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Potsdam: Tram durch Eiche: Noch ist nichts entschieden

ViP-Chef Grießner: Soll die Straßenbahnlinie kommen, dann nicht vor 2015 / Bürger protestieren

Eiche - Auf weitere Planungen für eine Straßenbahn nach Golm wollen Stadt und Potsdamer Verkehrsbetriebe (ViP) nicht verzichten. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. So der Tenor auf dem Podium einer Bürgerversammlung, die die CDU Golm-Eiche-Grube am Mittwochabend veranstaltete.

„Selbst wenn man sich dafür entscheidet, wird bis 2015 keine Straßenbahn nach Golm fahren“, versuchte ViP-Geschäftsführer Martin Grießner die Gemüter der anwesenden Bürger zu beruhigen. Die gut 50 Anwohner standen der Tram-Idee dennoch überwiegend kritisch gegenüber. „Wir wollen nicht, dass unsere Lebensqualität leidet, weil zwei mal am Tag der Bus zum Wissenschaftsstandort Golm voll ist“, so eine Wortmeldung aus dem Publikum.

Hintergrund der Planungen für eine Straßenbahnlinie nach Golm ist das prognostizierte weitere Wachstum des Wissenschaftsstandorts. Da die Buslinie 605 in den Stoßzeiten bereits jetzt überlastet ist, sucht die Stadt nach einer Lösung.

„Die Straßenbahn ist in Potsdam das Hauptverkehrsmittel“, erklärte Detlef Pfefferkorn, Verkehrsplaner in der Stadtverwaltung. „Wenn relevante Fahrgastzahlen da sind, sollte man über eine Straßenbahn nachdenken.“ Gerade diese angenommenen Fahrgastzahlen werden von der Bürgerinitiative gegen die Straßenbahn bezweifelt. „Die Tram richtet sich in der Mehrheit an die Studenten in Golm. Die wollen aber lieber mit der schnelleren Regionalbahn pendeln“, sagte Christiane Erning von der Bürgerinitiative. Außerdem befürchtet sie, dass der Ortskern von Eiche zerstört würde. Nach einer Studie des Ingenieursbüros Zauft könnte die Straßenbahnlinie von Potsdam-West aus am Neuen Palais vorbei über die Kaiser-Friedrich-Straße nach Golm gebaut werden (siehe Grafik). Die Trasse führt jedoch über einen Friedhof und durch ein bestehendes Haus.

Die Überbelastung der Busse sei ein hausgemachtes Problem, so Erning. „Das ist erst durch die Umleitung der Linie 606 entstanden.“ In diesem Punkt räumte auch Vip-Chef Grießner Fehler ein. „Das müssen wir ändern.“ Unmittelbare Abhilfe ist nicht in Sicht. Eine neue Linienführung für den Bus 606 wird es erst zum Fahrplanwechsel im Dezember 2012 geben. Bis dahin will der ViP abwarten, wie sich die Fahrgastströme durch neue Regionalbahnlinien verändern.

Zusätzlicher Bedarf für öffentlichen Nahverkehr in Eiche wird aus einen anderen Grund erwartet: Auf dem Gelände der Kaserne Eiche II soll ein Wohnungsbaugebiet für etwa 1000 Einwohner entstehen. Das Bauunternehmen Semmelhaack will dort 750 meist kleinere Wohnungen für Studenten errichten. Daneben soll ein Seniorenheim gebaut werden. Derzeit wird geprüft, ob die Verkehrsanbindung über die Kaiser-Friedrich-Straße laufen soll. „Im Mai haben wir dazu eine Studie beauftragt“, so Verwaltungsplaner Pfefferkorn. Das Ergebnis sei offen, auch eine andere Anbindung denkbar.

Stadtverwaltung und ViP zeigen sich gesprächsbereit. Am kommenden Dienstag, dem 21. Juni, findet zum Thema Tram eine Bürgerversammlung statt. Beginn ist um 19 Uhr im Raum 102, Haus 09 der Universität am Neuen Palais. Marco Zschieck

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