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Potsdam: Neue Verwicklung um Krampnitz

Das ehemalige Kasernengelände Krampnitz hat in den vergangenen Jahren schon einige Glücksritter auf den Plan gerufen – jetzt sorgt ein forsch auftretender Kölner Immobilienvermarkter im Rathaus und in der Politik für neue Unruhe.

Potsdam/Köln - Die Pantera AG hat mit der deutschlandweiten Vermarktung des Areals begonnen, und das, obwohl die Fläche dem Land gehört und die Stadt den Umbau zu einem neuen Stadtteil für bis zu 3800 Einwohner mit einer stadteigenen Gesellschaft selbst schultern will.

Pantera verkündete indes unlängst in der Fachpresse, dass sie mit dem Magdeburger Projektentwickler Projekt Rentenvorsorge (PRV) auf dem Areal bis zu 1700 Wohnungen bauen will – die Vermarktung soll „nicht vor August“ beginnen.

Beide Firmen sind in Sachen Krampnitz keine Unbekannten: So hatte die PRV Teile des Kasernenareals von einer Firma des Hannoveraner Anwalts Ingolf Böx gekauft, wie beim Krampnitz-Untersuchungsausschuss des Landtages zur Sprache kam. Der Weiterverkauf soll damals ohne Wissen und Zustimmung des Landes geschehen sein. Um die Rückabwicklung der Kaufverträge zwischen Land und Böx’ Firma streiten beide Parteien noch juristisch, nach jüngster Aussage der Stadt wird dazu im Sommer das Urteil des Oberlandesgerichtes erwartet.

Aufsichtsratsvorsitzender bei der Pantera AG wiederum ist Horst Gräf, der frühere Staatssekretär im brandenburgischen Bauministerium. Er war damals zwischenzeitlich auch Aufsichtsratschef der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG), die unter anderem für die Gemeinde Fahrland die Kaserne Krampnitz untersuchte – und 2001 pleiteging.

Im Potsdamer Rathaus verfolgt man das Vorgehen der Pantera skeptisch: „Die Aktivitäten sind uns bekannt, sind aber nicht mit uns abgestimmt und finden auch nicht unsere Unterstützung“, sagte Stadtsprecher Markus Klier am Sonntag auf PNN-Anfrage. An den Plänen der Stadt ändere sich dadurch nichts: „Wir wollen das selbst entwickeln und haben bereits mit dem Bornstedter Feld bewiesen, dass wir das seriös und erfolgreich tun können.“ Auch SPD-Fraktionschef Mike Schubert zeigte sich am Wochenende irritiert: „Die beschriebene Geschäftspraxis, ein Grundstück zur Entwicklung anzubieten, welches man nicht besitzt, löst bei mir Befremden aus und würde von der SPD nicht unterstützt werden.“ Man befürworte die Entwicklung von Krampnitz durch eine stadteigene Gesellschaft. Zuletzt hatte ein Antrag von FDP und SPD, der einen städtebaulichen Wettbewerb für Krampnitz fordert, bei der Stadt für Unmut gesorgt. Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Grüne) warnte, dass dem Projekt dadurch mindestens zwei Jahre Stillstand drohen.

Die SPD arbeite mit dem Antrag der Pantera AG „faktisch in die Hände“, sagte Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg den PNN. Seine Fraktion werde eine Stellungnahme des Oberbürgermeisters in der Stadtverordnetenversammlung beantragen und das Thema im Landtag zur Diskussion stellen, kündigte er an. Bei der Pantera und der PRV waren am Sonntag auf PNN-Anfrage keine Stellungnahmen zu bekommen.  (mit thm)

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