagsdemonstrationen zu beteiligen, sagt Franke, der über das Thema „Stewardship“ promoviert hat: Der Mensch als Verwalter und Beschützer der ihm anvertrauten Umwelt. Die Christen müssen raus in die Gesellschaft und Verantwortung übernehmen. Die Unterstützung für den Prozess innerhalb der Gemeinden sei groß, aber natürlich gebe es auch Vorbehalte, sagt Veraltungschef Martin. 

Pfarrer Arnd Franke.
Pfarrer Arnd Franke.

© Andreas Klaer

Propst Franke beruhigt: „Was die Teil-Gemeinden selber machen wollen, soll ihnen vor Ort erhalten bleiben. Wo sie sich Hilfe wünschen, werden sie sie bekommen.“ André Martin hofft, dass sich mancher Vorbehalt auflösen wird, wenn man sich besser kennenlernt. Die jetzige Fusionsphase heißt deshalb „Kennenlernen“. Es gehe darum, ganz praktisch die Orte katholischen Lebens der Nachbargemeinden zu besuchen, vielleicht bei gemeinsamen Ausflügen. „Wir wissen oft noch viel zu wenig, was in den Nachbargemeinden los ist.“

So eine Tour durch Potsdam, Werder und Michendorf hat Bischof Heiner Koch am heutigen Montag vor, bevor er abends Gottesdienst feiert – um 19 Uhr in der Kirche St. Peter und Paul.

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