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Die Potsdamer Feuerwehr ist seit Monaten auf der Suche nach einem neuen Chef. Nun ist er gefunden.

© Andreas Klaer

Potsdam: Neuer Feuerwehrchef in Sicht

Die Stadtverordneten sollen im Dezember einen möglichen neuen Feuerwehrchef präsentiert bekommen. Der wird sich vor allem um Potsdams Norden kümmern müssen.

Von Valerie Barsig

Potsdam - Wann bekommt Potsdam einen neuen Feuerwehrchef? Ende des Jahres könnte es so weit sein. Zehn potenzielle Kandidaten haben sich bei der Stadt für den Posten beworben, heißt es auf PNN-Anfrage aus dem Rathaus. Das Verfahren sei in vollem Gange. Im Dezember sollen die Stadtverordneten über den neuen Kandidaten entscheiden. Wer sich als Nachfolger des ehemaligen Feuerwehrchefs Jörg Huppatz auf den Posten beworben hat, gibt das Rathaus mit dem Hinweis auf das laufende Verfahren nicht bekannt. Huppatz hatte den Posten lediglich von Anfang des Jahres bis Juni inne. Der 50-Jährige ging schnell wieder, weil er für sich und seine Familie keine passende Wohnung in Potsdam gefunden hatte; außerdem hieß es, er habe ein anderes Jobangebot erhalten.

Freiwillige Wehren immer mehr unter Druck

Herausforderungen für Potsdams neuen Feuerwehrchef gibt es genug: Laut dem statistischen Jahresbericht der Landeshauptstadt sind gerade die Einsätze der Freiwilligen Feuerwehren von 501 im Jahr 2016 auf 951 Einsätze im Jahr 2017 angestiegen. Dabei rückten die Feuerwehrleute zur Brandbekämpfung aus, aber auch zur sogenannten technischen Hilfeleistung zum Beispiel bei einem Sturm. Im Gegensatz dazu gab es im Jahresvergleich weniger Einsätze der Berufsfeuerwehr. Die musste 2016 insgesamt 2834 Mal ausrücken, im Jahr 2017 waren es 179 Einsätze weniger. Das hat vor allem mit einer Änderung der Ausrückeordnung im vergangenen Jahr zu tun, sagt Rainer Schulz vom Bereich Gefahrenabwehr der Feuerwehr, der seit Huppatz’ Weggang interimsmäßig die Potsdamer Wehr leitet, bis ein neuer Chef gefunden ist.

Konzept für Krampnitz gesucht

„Gerade bei Vorfällen in Potsdams Norden werden die freiwilligen Wehren seit 2017 immer mitalarmiert“, sagt Schulz. Denn sie seien beispielsweise bei einem Unfall auf der Autobahn von Groß Glienicke, Satzkorn oder Fahrland schneller vor Ort als die Berufsfeuerwehr, die ihre Einsätze von der Hauptwache in der Holzmarktstraße startet. Das ist so auch im sogenannten Gefahrenabwehrbedarfsplan der Feuerwehr festgelegt, der bis 2021 gilt. Derzeit werde zusätzlich ein Gutachten erstellt, wie auch die Berufsfeuerwehr schneller vor Ort sein könne, „zum Beispiel durch einen neuen Standort im Norden“, sagt Schulz. Denn durch den neu entstehenden Stadtteil Krampnitz braucht es ein Konzept – und das nicht erst, wenn die ersten Bewohner dort in ihre Häuser ziehen.

Bei Großlagen müssen alle ausrücken

Dass die Freiwilligen Wehren im vergangenen Jahr häufiger ausrücken mussten, habe aber noch einen weiteren Grund: Die Stürme, wie „Sebastian“ am 13. September 2017, „Xavier“ am 5. Oktober und „Herwart“ am 29. Oktober haben die Feuerwehr in Atem gehalten – vor allem damit, die Straßen wieder freizuräumen. Bei solchen sogenannten Großlagen werden alle Wehren in Potsdam alarmiert, also neben der Berufsfeuerwehr auch alle Freiwilligen. Hinzu seien auch zwei Hochwassereinsätze in der Prignitz gekommen, sagt Schulz. Künftig werde die Belastung der freiwilligen Wehren durch extreme Wetterereignisse weiter zunehmen, sagt er.

Nachwuchsprobleme gibt es nicht

Insgesamt 14 Freiwillige Feuerwehren gibt es in Potsdam, 350 Aktive sind dort im Dienst. Hinzu kommen 160 Mitglieder der Jugendfeuerwehr. Das sei eine „gute Quote“, sagt Schulz. Potsdam habe keine Nachwuchsprobleme in der Jugendfeuerwehr, einige Standorte wie Babelsberg, Klein Glienicke und Drewitz könnten bereits mit rund 18 bis 22 Jugendlichen pro Gruppe keine Neumitglieder mehr aufnehmen.

Marquardt, Satzkorn und Grube hingegen fehle der Nachwuchs. Trotzdem: Potsdams Feuerwehren seien insgesamt bei Jugendlichen beliebt. Damit steht Potsdam gerade im Vergleich zu Brandenburg gut da. Nach den verheerenden Waldbränden in Fichtenwalde und Treuenbrietzen Ende August hatte Brandenburgs Landesbranddirektor Heinz Rudolph Alarm geschlagen: Vor rund 15 Jahren waren rund 50 000 Menschen in den Freiwilligen Feuerwehren in Brandenburg aktiv, im vergangenen Jahr waren es nur noch 38 000. Die Zahlen in Potsdam allerdings sind seit Jahren stabil.

Berlin macht Konkurrenz beim Gehalt

Es gebe aber auch Probleme, sagt Schulz. Denn die Nähe zu Berlin mache der Potsdamer Feuerwehr Schwierigkeiten. Dort werden die Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr laut Schulz besser bezahlt – das scheint vielen angehenden Feuerwehrmännern und -frauen demnach attraktiver als der Arbeitsplatz in Potsdam. Personal zu finden, werde immer schwieriger. „Dabei sind wir eine attraktive Feuerwehr“, betont Schulz. Denn vor allem die Technik sei auf hohem Niveau, ebenso habe der Rettungsdienst eine hervorragende Qualität. Das werde auch den neuen Chef überzeugen, der ab Dezember im Dienst sein soll.

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