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Potsdam: Streit um Glocken für Fortunaportal

Ein Unternehmer will ein Geläut im Wert von 50 000 Euro spenden – doch der Landtagspräsident lehnt das ab

Potsdam - Sie sollen ein Symbol sein für preußisch-aufklärerische Toleranz. Erik von Grawert-May, ein Berliner Unternehmer, vormals Professor für Unternehmensethik und -kultur an der Hochschule Lausitz in Senftenberg, will dem Landtag zwei Glocken schenken und ins Fortuna-Portal hängen. Doch jetzt blitzte er damit bei Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) ab. Das wiederum regt die Bürgerinitiative Mitteschön und den Verein Potsdamer Stadtschloss auf. Auch wenn es diesmal nicht um die Dimensionen der Spenden von TV-Moderator Günther Jauch und Software-Milliardär Hasso Plattner geht, sondern um zwei sogenannte Toleranzglocken im Wert von 50 000 Euro. Potsdam hat wieder einen veritablen Streit um Spenden, Engagment von Bürgern – aber auch um die Geschichte des Schlosses selbst.

Seit Anfang des Jahres steht Erik von Grawert-May in Kontakt mit Fritsch. Zwischen dem Landtag und dem Spender ging es über Monate hin und her. Noch im Juli bedankte sich von Grawert-May bei Fritsch für dessen „Interesse und bisheriges Entgegenkommen“. Dann ließ der Unternehmer die Glocken sogar in einer Kunstgießerei gießen und wollte sie in der nächsten Woche feierlich übergeben. Von Grawert-May hat auch genaue Vorstellungen: Erklingen sollen die beiden Glocken des Fortunaportals nicht zu religiösen, sondern zu politischen Zwecken: „Etwa wenn es im Landtag oder bei der Stadt Potsdam um die Durchsetzung von mehr Toleranz geht, wenn entsprechende Gesetze verabschiedet oder Verordnungen erlassen werden. Immer dann könnten die Potsdamer durch den heiteren Quinten-Klang daran erinnert werden, dass sie Bürger einer Hauptstadt sind, und zwar in doppelter Hinsicht: der Hauptstadt Brandenburgs und der Hauptstadt der Toleranz“, schreibt der Unternehmer. Schließlich hatte der Große Kurfürst 1685 mit dem Edikt von Potsdam diese Tradition der Toleranz begründet. Und liebsten wäre es von Grawert-May, wenn am Reformationstag im Jahr 2017 die Garnisonkirche wiedererrichtet ist und eingeweiht wird, aber gleichzeitig der Landtag eine neues Edikt von Potsdam verkünden würde. „Die Toleranzglocken würden sich glücklich schätzen, die Verkündung mit ihren Klängen zu begleiten.“, schreibt der Wirtschaftswissenschaftler. Für ihn geht es um die Fortsetzung einer edlen Tradition. „Damals, unter dem Großen Kurfürsten und seinen Nachfolgern, handelte es sich vorwiegend um religiöse, heute kommen andere Minderheiten hinzu, vor allem politisch Verfolgte“, schreibt er.

Doch Landtagspräsident Fritsch lehnte ab. Er begründete dies mit dem eindeutigen Beschluss das Parlaments, wonach sich Gestaltung des Neubaus an der ursprünglichen Knobbelsdorffschen Fassade des Jahres 1744 orientieren soll. Alles andere ordnete sich dem unter. Zudem sei die Existenz der Glocken für diesen Zeitpunkt nicht verbirgt.

Tatsächlich ist nicht ganz klar, bis wann die Glocken im Fortuna-Portal hingen. Nachweise gibt es für das Jahr 1701. Nach Angaben des Potsdamer Kircheneperten Andreas Kitschke ist das Geläut allem Anschein nach im Jahr 1750 entfernt worden. Der Landtagsneubau bassiert aber auf den Entwürfen Knobelsdorffs, der das alte Schloss in den Jahren 1744 bis 1751 zum Stadtschloss umgebaut hatte – und offenbar auf die Glocken verzichtet hatte. Auch das Fortunaportal selbst gestaltete er neu, weniger verspielt, klarer in den Linien.

Für Ulrich Zimmermann vom Verein Mitteschön sagte, es sei unverständlich dass der Landtagspräsident die Spende abgelehnt hat. Er sieht dieses Verhalten in einer Reihe mit den Vorgängen um Hasso Plattner, der nach Protesten seine Kunsthalle nun doch nicht mehr in der Stadtmitte bauen, sondern am Stadtrand bauen will. Bei den Kutschdurchfahrtan habe sich das Parlament auch nicht an die Vorgaben von Knobelsdorff gehalten und diese einfach weggelassen.

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