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Potsdam: Rockerklub Hells Angels aufgelöst

Die Hells Angels Potsdam haben sich zwar aufgelöst – dennoch steht das Klubhaus in der Charlottenstraße weiterhin im Visier der Ermittler.

Innenstadt - Die Jalousien am Vereinsheim „The Other Place“ sind heruntergelassen, den gesamten Tag über regte sich dort nichts, alles wirkte verlassen. Lediglich am Samstagabend beobachteten Ermittler mehrere Männer in dem Klub, und zwar ausgerechnet zu jener Zeit, als die Spiele der Fußball-EM im Fernsehen übertragen wurden. Allerdings trugen die Männer keine Kutten mehr, die mit ihren Abzeichen und Insignien Mitgliedschaft und Stellung in dem Rockerklub anzeigen.

Noch stehen die Ermittler vor einem Rätsel, was die Potsdamer Hells Angels zur Auflösung bewegt haben könnte. Nur ganz versteckt ist auf der Internetseite der hiesigen Niederlassung der Rockerbruderschaft zu lesen: „Das Charter Potsdam ist aufgelöst und die dazugehörigen Support Clubs.“ Keineswegs stand nach PNN-Informationen aus Ermittlerkreisen ein Verbot durch Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD) bevor, auch wenn das Ministerium dies offiziell nicht bestätigt und nur von Spekulationen sprach. Eine Maulwurf-Affäre gibt es in der Brandenburger Polizei jedenfalls nicht. Anlass für Mutmaßungen über ein möglicherweise bevorstehendes Verbotsverfahren waren die jüngsten Vorfälle in Berlin, wo sich die „Hells Angels Berlin City“ Ende Mai aufgelöste hatten, kurz bevor die Polizei mit einem Verbot und Razzien gegen die Rocker vorging. Auch zwei Niederlassungen der mit den „Höllenengeln“ verfeindeten Bandidos hatten sich aufgelöst, obwohl sie nicht vom Senat verboten wurden.

Einige Mitglieder der beiden Rockergruppen aus Berlin waren daraufhin zu den Potsdamer Hells Angels übergelaufen. Seither durchsuchte die Polizei das Klubhaus bereits zwei Mal, um die Rocker weiter unter Druck zu setzen. In Brandenburg fährt die Polizei eine „Null-Toleranz-Strategie“ gegen die verschiedenen Gruppierungen. Bei den Razzien in dem Potsdamer Klub Anfang Juni fand die Polizei Macheten und Messer. Einerseits wollten die Sicherheitsbehörden damit verhindern, dass – wie tatsächlich geschehen – Rocker aus Berlin in das Umland ausweichen und sich anderen Klubs anschließen. Andererseits wurden Racheakte befürchtet, da Übertritte intern hart bestraft werden.

Möglicherweise hängt die Auflösung der Potsdamer Dependance aber auch damit zusammen, dass sich die Hells Angels komplett neu aufstellen. Selbst die Polizei hat inzwischen den Überblick verloren. Ein Indiz für den Aufbau neuer Strukturen ist der Besuch von Rudolf „Django“ T. am vergangen Freitag in Berlin, der vermutlich auch Verbindung nach Potsdam aufgenommen hat.

Der Mitbegründer der deutschen Hells Angels äußerte sich am Freitag zu den Schüssen auf André Sommer, den Chef der „Hells Angels Nomads“, einen Ostberliner Ableger, dessen Mitglieder sich wegen des Verbotsdrucks in Berlin im nördlichen Umland und in Frankfurt (Oder) neu organisieren. Eine Fehde und einen Machtkampf innerhalb der Hells Angels schloss „Django“ aus. Zu einem möglichen Anschlag durch die konkurrienden Bandidos sagte er nichts. Allerdings muss der Schütze auch kein Rocker sein, es gibt vielmehr Hinweise auf Auseinandersetzungen im Berliner Rotlichtmilieu. „Django“ bestätigte, dass es eine neue Hells-Angels-Dependance im Ostteil Berlins geben soll. „Seit geraumer Zeit ist die Gründung eines neuen Berliner Charters in Planung“, hieß es.

„Sollte es dazu kommen, wird das Charter ,East District’ heißen.“ Über die Zukunft anderer Ableger sagte er nichts. Ein anderer Rocker erklärte nur, was aus dem Klubhaus in der Charlottenstraße wird, sei noch unklar.

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