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DDR-Architektur. Das Gebäude des früheren Terrassenrestaurants Minsk ist seit Jahren ungenutzt und marode. Eine Investorensuche war bisher erfolglos. Unter anderem hatte die Stadt eine Nutzung als Kita abgelehnt. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf soll der Bau des Sport- und Freizeitbads blu gegenfinanziert werden.

©  Andreas Klaer

Potsdam: Trotz Mega-Angebot: Keine Mehrheit für Erhalt des „Minsk“

Stadtpolitik setzt auf hohe Erlöse aus Grundstücksverkauf am Brauhausberg. Auch die Einnahmen aus dem Minsk-Abriss scheinen für die Stadtverordneten verlockender als der Erhalt zu sein.

Potsdam – Für das Terrassenrestaurant „Minsk“ stehen die Zeichen auf Abriss. Denn in der Stadtpolitik zeichnet sich keine neue Mehrheit für den Erhalt des seit Jahren verfallenden DDR-Baus ab. Ein Investor hatte für die 17 000 Quadratmeter große Fläche am Fuß des Brauhausbergs rund 27 Millionen Euro geboten, wenn das „Minsk“ abgerissen wird (PNN berichteten). Mit den Einnahmen soll der 40 Millionen Euro teure Bau des neuen Sport- und Freizeitbads blu am Leipziger Dreieck zum Teil gegenfinanziert werden. Würde das Minsk erhalten bleiben, läge der mögliche Erlös etwa zehn Millionen Euro niedriger.

Für das Areal zwischen Max-Planck-Straße und dem ehemaligen Landtag auf dem Brauhausberg sieht der Anfang des Monats beschlossene Bebauungsplan mehrere Mehrgeschosser mit Wohnungen vor. Der Erhalt des Minsk ist darin optional möglich. Die Stadtverordneten hatten zuletzt im September auf Antrag der Linken beschlossen, dass beim bevorstehenden Verkauf darauf geachtet werden soll, dass die mit dem Bebauungsplan gegebenen Möglichkeiten für den Erhalt des maroden Gebäudes „berücksichtigt“ werden. Bevor die kommunalen Stadtwerke die Grundstücke verkaufen, soll sich der Hauptausschuss der Stadtverordneten mit dem Thema beschäftigen. Wann es soweit sein soll, wollte der stadteigene Konzern auf PNN-Anfrage nicht mitteilen.

Mega-Angebot für den Brauhausberg würde bei Minsk-Erhalt noch immer deutlich über erwartetem Kaufpreis liegen

Die Linke bekräftigte am Mittwoch auf Nachfrage ihre Sympathie für das Minsk. Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sagte den PNN, das Gebäude sei es wert, erhalten zu werden. Die zu erwartenden Einnahmen aus dem Grundsstücksverkauf seien selbst bei einem Erhalt des Minsk deutlich höher als früher erwartet wurde. Damit gebe es eine reelle Chance, einen großen Beitrag zur Finanzierung des Badneubaus zu leisten, so Scharfenberg. Für das Gesamtpaket war man von maximal knapp neun Millionen Euro ausgegangen. Nun wäre es selbst mit Minsk fast doppelt so viel. Die große Nachfrage für die Grundstücke ermögliche neue Entscheidungsspielräume, so Scharfenberg.

Unterstützung bekommt die Linke von den Grünen. Die Fraktion werde bei der Auswahl der Kaufangebote am Brauhausberg den Erhalt des Minsk als Bauzeugnis der DDR zu einem entscheidungserheblichen Kriterium machen, so Fraktionschef Peter Schüler. Die baupolitische Sprecherin Saskia Hüneke ergänzte: „Wo die Bauten der DDR-Zeit sich städtebaulich einfügen, dort soll auch eine Sanierung möglich sein.“ Für einen Erhalt des Minsk setzt sich auch die Fraktion Die Andere ein.

CDU würde Minsk-Erhalt begrüßen - aber nur ohne finanzielle Einbußen

Ablehnung kommt aus der SPD-Fraktion: „Ich kann mir das nicht vorstellen“, sagte SPD-Fraktionschef Pete Heuer zum Erhalt des Minsk. Die zehn Millionen, die die Stadtwerke bei einem Minsk-Abriss mehr einnehmen würden, seien angesichts der hohen Kosten für das blu „ein Segen für die Stadtwerke“, so Heuer. Er wies außerdem darauf hin, dass der Erhalt des Minsk nicht das Ziel des Verfahrens sei, sondern lediglich eine Möglichkeit.

Auch die CDU-Fraktion ist skeptisch. „Wenn es eine Möglichkeit gibt, ohne finanzielle Einbußen das Minsk zu erhalten, dann spricht nichts dagegen, das auch zu tun“, sagte Fraktionschef Matthias Finken. Jede Variante, die zwangsläufig zu weniger Einnahmen führt, halte er für nicht vertretbar. „Die Einnahmen werden dringend für die Finanzierung des Bades gebraucht und wenn dann noch etwas für den ÖPNV übrig bleibt, kommt das allen Potsdamern zu gute.“

31 Bewerber für den Brauhausberg: Die Konzepte sind weitgehend unbekannt

Deutlich gegen den Erhalt des Minsk positionierte sich das Bürgerbündnis. „Potsdam braucht das Geld aus dem Grundstücksverkauf“, sagte Fraktionschef Wolfhard Kirsch mit Verweis auf hohe Investitionen der Stadt in Schulen und Nahverkehr. Auch den Vorschlag der Initiative „(re)vive minsk“ um den Architekten Falco Herrmann, im Minsk Wohnungen unterzubringen, lehnt Kirsch ab. „Wenn wir auf zehn Millionen Euro verzichten, damit elf Wohnungen im Minsk untergebracht werden, wären das die höchstsubventionierten Wohnungen Potsdams“, so Kirsch. Im Hauptausschuss haben die Minsk-Befürworter zwei Stimmen weniger als SPD, CDU und Bürgerbündnis/FDP.

Für den Brauhausberg gibt es insgesamt 31 Bewerber. Welche Pläne sie haben, ist weitgehend unbekannt. Man werde weitergehende Fragen erst nach dem Abschluss der Gespräche mit den relevanten Bietern und nach den dann zu fassenden Beschlüssen der zuständigen Gremien beantworten, hieß es auf PNN-Anfrage bei den Stadtwerken.

Sollten die Grundstücke tatsächlich für 27 Millionen Euro den Besitzer wechseln, ist absehbar, dass am Brauhausberg ein nobles Viertel entsteht. Der Bebauungsplan lässt rund 21000 Quadratmeter Geschossfläche zu. Jeden Quadratmeter davon würde der Grundstückspreis mit rund 1300 Euro belasten. Die Baukosten kämen dazu: Für Neubauten mit Tiefgarage – wie am Brauhausberg vorgesehen – geht der Zentralverband Deutsches Baugewerbes von etwa 2400 Euro pro Quadratmeter aus. Angesichts dessen könnte es auf Nettokaltmieten jenseits der 15 Euro hinauslaufen.

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