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Potsdam: Potsdams Stadtwerkefest wird geschrumpft

Das Budget für das nächste Potsdamer Stadtwerkefest wird gedeckelt, es fällt demnach kleiner aus. Das Rathaus will aber nicht ganz auf das Fest verzichten.

Potsdam - Nach dem Skandal bei den Stadtwerken um Begünstigung und Vetternwirtschaft steht nun auch das Stadtwerkefest, seit Jahren umstritten, auf dem Prüfstand. Es soll kleiner werden und gut ein Viertel weniger kosten als bislang. Im nicht-öffentlichen Teil des Hauptausschusses stimmten die Stadtverordneten nach PNN-Informationen dafür, die Kosten für das für Besucher eintrittsfreie Stadtwerkefest auf ein Gesamtbudget von 800 000 Euro zu deckeln. Das sind rund 300 000 Euro weniger als bisher. Zudem soll bis zum Jahr 2018 ein neues, transparenteres Gesamtkonzept erstellt werden. Dies betrifft speziell die Finanzierung.

"Man hat sich das Fest schöngerechnet"

Die Initiative für weniger Kosten und mehr Transparenz geht auf die neue Stadtwerke-Interimsspitze zurück, die seit Juni die Geschicke des Konzerns lenkt. Zuvor mussten mehrere Top-Manager des kommunalen Unternehmenverbundes gehen, nachdem unter anderem exorbitante Gehaltssteigerungen für eine Prokuristin bekannt geworden waren. Die neue Führung unter dem Chef der kommunalen Bauholding Pro Potsdam, Horst Müller-Zinsius, hat sich nun nach PNN-Informationen die Zahlen der Stadtwerkefeste der vergangenen Jahre vorlegen lassen. Dabei zeigte sich: Die Eigenleistungen des Stadtwerke-Konzerns einberechnet, also die Stromversorgung oder die Mitarbeit von Hunderten Angestellten, summierten sich die Kosten für das Fest im vergangenen Juli auf 1,1 Millionen Euro. Unter der alten Konzernführung war stets von 900 000 Euro Kosten die Rede gewesen, wovon zwei Drittel von Sponsoren wie dem Gaslieferanten Verbundnetz Gas (VNG) gezahlt würden. „Man hat sich das Fest schöngerechnet“, hieß es nun gegenüber den PNN.

Das soll sich nun mit dem 800 000-Euro-Deckel für die tatsächlichen Gesamtkosten ändern. Auch die Zusammenarbeit mit dem VNG wird neu geregelt. Bisher zahlte der Gaslieferant direkt rund 500 000 Euro für das Fest. Künftig soll die Summe nicht mehr zweckgebunden, sondern als allgemeiner Marketing-Zuschuss an die Stadtwerke gehen. Damit könnten auch andere Werbemaßnahmen bezahlt werden, hieß es im Hauptausschuss. Daher würden für die Jahre nach 2018 auch neue Finanzierungsmöglichkeiten für das Fest gesucht, etwa über Standmieten für regionale Unternehmen, die sich bei der Party im Lustgarten präsentieren können.

Intransparente Kosten sorgten bereits für Irritationen

Schon vor fünf Jahren, als der damalige Stadtwerke-Chef und Fest-Erfinder Peter Paffhausen wegen Vorwürfen der Bespitzelung und von Geheimgeschäften gehen musste, war das damals noch wesentlich größere Open-Air-Fest moderat zusammengestrichen worden. 2010 hatten noch an drei Tagen unter anderem Weltstars wie Joe Cocker, Billy Idol und Nena kostenlos in Potsdam gespielt, in den Jahren zuvor waren ZZ Top oder Peter Maffay zu Gast. In diesem Juli traten Santana, Cyndi Lauper und weitere Bands auf. Schon früher gab es jährlich Irritationen wegen der Intransparenz bei den Kosten, ein exklusiver VIP-Bereich für geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft war nach heftiger Kritik abgeschafft worden. Inzwischen gebe es jedoch Reiseunternehmer, die das Fest in ihre kostenpflichtigen Bustouren als Attraktion integrierten, stellten die neuen Stadtwerke-Chefs fest.

Ebenso kämen immer mehr Gäste aus Berlin und dem Potsdamer Umland zu den Konzerten, hieß es im Ausschuss. Mit der Idee der Kundenbindung für die Stadtwerke habe das nichts mehr zu tun, so die Einsicht der neuen Führung. Im Hauptausschuss hieß es mit Blick auf den massiven Andrang in diesem Jahr, als nach PNN-Informationen rund 45 000 Besucher bei schönem Wetter in den Lustgarten geströmt waren, dass auch Sicherheitsaspekte künftig stärker beachtet werden sollen. Selbst eine Einzäunung wurde debattiert.

Ganz verzichten will man auf das Statdwerkefest aber nicht

Dennoch, verzichten will man – auch im Rathaus – auf das Fest nicht. Befragungen unter Stadtwerke-Kunden hätten gezeigt, dass das Open Air als besonders positives Merkmal mit dem Konzern verbunden werde, hieß es im Hauptausschuss. Das Fest sei für die Identifikation der Kunden mit dem Potsdamer Unternehmen nötig – sonst würden Strom- oder Gasbezieher mittels Vergleichsportalen zu anderen Anbietern wechseln, die schon durch ihre Größe günstigere Preise anbieten könnten. Allerdings sei ein neues Konzept für das Festival nötig, hieß es im Hauptausschuss. Man könnte sich auf einen großen Star pro Fest beschränken – dies würde dem kleineren Budget gerecht werden.

Erste Reaktionen aus der Stadtpolitik fielen am Donnerstag zustimmend aus. So teilte Linke-Kreischef Sascha Krämer mit, er begrüße die Kostengrenze. 800 000 Euro seien immer noch eine „ordentliche Summe“. Vor allem die Linke hatte das Fest stets gegen Kritik verteidigt. Erfreut zeigte sich auch Grünen-Fraktionschef Peter Schüler, einer der Kritiker des Festes: „Es ist gut, dass es weniger kosten wird.“

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Ein kostenloses Riesen-Festival mit diversen Stars, das mittlerweile immer mehr überregionale Fans anlockt, kann und darf nicht Aufgabe der Stadtwerke sein. Dass nun gespart wird, ist richtig, meint PNN-Autor Henri Kramer >>

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