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Die Schlösserstiftung zeigt 110 Ausstellungsposter aus sieben Jahrzehnten in den Römischen Bädern.

© Sebastian Gabsch

Potsdam: Schlösserstiftung zeigt Werbeposter aus 70 Jahren

„Einfach plakativ“ heißt eine neue Ausstellung in den Römischen Bädern. Gezeigt werden die besten Plakate aus rund 70 Jahren Werbung für die preußischen Schlösser und Gärten.

Von Peer Straube

Potsdam - Das etwas pummelige Gesicht zieht den Betrachter sofort in seinen Bann. Das schwarz-weiß gehaltene Porträt zeigt Knobelsdorff und wirbt für eine „Gedächtnisausstellung zum 200. Todestag“ des großen preußischen Baumeisters im Berliner Schloss Charlottenburg. 1953 war das und bereits die für diese Zeit typischen Schriftzeichen lassen die Dekade erahnen. 

Das älteste Werbeplakat stammt von 1953 und wirbt für eine Knobelsdorff-Ausstellung.
Das älteste Werbeplakat stammt von 1953 und wirbt für eine Knobelsdorff-Ausstellung.

© Wolfgang Pfauer/SPSG

63 Jahre später ist das Motiv weitaus drastischer: Der berühmte Bruderkuss zwischen Breshnew und Honecker, den sie sich bei der Feier zum 30. DDR-Geburtstag innig auf die Lippen drückten, ziert 2016 das Werbeposter für die Ausstellung über DDR-Staatsgäste im Schloss Schönhausen.

110 Werbeposter zeigt die Ausstellung "Einfach plakativ"

Allein diese beiden Plakate spiegeln die Veränderungen des Zeitgeistes, die sich auch in der Plakatwerbung für die preußischen Schlösser und Gärten über die Jahrzehnte hinweg wiederfinden. Rund 110 solcher Werbeposter hat die Schlösserstiftung jetzt für eine Ausstellung in den Römischen Bädern im Park Sanssouci zusammengetragen. Unter dem Titel „Einfach plakativ“ werden dort in vier Räumen ab dem heutigen Freitag und bis zum 31. Oktober die besten Stücke aus 70 Jahren Werbung für das Preußenerbe präsentiert. 

Kuratorin Antje Adler hat 1000 Werbeposter gesichtet.
Kuratorin Antje Adler hat 1000 Werbeposter gesichtet.

© Sebastian Gabsch

Kuratorin Antje Adler hat sie aus den Tausenden Werbeplakaten ausgewählt, die die Stiftung in ihren Beständen hat. Anlass für die Schau sei die „Freude aus der Beschäftigung mit diesen Plakaten“ gewesen, erzählt sie bei der Vernissage am Donnerstagnachmittag. Samuel Wittwer, Direktor der Abteilung Schlösser und Sammlungen, wird noch etwas konkreter: Die Werbeplakate seien „unbekannte Schätze“, die als eigene Kunstform durchaus auch eine eigene öffentliche Würdigung verdienten.

Schau richtet sich an Potsdamer

Im Gegensatz zu den meisten anderen Ausstellungen der Stiftung, die in der Regel nicht zuletzt auf ein internationales Publikum zielen, richtet sich diese Schau erklärtermaßen vor allem an die Potsdamer. „Das ist eine Zeitreise in die Geschichte der Stadt“, sagt Adler geradezu schwärmerisch. Tatsächlich stammen viele der Entwürfe aus den 1960er-, 70er- und 80er-Jahren und beleuchten somit das Ausstellungsprogramm der damaligen Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, wie die Schlösserstiftung zu DDR-Zeiten hieß. 

Die meisten Plakate aus dieser Zeit stammen von dem Grafiker Herbert Sander, der mehr als 40 Jahre für die Schlösserverwaltungen gearbeitet hat und bis 2005 an allen großen Ausstellungen beteiligt war. Ebenfalls prägend waren die Plakate von Waldemar Strempler, den die Stiftung bereits 2011 mit einer eigenen Schau würdigte. Die aktuellsten Poster stammen von Julius Burchard, der heute für das visuelle Design der Schlösserstiftung verantwortlich ist.

Bis zum 30. Oktober sind die Plakate dort zu sehen.
Bis zum 30. Oktober sind die Plakate dort zu sehen.

© Sebastian Gabsch PNN

Die Ausstellung repräsentiere die „gesamte Bandbreite des preußischen Weltkulturerbes“, sagt Wittwer. Ablesen kann man an ihr aber auch die unterschiedlichen Entwicklungen der Schlösserverwaltungen in Ost und West nach dem Zweiten Weltkrieg. Während sich die Ausstellungen in West-Berlin frühzeitig auch direkt mit dem Wirken preußischer Könige und Baumeister beschäftigten, standen in der DDR über Jahrzehnte hinweg politisch unverfänglichere Themen im Vordergrund. So gab es 1969 eine Schau mit dem Titel „Kinder zeichnen und malen in Sanssouci“, Mitte der 70er-Jahre wurde Wissenswertes über Biedermeierglas in den Römischen Bädern gezeigt, 1980 gab es an gleicher Stelle eine Ausstellung von russischem Porzellan.

Grafiken, Zeichnungen, Collagen

Erst Mitte der 1980er-Jahre änderte sich in der DDR das Preußenbild und so lockte die Ausstellung „Friedrich II. und die Kunst“ 1986 Hunderttausende ins Neue Palais. Auch das Plakat zu dieser Schau findet sich in der aktuellen Schau.

Von Grafiken, Zeichnungen über Gemälde, Collagen und Fotos sind nahezu alle denkbaren Motive auf den Plakaten vertreten, auch über die Technik der Herstellung erfahren die Besucher etwas. 

Das Lieblingsposter der Kuratorin hängt gleich im ersten Raum und zeigt einen goldenen Drachen vom Dach des Drachenhauses, mit dem 1979 für eine Schau zum Thema „Restaurierung in Sanssouci“ im Neuen Palais beworben wurde. „Das ist ein richtiger Blickfang“, sagt Adler beim Betrachten. Fast gegenüber hängt das eingangs erwähnte Knobelsdorff-Plakat von 1953, das älteste Exponat der Schau. 4250 Besucher zählte diese Schau, die noch während des Wiederaufbaus von Schloss Charlottenburg zu sehen war. Für DDR-Bürger war die übrigens billiger. 25 Westpfennig mussten sie zahlen – Bundesbürger das Doppelte.

„Einfach plakativ“ vom 3. Mai bis 31. Oktober, Dienstag bis Sonntag 10 bis 17.30 Uhr, Römische Bäder im Park Sanssouci, Eintritt 5 Euro, erm. 4 Euro.

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Das Neue Palais, das Orangerieschloss und die Römischen Bäder bekommen am meisten, aber viele kleinere Häuser profitieren auch von dem größten Rettungspaket, das je für das Welterbe geschnürt wurde.

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