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Potsdam: Streit um Infopfad

Kulturausschuss lobt Stelen-Projekt zur Mauer am Jungfernsee – und ist irritiert von Schlösserstiftung

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Potsdam/Nauener Vorstadt - Um den am Jungfernsee geplanten Informationspfad zur Berliner Mauer gibt es Streit. Im Kulturausschuss zeigten sich Teilnehmer am Donnerstagabend irritiert darüber, dass in dem Pfad eine große Lücke klafft – und zwar im Neuen Garten, dem von der Schlösserstiftung verwalteten Welterbepark. Wie berichtet planen die Forscher vom Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Zusammenarbeit mit dem Verein „Erinnerungsorte Potsdamer Grenze“ die Aufstellung von insgesamt zehn Informationsstelen an ehemals wichtigen Punkten der innerdeutschen Grenze, darunter an der Bertini-Enge, der Villa Gutmann und der Villa Hagen (siehe Grafik). Auch entlang der Schwanenallee sollen drei Infostelen entstehen. Im Neuen Garten, dessen Ufer zum Jungfernsee ebenfalls Bestandteil der Grenzanlagen war, ist hingegen keine Stele geplant.

„Es gab keinen Weg in den Neuen Garten hinein“, sagte Hans-Hermann Hertle vom ZZF im Kulturausschuss. Es sei deutlich gewesen, dass „ein weiteres Nachhaken zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn“ habe. Beim Vorschlag aus dem Gremium, es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu versuchen, nickte Hertle zwar vorsichtig. Die Aussicht auf Erfolg scheint allerdings eher gering.

Die Aufstellung von Informationsstelen im Neuen Garten sei „intensiv diskutiert“ worden, sagte ein Sprecher der Schlösserstiftung auf Anfrage. Letztlich sei das Ansinnen jedoch „aus gartendenkmalpflegerischen – und nicht inhaltlichen – Erwägungen“ heraus abgelehnt worden, hieß es. Der „entscheidende Grund“ dafür sei die Bewahrung des Erscheinungsbildes des Parks gewesen, erklärte der Sprecher. Er verwies in dem Zusammenhang auf die hohen Hürden, die die Stiftung sich für die Aufstellung eigener Informationstafeln auferlegt habe. Bei einem solchen Vorhaben würden die Standorte hinsichtlich Wichtigkeit und Größe „überaus kritisch geprüft und die Anzahl so gering wie möglich gehalten“. In „Einzelfällen“ könne man über Ausnahmen sprechen, allerdings stets nur temporär und jeweils im Zusammenhang mit Ausstellungen oder anderen Aktionen.

Aus Stiftungssicht wäre es daher das „falsche Signal“ gewesen, wenn man „einem von vielen Antragstellern“ die dauerhafte Aufstellung von Informationsstelen genehmigt hätte. Das sei schon eine Frage der Gleichbehandlung. Mit Blick auf eine temporäre Installation zum 30. Jahrestag des Mauerfalls im Jahr 2019 wolle die Stiftung jedoch „gern“ mit dem ZZF und dem Verein „Erinnerungsorte Potsdamer Grenze“ im Gespräch bleiben.

Der Kulturausschuss lobte das ZZF-Konzept und votierte einstimmig für die Umsetzung. Perspektivisch solle die Idee auch an anderen ehemaligen Mauerstandorten in Potsdam weitergeführt werden, sagte Hertle auf Nachfrage des Grünen-Stadtverordneten Uwe Fröhlich. Auch Kulturdezernentin Noosha Aubel (parteilos) zollte Lob: Eine solche Dokumentation sei außerordentlich wichtig, sagte sie. Begeistert zeigte sie sich vor allem über den geplanten QR-Code an den Stelen, mit dem Besucher per Handy weitergehende Infos zur Geschichte des jeweiligen Standortes abrufen könnten. les/pee

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