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Potsdam: Treffpunkt Einkauf

Am Montag feierte das Marktcenter Potsdam sein 20-jähriges Bestehen. Eine Markthalle am selben Standort gab es bereits 1974. Die Kunden schätzen bis heute das Persönliche.

Potsdam - „Man trifft sich“ - mit diesem Werbeslogan eröffnete am 11. Dezember 1997 der markante Rundbau „Marktcenter“ in der Neustädter Havelbucht. Gestern feierte das Einkaufshaus sein 20-jähriges Bestehen. Schon vorher hatte es am selben Standort bereits eine Markthalle gegeben. „Schon zu DDR-Zeiten war das hier ein ziemlicher Anziehungspunkt, da gab es eben frische Ware“, weiß Siegfried Grube – und er muss es wissen. Lange Jahre lang hat Grube den Rewe-Markt direkt am Eingang des Centers verantwortet, ehe er die Geschäftsführung 2007 an seinen Sohn Thomas abgab. Noch zu Zeiten der Markthalle eröffnete Grube Senior, heute noch Hauptgesellschafter, dort ein Lebensmittelgeschäft. In der Markthalle hatten verschiedene Obst- und Gemüsehändler der Region ihre Stände aufgebaut, daneben gab es einen Bäcker und einen Fleischer.

„Die Leute kommen nicht nur her, um einzukaufen“, sagt Grube. „Sie wollen auch ins Gespräch kommen.“ Der 78-Jährige sitzt im Café Steinecke im Eingangsbereich des Rewe-Marktes und erzählt: Von seinen Zeiten im alten Karstadt oder von dem Tag, als die erste Käse- und Wurstwaage im Einsatz war. Seit 63 Jahren arbeitet Grube im Potsdamer Handel, startete mit einer Lehre im Warenhaus, wurde dort später stellvertretender Direktor und war bei der Handelsnetzgestaltung, einer Kooperation von Händlern, maßgeblich für die Entwicklung der Innenstadt verantwortlich. 1989 machte er sich als Berater für Händler selbstständig und eröffnete 1991 auf 80 Quadratmetern den „Kiezmarkt Grube“ in der Markthalle – der nach dem Neubau des Komplexes zu Rewe wurde.

Grube und die anderen Händler des Marktcenters haben sich von der Konkurrenz nie abschrecken lassen – sei es aus dem Internet oder durch neue Geschäfte. „Es sind in den Jahren mehr als 30 000 Quadratmeter Wettbewerbsfläche hinzugekommen“, sagt Grube. Im Hauptbahnhof eröffneten Kaufland und andere Shops, in der nahe gelegenen Zeppelinstraße kamen die Discounter Lidl und Aldi hinzu. „Uns war der Kundenkontakt wichtig“, sagt Grube, „und wir hatten große Angst, dass die Kunden abwandern.

Die Marktcenter-Händler taten sich zusammen und organisieren Aktionen: Seilspringen mit Potsdamer Topsportlern, Spargelschälen mit Starköchen und anderer Prominenz, Taxifahrerfrühstück, Weihnachtskonzerte und Adventskalender für Kinder. All das zeigte Wirkung: Jährlich kommen mehr als eine Million Kunden ins Marktcenter, davon alleine zirka 3000 jeden Tag in den Rewe-Markt. „Das sind sogar mehr als vor der Kaufland-Eröffnung“, freut sich Grube. Und das Marktcenter wurde sogar über Potsdams Stadtgrenzen hinaus bekannt, erzählt der Senior-Chef: Als Hessens Ex-Ministerpräsident Roland Koch für den Wiederaufbau der Garnisonkirche werben wollte, kam er zum Kartoffelpufferbacken ins Marktcenter.

Doch nicht immer lief es in dem großen Komplex rund. Um den Markthallencharakter des Vorgängerhauses beizubehalten, gab es nach der Wiedereröffnung im ersten Stock zunächst kleine Stände für Frischwaren. „Schon bald machten die Ersten wieder zu“, erinnert sich Grube. Seit im vergangenen Dezember ein Fitnesscenter in das Gebäude gezogen ist, ist es jedoch voll vermietet: Neben den zwei großen Supermärkten Rewe und Netto auch an kleine Geschäfte wie einen Tabak- oder Blumenladen und Dienstleister wie eine Reinigung. Außerdem locken Läden wie Tedi und Kik die Kunden ins Center, für Drogeriebedarf gibt es einen Rossmann, für den kleinen Hunger einen Asia-Imbiss und Bäckereien.

Mit „Video Digital Technik“ findet sich im ersten Stock des Centers ein weiteres Urgestein: In dem Geschäft gehen die Regale bis zur Decke, darin befinden sich Unmengen an Armbanduhrbändern, Batterien, diverse Kabel und anderes Elektrozubehör. Seit 23 Jahren tüftelt hier Jan Entlich, auch er war bereits in der alten Markthalle vertreten. „Ich repariere zum Beispiel alte Lampen oder besorge besondere Glühlampen“, sagt der gelernte Fernsehtechniker. Über Kundenmangel konnte sich Entlich nie beklagen: „Es kommt ja immer etwas Neues auf den Markt“, sagt er. In jüngster Zeit habe er beispielsweise viele Kunden, die sich bei der Inbetriebnahme von Smartphones helfen lassen.

„Dass es hier so gut läuft, haben wir den Händlern zu verdanken“, resümiert Rewe-Seniorchef Grube. Diese hätten auf Kundenbindung und Vielfalt gesetzt. Und auch mit mehreren Besitzerwechseln seien die Centerhändler gut zurecht gekommen. „Wichtig war den Händlern und Besitzern immer, dass wir modern bleiben“, sagt Grube, dessen Rewe- Markt ebenfalls im Jahr 2012 modernisiert und vergrößert wurde. „Entschuldigen Sie mich kurz“, sagt er dann, steht auf und gibt einer Kundin, die am Nachbartisch einen Eintopf isst, die Hand und erkundigt sich nach ihrem Befinden. „Frau Hartmann kam ja schon zu DDR-Zeiten her“, sagt er dann entschuldigend. Der alte Slogan „Man trifft sich“ wird im Marktcenter noch immer gelebt.

Anne-Kathrin Fischer

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