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"Potsdam baut doch eine Synagoge" - Dieses Plakat wirbt seit Februar 2015 für den Synagogenbau.

© R. Hirschberger/dpa

Potsdam: Synagoge für 2020 in Aussicht gestellt

Im Synagogenstreit wurden offenbar Lösungen gefunden – ganz beigelegt ist der Zwist um den geplanten Neubau aber noch nicht. Denn eine Organisation blieb außen vor.

Von Katharina Wiechers

Die einst verstrittenen jüdischen Gemeinden in Potsdam haben sich auf ein gemeinsames Konzept für die künftige Synagoge geeinigt. Bei einem öffentlichen Informationstermin der neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft am Donnerstagabend stellten die Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Potsdam und der Synagogengemeinde Potsdam die Pläne vor. Schon 2016 hatten sich die seit Jahren zerstrittenen Gemeinden grundsätzlich geeinigt, nun haben sie offenbar auch in Detailfragen Lösungen gefunden – beigelegt ist der Zwist um die neue Synagoge in der Landeshauptstadt aber damit wahrscheinlich noch nicht.

Das gemeinsame Konzept sieht vor, dass die Synagoge zunächst von dem neuen Verein Israelitische Kultusgemeinde getragen wird. Der Vorstand des Vereins soll aus jeweils drei Vertretern der Jüdischen Gemeinde und der Synagogengemeinde sowie einem aus drei Rabbinern zusammengesetzten Rabbinergericht bestehen. Jeweils einen Rabbiner wollen die Gemeinden stellen, bei dem dritten soll es sich um einen externen Rabbiner handeln. Offenbar noch keine endgültige Lösung gibt es in Bezug auf die Fassadengestaltung, allerdings konnte man sich über die Raumaufteilung im Inneren einigen – zusammen mit Architekt Jost Haberland wurde diese am Donnerstagabend vorgestellt. Auch einen genauen Plan, welches Personal das neue Synagogenzentrum benötigt, legten die Gemeinden vor. Laufe alles nach Plan, könne die Synagoge 2020 fertig sein, so Haberland.

Ein erfahrener Partner der Landesregierung bleibt außen vor

Keine Rolle bei den Plänen spielt aber offenbar die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST) – und genau das könnte noch zum Problem werden. Das Land hatte diese 2015 mit ins Boot geholt und ihr quasi die Mediation zwischen den Gemeinden übergeben – nachdem das Kulturministerium sich daran auch nach unzähligen Vermittlungsrunden die Zähne ausgebissen hatte. Die ZWST soll eigentlich nicht nur eine Einigung herbeiführen, sondern die Synagoge anfangs auch betreiben und die Räumlichkeiten mit nutzen können. Genau daran stören sich die Potsdamer Gemeinden – sie wollen keine Einmischung durch ZWST. Schon im vergangenen Jahr hatte der Chef der Synagogengemeinde Ud Joffe gesagt, für derart „ortsferne Akteure“ bestehe keine Notwendigkeit mehr.

Die Frage wird nun sein, wie die ZWST und das Land als Geldgeber auf diese Forderungen reagieren. Die Landesregierung hatte sich in der ZWST einen verlässlichen Partner in dem verfahrenen Prozess erhofft, der Erfahrung mit Immobilien und gleichzeitig selbst aus dem jüdischen Spektrum stammt. Ob sie nun akzeptiert, dass die Wohlfahrtsstelle ausgeschlossen wird und beide einst zerstrittenen jüdischen Gemeinden als alleinige Ansprechpartner auftreten, ist fraglich – schließlich ist über die Jahre viel Vertrauen verloren gegangen. Auf PNN-Anfrage sagte der Sprecher des Bildungsministeriums, Stephan Breiding, am Donnerstag lediglich, die Landesregierung begrüße die Einigung der beiden jüdischen Gemeinden. „Das ist eine sehr positive Entwicklung.“ Er betonte aber auch, dass die Einigung auch dem Einsatz der ZWST zu verdanken sei. Wie es nun weitergeht und wie das Land mit den Forderungen umgehen will, sagte er noch nicht. „Wir führen hier nach wie vor Gespräche“, so Breiding.

Ein Streit der Gemeinden verzögerte den Bau

Schon 2005 hatte sich das Land mit einem Staatsvertrag zu einem Synagogenbau in Potsdam verpflichtet – es sollte die erste in Brandenburg werden. Fünf Millionen Euro Baukosten und 300 000 Euro jährliche Betriebskosten stehen seitdem bereit. Doch kurz nach Beginn des Baus an der Ecke Schloß-/Friedrich-Ebert-Straße musste ein Baustopp verhängt werden – weil die Gemeinden sich über die Fassade zerstritten hatten. Der bei einem Wettbewerb als Sieger hervorgegangene Entwurf des Architekten Haberland war Kritikern zu wenig sakral – sie gründeten schließlich die Synagogengemeinde und spalteten sich so von der Jüdischen Gemeinde ab.

Die alte Potsdamer Synagoge stand neben der Post am Wilhelmplatz, dem heutigen Platz der Einheit. 1938 wurde sie von den Nationalsozialisten geschändet und die Gemeinde gezwungen, das Gebäude zu verkaufen. Während des Krieges wurde die Synagoge durch Brandbomben zerstört – heute erinnert eine Gedenktafel an einem der Wohnhäuser an den Standort.

Das Ziel, die erste Synagoge Brandenburgs in Potsdam zu errichten, ist übrigens schon nicht mehr zu erreichen: Seit 2014 gibt es in Cottbus ein jüdisches Gotteshaus.

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