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Der Groß Glienicker See hat mit sinkendem Wasserstand zu kämpfen

© Andreas Klaer

Potsdam und Berlin starten Bürgerbeteiligung: Planschmiede gegen sinkende Pegel

In Potsdam und Spandau soll gemeinsam überlegt werden, wie der Groß Glienicker und der Sacrower See gerettet werden können.

Potsdam/ Berlin - Gegen den sinkenden Wasserpegel und zunehmende Verlandung rund um den Groß Glienicker und den Sacrower See planen Potsdam und Berlin nun gemeinsame Anstrengungen. Vor der Presse stellten Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) und der Spandauer Bezirksstadtrat Frank Bewig (CDU) am Freitag ein Beteiligungsverfahren vor, damit sich vor Ort aktive Bürgerinitiativen bei der Rettung der beliebten Badegewässer einbringen können.

Es gebe seit vielen Jahren permanent politische Diskussionen zum Umgang mit dem See, hieß es von Spandauer Seite. Manche verträten die Meinung, man müsse den „natürlichen Vorgängen der Verlandung der Seen freien Lauf“ lassen. Manche stünden auf der Gegenposition, derzufolge der nur noch vom Grund- und Regenwasser gespeiste Groß Glienicker See künstlich saisonal mit Havelwasser geflutet werden sollte. Es gebe auch eine mittlere Position, hieß es weiter – den Weg der kleinen, aber gezielten Verbesserungen.

Bernd Rubelt, Potsdams parteiloser Bau- und Umweltdezernent
Bernd Rubelt, Potsdams parteiloser Bau- und Umweltdezernent

© Andreas Klaer

Mit dem neuen Beteiligungsverfahren solle die Debatte lösungsorientiert begleitet werden. Unter anderem müsse besprochen werden, ob und wie „weitere Prozesse oder Studien“ zum Groß Glienicker und Sacrower See erstellt werden, hieß es in der offiziellen Mitteilung des Rathauses zum Termin.

Konkret soll nun bis Ende August ein Büro für das Beteiligungsverfahren engagiert werden, um im Herbst mit dem eigentlichen Moderationsprozess zu starten, teilte Rubelt mit. Geschaffen werden soll eine halb-öffentlich tagende Arbeitsgruppe „mit möglichst vielen interessierten Akteuren“, hieß es weiter. Stadtrat Bewig erklärte, aus seiner Sicht sei das Ziel des Prozesses eine Machbarkeitsstudie: „Diese soll für alle Beteiligten nachvollziehbare und mit der Unterstützung von Fachleuten erarbeitete Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, die geeignet sind, für einen Erhalt und nachhaltigen Schutz der gemeinsamen Gewässer zu sorgen.“ Beide Seiten betonten auch die Wichtigkeit des Agierens über Verwaltungsgrenzen hinweg.

Herbst 2020, Glienicker See, Berlin-Kladow. Badestelle Moorloch. Unten rechts ist die alte Wasserlinie zu erkennen. Der Strand war früher nicht so breit.
Herbst 2020, Glienicker See, Berlin-Kladow. Badestelle Moorloch. Unten rechts ist die alte Wasserlinie zu erkennen. Der Strand war früher nicht so breit.

© André Görke

Dass Handlungsbedarf auch am Groß Glienicker See besteht, hatte die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt schon im November 2020 in einer Antwort auf eine SPD-Anfrage erklärt. So seien gerade am Berliner Ostufer des Sees diverse Verlandungsbereiche wegen des gesunkenen Wasserpegels entstanden. Frühere Zuflüsse seien entweder verschüttet oder ausgetrocknet, der See speise sich nur noch aus Grundwasser, hieß es. Doch das reicht nicht aus: Zwischen 1995 und 2020 sank der Wasserstand von 31,57 auf rund 30 Meter.

Für den Rückgang machte die Berliner Umweltbehörde in ihrer Antwort mehrere Faktoren verantwortlich: Neben lokalen Effekten, so führten neue Strukturen bei der Abwasserentsorgung auch zu weniger Grundwasser für den See, wurde auch der globale menschengemachte Klimawandel genannt. So führe die Zunahme bei den Temperaturen zu mehr Verdunstung, so die Senatsverwaltung. Bei aber maximal gleichbleibenden Niederschlägen nehme die Neubildung des Grundwassers ab, genannt wurde ein Wert von minus 25 Prozent seit den 1950’er Jahren. Ähnliche Phänomene seien auch an anderen Seen im Nordosten der Republik zu beobachten, hieß es von der Berliner Verwaltung. Und weiter: Aus jetziger Sicht sehe man „keine realistischen Möglichkeiten, mit vertretbarem Aufwand den Wasserstand des Sees künstlich zu heben“.

Blick über den Sacrower See.
Blick über den Sacrower See.

© Andreas Klaer

Die Potsdamer Verwaltung machte am Freitag noch auf weitere Probleme aufmerksam. So habe auch die intensive Besiedelung im Bereich der Seen die natürlichen Ressourcen der Landschaft verändert, hieß es. „Insbesondere an warmen und sonnigen Tagen des Jahres werden die Seen intensiv durch Erholungssuchende in Anspruch genommen“, hieß es in der Rathausmitteilung – auch mit Blick darauf, dass beide Seen schon mehrfach als Geheimtipp zum Baden durch die Medien gingen. Das alles habe Folgen. So seien an den Gewässern schon jetzt starke ökologische Veränderungen der natürlichen Lebensräume zu beobachten, weil sich auch Flachwasserbereiche ausbreiteten. „Auch die Wasserqualität der Seen ist schlechter geworden“, teilte das Spandauer Bezirksamt unlängst mit.

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