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Potsdam: Tarifstreit, Fachkräftemangel und Verzögerung

Bauarbeiter fordern an der Templiner Straße bessere Bezahlung. Die Fußgängerbrücke am Templiner Damm wird später fertig.

Potsdam - In der Templiner Straße ruhten am Dienstagmittag die Bauarbeiten. Allerdings diesmal nicht wegen schlechter Witterung oder umgestürzter Bäume, sondern weil die Bauarbeiter der Strabag eine Baupause eingelegt hatten. Damit wollte die Gewerkschaft IG Bau auf die laufenden Tarifverhandlungen im Baugewerbe aufmerksam machen. „Das ist aber kein Streik“, sagte IG Bau Regionalleiter Dirk Kuske den PNN. „Wir haben ja noch Friedenspflicht.“ Die Mittagspause stand ohnehin an.

In dem Tarifkonflikt mit dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes und dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie fordert die Gewerkschaft sechs Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, eine Aufstockung des 13. Monatsgehalts sowie eine Vergütung für lange Anfahrtszeiten zu wechselnden Baustellen. Die Arbeitgeber hatten ein Gesamtvolumen von sechs Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten in Aussicht gestellt. Am gestrigen Dienstag war die erste Schlichtungsrunde ergebnislos verlaufen. Am Freitag sollen die Gespräche fortgesetzt werden. Schlichter ist Ex-Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD).

Baubranche läuft auf Hochtouren - auch in Potsdam

Bei den Strabag-Mitarbeitern vor Ort ist man angesichts des Stillstandes der Verhandlungen enttäuscht. In der Metallbranche oder im öffentlichen Dienst hatte man sich zuletzt auf höhere Tarife geeinigt. „Nun sind wir auch mal dran“, sagt Strabag-Mitarbeiter René Prasser. Der 38-jährige Glindower ist seit 1997 im Unternehmen. Kaum noch vermittelbar sei, dass 28 Jahre nach der Wiedervereinigung Mitarbeiter in Ost und West unterschiedlich bezahlt werden, kritisiert Kuske. So gebe es in den neuen Ländern kein 13. Monatsgehalt. Angesichts der Arbeitsbedingungen bei Wind und Wetter sei die Branche nicht der attraktivste, da müsse die Bezahlung eben stimmen, so Kuske. Zumal die Auftragsbücher der Unternehmen voll seien. 

Tatsächlich läuft die Baubranche auf Hochtouren. Auch in Potsdam entstehen derzeit nicht nur hunderte neuer Wohnungen, sondern es werden auch Schulen, Kitas und Straßen gebaut und saniert. Doch der Branche fehlen zunehmend Fachkräfte. Besonders betroffen sind Elektriker und Anlagenmechaniker. In den entsprechenden Berufsgruppen waren zuletzt etwa doppelt so viele freie Stellen wie Arbeitslose registriert. Und auch die Demografie macht der Branche zu schaffen: 23 Prozent der Arbeitnehmer sind älter als 55 Jahre, nur drei Prozent jünger als 24 Jahre.

Brücke am Templiner Damm: Der Fußgängersteg wird „voraussichtlich im dritten Quartal 2018 fertiggestellt“

Die Templiner Straße soll trotzdem ab Anfang Juni bis zum Waldbad Templin wieder befahrbar sein. Am Dienstag waren die Arbeiten schon weit fortgeschritten. Radfahrer könnten bereits – bis auf einen kurzen Abschnitt – einen neuen Radweg zwischen Potsdam und Caputh nutzen. Ab Ende September soll die Straße wieder durchgängig nutzbar sein. Das im vergangenen September gestartete Projekt hatte sich verzögert, unter anderem wegen des langen Winters und wegen umgestürzter Bäume nach dem Sturm Xavier im vergangenen Herbst.

Konsequenzen hatte die Verzögerung auch für die Sanierung der Brücke am Templiner Damm: Der Fußgängersteg wird „voraussichtlich im dritten Quartal 2018 fertiggestellt“, so ein Bahnsprecher. Eigentlich sollte im November 2017 alles fertig sein. Doch wegen der Straßenbaustelle kam die Baulogistik der Bahn durcheinander. 

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