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Das künftige Schulgebäude in der Gutenbergstraße in Potsdams Innenstadt.

© Andreas Klaer

Potsdam: Neue Grundschule – bald zu klein

In ein leerstehendes Gebäude in Potsdams Innenstadt soll eine neue Grundschule einziehen. Doch jetzt wird bekannt: Es ist zu klein, wenn es voller Schüler sein wird.

Potsdam - Das Rathaus möchte das leerstehende Gebäude in der Gutenbergstraße 67 in der Innenstadt gern als neue Grundschule nutzen. Allerdings hat das Haus an der Ecke zur Hebbelstraße bisher öffentlich nicht bekannte Defizite: Wenn es einmal voller Schüler sein wird, ist es zu klein. 

Das geht aus einer europaweiten Ausschreibung hervor, mit der der Kommunale Immobilienservice (Kis) nun einen Planer für das auf zwei Klassenzüge ausgelegte Schulprojekt sucht. Demnach könne man mit den „begrenzten Raumkapazitäten die einschlägigen Raumprogrammempfehlungen nicht vollumfänglich abbilden“, heißt in der Kis-Aufgabenbeschreibung für potentielle Interessenten.

300 Schüler sollen dort unterrichtet werden

Doch obgleich Räume fehlen, hält der Kis das mit 4,1 Millionen Euro veranschlagte Projekt für machbar – schließlich halten sich „die Unterschreitungen der Flächenempfehlungen in einem akzeptablen Rahmen“, so die Einschätzung. Demnach sollen in der Schule einmal zwölf Klassen mit insgesamt bis zu 300 Schülern unterrichtet werden. Zwar stünden dafür zwölf Klassenräume plus zwei Fachzimmer für Musik, Kunst und Naturwissenschaften zur Verfügung – aber eben keine zusätzlichen „Gruppenräume für speziellen Förderunterricht und Differenzierung“.

Dies wolle man durch die „flexible Zusammenschaltung von benachbarten Unterrichtsräumen“ ausgleichen, so der Kis in der Ausschreibung.

Und noch ein Problem gibt es: So ist für die dort ebenso geplante Hortnutzung für rund 200 Kinder wegen des begrenzten Platzes eine Doppelnutzung der zur Verfügung stehenden Räume vorgesehen – was den Qualitätsrichtlinien der Stadt Potsdam für die hiesigen Schulen widerspricht.

Räume sollen ganztägig genutzt werden

Laut Kis soll es trotzdem gehen: „Angedacht ist hier ein Integrationsmodell, das die Idee der Ganztagsschule konsequent umsetzt. Zudem ist das Modell einer gemischten Nutzung als Schul- und Hortgebäude vorteilhaft, da die ganztägige Auslastung der Räume eine höhere Flächeneffizienz ermöglicht“. Ferner sind laut Kis keine separaten Garderoben vorhanden, diese müssen in die Unterrichtsräume. Genutzt werden soll laut der Ausschreibung auch ein Saal im Erdgeschoss als Speiseraum – eine Küche wäre freilich nicht vorhanden. Daher müsse die Mittagsversorgung durch einen Caterer sichergestellt werden, so der Kis. Und zwar verfüge das bereits in den 1950er Jahren als Berufsschule genutzte Haus in jeder Etage über eine zentrale Sanitäranlage für Schüler, allerdings fehle ein „separater WC-Raum für Herren“. Flächendefizite gebe es laut der Ausschreibung bei sonstigen Nebenflächen wie Abstellräumen, Archiv oder einer Hausmeisterwerkstatt.

"Ein normale Hortbetrieb ist ziemlich abwegig"

Das beschränkte Raumangebot sorgt in der Stadtpolitik für Stirnrunzeln. „Ein normaler Hortbetrieb ist in Schulräumen ziemlich abwegig, zumal dies hier dauerhaft der Fall sein soll“, sagte der Linken-Stadtverordneten und Bildungsexperte Stefan Wollenberg auf Anfrage. Auch Markus Kobler, Sprecher des Kreiselternrats, verwies auf die „eigentlich nicht gewünschte Doppelnutzung von Hort- und Klassenräumen.“

Solche Konzepte seien stets mit großen Fragezeichen verbunden – weil ein Hort schon mehr Flächen benötige als ein bloßer Unterrichtsraum. Dazu müssten bei Doppelnutzungen die für den Hort nötige Ausstattung täglich ein- und ausgeräumt werden, wofür auch Lagerflächen nötig seien.

Schule soll erstmal mit zwei Klassen beginnen

Auch der Vorsitzende des Bildungsausschusses, der CDU-Stadtverordnete Clemens Viehrig, mahnte „Optimierungen“ bei der Planung an. Jedoch sagte er auch, es handele sich um einen aufwachsenden Standort – also eine Schule, die zunächst mit zwei ersten Klassen beginnt und dann von Jahr zu Jahr weitere Erstklässler aufnimmt. Daher werde sich die Situation in den ersten fünf Jahren „entspannter darstellen“. In der Tat werde es danach „allerdings enger“. Es bedürfe daher im Laufe der nächsten Wahlperiode der besagten „Optimierungen“, so Viehrig.

Auch der Kis verteidigte auf PNN-Anfrage die Planungen mit dem Argument, es handele sich um eine wachsende Schule – die ab „dem fünften Jahr nicht den idealtypischen Bedarfsempfehlungen des Landesbildungsministeriums entsprechen wird“, wie es ein Kis-Sprecher ausdrückte. Gleichwohl würden sich – „mit einem guten pädagogischen Konzept“ – in den Räumen sehr gute schulische Arbeit und eine passende Hortbetreuung gewährleisten lassen. Ferner habe man das damals noch unsanierte Haus bis 2016 über Jahre hinweg als Übergangsstandort für die Eisenhart-Grundschule genutzt – hier habe sich gezeigt, dass der Standort „als Interimslösung gut funktionieren kann“. Auch jetzt sei die neue Schule auch nur als Übergangslösung geplant, um den dringenden innerstädtischen Bedarf an Grundschulplätzen zu decken, so der Sprecher. Wie lang das Provisorium angesichts der stetig steigenden Schülerzahlen in Potsdam genutzt werden soll, blieb offen – gleichwohl sei diese Lösung besser als ein größerer Bau jenseits der Innenstadt, fasste der Kis-Sprecher zusammen.

In diesem Jahr beginnt die Sanierung

Auch ein paar positive Seiten werden in der Ausschreibung aufgezählt: Der besagte repräsentative Saal mit Parkettboden könne etwa auch für Veranstaltungen genutzt werden. 

Bis Juli 2021 soll die Sanierung des Dreigeschossers beendet sein, in diesem August will der Kis damit beginnen. Gelobt wird in der Ausschreibung, dass es sich um ein altehrwürdiges Mauerwerksgebäude mit Holzbalkendecken im Obergeschoss handele.

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