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Landeshauptstadt: Potsdam sichert seine Gewerbeflächen

Frerichs will „aktive Wirtschaftspolitik“: Auf 40 Grundstücken bis 2020 möglichst kein Wohnungsbau

Potsdams Wirtschaftsförderer bieten der starken Grundstücksnachfrage zugunsten des Wohnungsbaus die Stirn: Der Bedarf an Gewerbeflächen in der Stadt soll bis ins Jahr 2020 gesichert werden. Darum legt die städtische Wirtschaftsförderung nun der Stadtverordnetenversammlung am kommenden Mittwoch erstmals ein Gewerbeflächensicherungskonzept vor. „Das ist der erste Schritt in eine aktive Wirtschaftspolitik“, erklärte Potsdams oberster Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs am Freitag vor Journalisten.

Mit dem Konzept und einer darauf basierenden Richtlinie des Oberbürgermeisters reagiere die Stadt auf „signifikant chronische Angebotsengpässe bei Gewerbeflächen“. Grund sei die enorme Flächennachfrage auf dem Wohnungsmarkt, die in der Vergangenheit immer wieder zur Umwidmung von Gewerbeflächen zu Bauland geführt habe, insbesondere in den zentralen urbanen Lagen. Es seien zwar immer nur Einzelfälle gewesen. „Doch die Summe der Einzelfälle hat uns alarmiert“, so Frerichs. Zwar brauche Potsdam pro Jahr 1000 neue Wohnungen, ergänzte Frerichs Mitarbeiterin Jutta Moll. Jedoch würden in Potsdam jährlich auch 1000 neue Arbeitsplätze benötigt. Dafür seien Gewerbeflächen notwendig.

Dabei ist die Situation paradox: Eigentlich, erklärt Wirtschaftsförderchef Frerichs, hat Potsdam genug Flächen. Doch „Gewerbefläche ist nicht gleich Gewerbefläche“, stellt Frerichs fest. Eine Untersuchung im vergangenen halben Jahr habe ergeben, dass im Stadtgebiet von Potsdam 60 Flächen mit einer Größe von insgesamt 160 Hektar für eine gewerbliche Nutzung infrage kommen. Ein Viertel davon jedoch stehe kurzfristig nicht zur Verfügung. „Aktivierungshemmnisse“ seien etwa zu hohe Preiserwartungen der Flächeneigentümer, mangelnde Erschließung, zu große Flächengrößen oder nachbarschaftliche Konflikte. Lediglich 40 Flächen mit einer Gesamtgröße von rund 83 Hektar stünden für potenzielle Gewerbeinvestoren relativ umstandslos bereit. Diese erhalten nun den Status „Gewerbliche Potenzialflächen 2020“, abgekürzt „P 20-Flächen“. Mit Hilfe einer Richtlinie des Oberbürgermeisters sollen diese Potenzialflächen nur noch in absoluten und gut begründeten Ausnahmen für andere Nutzungen zur Verfügung stehen. Gleichsam werde es laut Frerichs ein „Monitoring“ dieser Flächen geben: Jährlich soll darüber berichtet werden, welche dieser Flächen durch Gewerbebetriebe genutzt und welche für andere Nutzungen umgewidmet wurden. In der Richtlinie heißt es: „Eine Umwidmung bedarf eines Antrages der Stadtverordneten oder der Beschlussvorlage der Verwaltung.“

Zu den von der Wohnungswirtschaft begehrten Gewerbeflächen gehören insbesondere Grundstücke am Hauptbahnhof, etwa der Bereich des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes (RAW) oder der Flächenstreifen zwischen Kaufland und dem Kreisverkehr, erläuterte Jutta Moll. Mit dem Automobil-Zulieferer Erhard Automotive sei eine Ansiedlung des verarbeitenden Gewerbes in Potsdam gelungen; nun sei es wichtig, die Flächen daneben für die gewerbliche Nutzung zu sichern. Das gelte insbesondere für die „Neue Halle“, die unter Denkmalschutz stehe und die bis zu 12 000 Quadratmeter Nutzfläche biete. Inhaber ist die Firma Semmelhaack, erklärte Jutta Moll. Und: „Wir haben schon verschiedene Nutzungsinteressenten.“

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