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Sommercamp. Kinder aus dem Kriegsgebiet 2016 in der Prignitz.

© Carlos Rodriguez

Potsdam: Sommercamp für Kinder aus der Ostukraine

Potsdam - Sommerferien, Sightseeing und Musikworkshops – 20 Kinder aus der ostukrainischen Stadt Awdijiwka beginnen am heutigen Dienstag eine zweiwöchige Ferienfreizeit in Potsdam. Hier sollen sie vor allem Abstand von dem Krieg gewinnen, der seit drei Jahren ihren Alltag bestimmt.

Potsdam - Sommerferien, Sightseeing und Musikworkshops – 20 Kinder aus der ostukrainischen Stadt Awdijiwka beginnen am heutigen Dienstag eine zweiwöchige Ferienfreizeit in Potsdam. Hier sollen sie vor allem Abstand von dem Krieg gewinnen, der seit drei Jahren ihren Alltag bestimmt. Organisiert hat das Projekt mit dem Titel „Musik rettet“ der Berliner Verein Ukraine-Hilfe, in dem sich auch der Potsdamer Vadim Davidenko engagiert.

Im sozialen Netzwerk Facebook war in den vergangenen Tagen zu sehen, wie die acht- bis 14-jährigen Schüler bei Zwischenstopps Kiew und Lwiw erkunden. „Für sie ist es das erste Mal, dass sie ihre Region verlassen“, so Davidenko. Von dort sollte es mit dem Bus weiter nach Potsdam gehen. Hier kommen sie für zwei Wochen im Falkenhof in den Ravensbergen unter. Neben verschiedenen Workshops – zum Beispiel Musiktherapie mit Mitarbeitern des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin – steht auch ein Besuch im Filmpark und eine Stadtrundfahrt durch Potsdam auf dem Programm.

Ein Kontrast zu ihrem Alltag. Denn in der Kleinstadt im Industriegebiet des Donezbeckens wird täglich geschossen, es explodieren Granaten und es sterben immer wieder Menschen – auch Zivilisten. Awdijiwka liegt unmittelbar an der Frontlinie und wird von der ukrainischen Armee kontrolliert. Auf der anderen Seite der Front stehen die Truppen der von Russland mit Waffen und Soldaten unterstützen sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk. Erst kürzlich schlug eine Granate im Hof eines Einfamilienhauses ein und tötete vier Menschen, zwei 4 und 7 Jahre alte Mädchen wurden zu Waisen.

Unter den Kindern, die nach Potsdam kommen, sind keine, die durch den Krieg verletzt wurden – jedenfalls nicht körperlich. Mehrere haben jedoch in den letzten drei Jahren Familienangehörige verloren. „Eigentlich müssten alle Kinder dort weg“, sagt Davidenko. An einen normalen Alltag ist für viele Kinder nicht zu denken: In einer Umgebung mit Sprengfallen und Blindgängern kann ein Spaziergang tödlich sein.

Dass einige Kinder nun zwei Wochen an einem friedlicheren Ort verbringen können, haben sie neben dem Engagement von Ehrenamtlern – die fünf mitreisenden Betreuer arbeiten ohne Bezahlung – auch Sponsoren zu verdanken. Etwa 20 000 Euro wurden dem Verein von Privatpersonen und Firmen gespendet. Brandenburgs SPD-Generalsekretärin Klara Geywitz machte sich beim Auswärtigen Amt für eine Förderung stark. Dank der Unterstützung kann nun sogar ein zweites Sommercamp für weitere 20 Kinder im August im Inselparadies in Petzow stattfinden.

Im Sommer 2016 gab es bereits ein Sommercamp mit 13 Kindern in Klein Leppin (Prignitz). Dort entwickelten sich offenbar auch Freundschaften zu deutschen Familien: Fünf der ukrainischen Kinder verbringen in diesem Jahr die Sommerferien bei Gasteltern, so Davidenko. 

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