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Aussicht. Bis Spaziergänger wieder bis zur Schiffbauergasse gelangen können, wird es noch dauern. Doch schon jetzt soll die neue Uferpromenade einen tollen Ausblick auf die Freundschaftsinsel ermöglichen.

©  Andreas Klaer

Potsdam: Neues Ufer an der Alten Fahrt

Die Fußgängerpromenade an der Alten Fahrt in Potsdam ist endlich freigegeben - und per Aufzug auch barrierefrei erreichbar. Aber sie bleibt vorerst eine Sackgasse.

Potsdam - Die Probefahrt verlief zwar etwas ruckelig, aber am Ende doch erfolgreich: Zur Eröffnung der neuen Uferpromenade an der Alten Fahrt am gestrigen Montag testeten Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Sanierungsträger-Chef Horst Müller-Zinsius den Aufzug zwischen der Uferpromenade und dem höher gelegenen Otto-Braun-Platz. Die Hebevorrichtung soll es Rollstuhlfahrern ermöglichen, das Havelufer zu erreichen.

Kritik an der ursprünglich fehlenden Barrierefreiheit

Die Testfahrt wäre allerdings fast ausgefallen: Wäre es nach dem mittlerweile abgewählten Baubeigeordneten Matthias Klipp (Grüne) gegangen, hätte es keinen Aufzug an dieser Stelle gegeben. Zu teuer, zu wenig Platz, hieß es vor zwei Jahren. Doch die Kritik an der fehlenden Barrierefreiheit riss nicht ab, bis sich die Stadtverwaltung bewegte und umgeplant wurde. „Es wurde eine gute Lösung gefunden“, sagt nun Potsdams Behindertenbeauftragter Christoph Richter. Auch bei der benachbarten Freitreppe sei an Sehbehinderte gedacht worden: Die Handläufe der Geländer sind zur besseren Orientierung verlängert, die Stufenkanten der Treppe sind mit einem dunklen Material kontrastreich abgesetzt und es gibt ein Blindenleitsystem.

Wie wichtig der Aufzug ist, zeigte sich auch schon am Montag: Ursprünglich hatte die Bauverwaltung auf den Aufzug verzichten wollen, weil der Zugang von der Brauerstraße aus barrierefrei geplant war. Doch diesen Zugang gibt es noch gar nicht. Derzeit versperrt ein Bauzaun den Weg. Der soll zwar in vier Wochen vorübergehend verschwinden. Der Uferweg wird aber wieder dichtgemacht, wenn der Platz für die Hochbauarbeiten in der Brauerstraße gebraucht wird. Langfristig soll der Weg aber von der Innenstadt bis zum Kulturstandort in der Schiffbauergasse führen.

200 Meter lange Uferpromenade an der Alten Fahrt

Trotz der späten Umplanung lag es aber nicht am Aufzug, dass die Uferpromenade nun mit fast einem Jahr Verspätung geöffnet werden konnte. Vielmehr lagen die Probleme unter der Oberfläche. „Anderthalb Jahre haben wir allein für die Archäologie und die Munitionssuche gebraucht“, so Müller-Zinsius, dessen Sanierungsträger im Auftrag der Stadt für die Schönheitskur des Havelufers verantwortlich ist.

200 Meter lang ist der neue Abschnitt der Uferpromenade und etwa sieben Meter breit. Er soll Potsdamer und Touristen zum Flanieren an der Havel einladen und auch Platz für die Tische der örtlichen Gastronomen bieten. Die ersten Tische hatte eine Pizzeria bereits aufgestellt. Auch das Café des Museums Barberini soll sich künftig zum Wasser hin öffnen. Daraus wird allerdings erst nächsten Sommer etwas – schließlich soll das Museum erst im Januar 2017 eröffnet werden. Dann soll es während der Öffnungszeiten auch einen Durchgang durch das Museum vom Alten Markt zur Uferpromenade geben.

Kosten: 2,3 Millionen Euro

Das venezianische Flair hat insgesamt 2,3 Millionen Euro gekostet, inklusive allein einer Million Euro für die Munitionssuche. Dafür wurde allerdings auch hochwertiges Material eingebaut: „Für die Promenade wurde heimisches Bernburger Kleinsteinpflaster verwendet“, so Müller-Zinsius. Auch ein halbes Dutzend Bäume schmücken den Uferstreifen – auch wenn es einige Jahre dauern dürfte, bis ihre Kronen Schatten spenden. Ganz fertig ist die Uferpromenade indes noch nicht. Am anderen Ende, hinter der Baustelle der Gebäude in der Brauerstraße 4-6, soll künftig ein begrünter Platz entstehen. Wann es damit genau losgeht, hängt vom Baufortschritt in der Brauerstraße ab. Über den Platz soll dann auch ein zweiter Zugang zur Uferpromenade führen – mit geringem Gefälle und barrierefrei.

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Am frühen Montagnachmittag ließen sich schon mal die ersten Spaziergänger am Ufer nieder. Ganz nach dem Geschmack von Müller-Zinsius. „Hier kann man heute schon sehen, wie lebendig auch der Rest der Potsdamer Mitte wird“, sagte er. Wer sich hinsetzen will, kann auf dem breiten Spundwandkopf Platz nehmen. Sitzbänke mit einer Lehne sind im Siegerentwurf des Berliner Architektenbüros Sinai nicht vorgesehen, den eine Jury im Jahr 2014 im Zuge eines Realisierungswettbewerbs ausgewählt hatte. Auch Abfalleimer sucht man auf der neuen Uferpromenade bisher vergebens. Sie sollen allerdings nachgerüstet werden, teilte der Sanierungsträger auf Nachfrage mit.

OB Jakobs: Öffentliche Nutzung - ein Gewinn

Von einer lang ersehnten „neuen Qualität“ sprach Oberbürgermeister Jakobs in Bezug auf den innerstädtischen Uferweg. Er erinnerte daran, dass es in der Vorkriegszeit an dieser Stelle keine Uferpromenade gab. Es sei ein Gewinn, dass dieser Raum nun dauerhaft öffentlich zugänglich sei. „Die Mitte ist nicht nur etwas für diejenigen, die hier Häuser erwerben“, sagte er. Beim Umbau der Potsdamer Mitte gehe es um städtische Raumqualität. Auch bei der Neubebauung des Fachhochschulareals, gegen deren Abriss derzeit ein Bürgerbegehren läuft, das bereits mehr als 15 000 Unterschriften zählt, sollen Räume entstehen, auf denen sich Menschen gerne aufhalten, so Jakobs. „Wer eine Auszeit braucht, dreht dem Ganzen den Rücken zu und lässt den Blick über das Wasser auf das Grün der Freundschaftsinsel schweifen“, ergänzte Müller-Zinsius.

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