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Erst festhalten, dann loslassen. Steffi Metz und ihr Sohn Max werden sich bald eine Weile nicht sehen. Sie reist durch Südafrika, während er das Potsdamer Geschäft erweitert.

© Sebastian Gabsch

Potsdam: Nächster Halt Südafrika

Kochexpertin Steffi Metz verlässt Potsdam, um durch Afrika zu reisen. Das Geschäft in der Dortustraße wird aber weitergeführt – von ihrem Sohn Maximilian.

Wenn sie lacht, dann lachen ihre Sommersprossen mit. Steffi Metz ist eine Frau, die herzlich lachen kann. Und sie hat guten Grund dazu. Die letzten zwölf Jahre verbrachte die Köchin und Unternehmerin damit, ihre Showküche aufzubauen. In der Hinterhofremise in Potsdams Innenstadt gab sie Slow-Food- oder Bistro-Kochkurse, verkaufte hauseigene Feinkost und lebte hier quasi in ihrem zweiten Kochwohnzimmer. Hier realisierte sie ihren Traum, in roten Klinkersteinen. Metz, eine alleinerziehende Mutter, hatte sich diesen Traum mühevoll aufgebaut. Seit dem Schritt in die Selbstständigkeit vor 16 Jahren hieß das aber auch kaum Urlaub. Wenn es welchen gab, war dieser mit Fototerminen oder Rezeptentwicklung verbunden.

Das sollte sich ändern. Im Dezember vergangenen Jahres war es soweit. Steffi Metz und ihre drei Kinder zog es für ein paar Wochen nach Namibia. Jetzt hat Familie Metz beschlossen: Sie ziehen noch einmal los. Wie lange sie unterwegs sind, weiß sie noch nicht. „Diese Reise wird nicht in einem Jahr vorbei sein,“ sagt die passionierte Köchin. Nur der älteste Sohn Maximilian bleibt diesmal in Potsdam zurück.

Denn der gelernte Bürokaufmann hat andere Pläne. Bereits seit einem Jahr hat er die Geschäftsassistenz der Kochschule übernommen. Mit dem Reisebeginn wird er das Geschäft übernehmen und zur Eventlocation ausbauen. An dem Konzept, auf regionale Zutaten und gesunde Ernährung zu achten, möchte der 22-Jährige auch bei kommenden Veranstaltungen festhalten.

Doch nun sieht er seiner Mutter erst einmal beim Koffer packen zu. Denn kommenden Dienstag geht es los nach Südafrika. Von Kapstadt aus fahren sie nach Riversdale ans Westkap, im September nach Namibia. Von dort aus stehen Tansania, Malawi, Ruanda, Uganda bis hoch nach Marokko auf dem Plan. „Wenn wir dann noch Lust haben, erkunden wir Asien.“ Bei der Beschreibung der Reiseroute und Momenten, die sie in Namibias Natur erlebt haben, gerät die Mutter ins Schwärmen von der Ferne. „Ich habe mich so frei und lebendig gefühlt“, erinnert sie sich.

Anlass für die erste Reise war der Tod der geliebten Hündin Luna. Frau Metz war klar: „Jetzt geht es auf Reisen.“ Den afrikanischen Kontinent zu sehen, war schon lange ein Wunsch. „Ich gehe nicht fort, um ein Luxusleben zu führen“, sagt sie.

Das, was Steffi Metz vorhat, sieht anders aus. Sie hat sich über die britische Plattform „Workaway“ verschiedene Arbeitsstellen in unterschiedlichen Ländern gesucht, bei der sie Familie und Arbeit vereinbaren kann. Sie wird als erfahrene Unternehmerin die Organisation unterstützen. Dafür gibt es Unterkunft und Essen frei Haus. Bekannt ist das als „Work and Travel“ gerade bei Schulabsolventen, die Erfahrung im Ausland sammeln wollen.

„Ich habe auch Absagen bekommen“, sagt die 41-Jährige. Manche wollten wohl keine Frau mit Kindern aufnehmen. Familie Metz ist aber dennoch gut untergekommen. Etwa in der namibischen Ferienunterkunft „Kiva Lodge“, die von der deutschstämmigen Familie Lühl betrieben wird. Auf dem Plan stehen außerdem ein Aufenthalt in einem Kinderheim in Tansania und ein Kunstprojekt.

„Ich habe die letzten Jahre zu wenig Zeit mit meinen Kindern verbracht und möchte ein nachgeholtes Mutterjahr machen.“ Aufgefallen ist ihr das besonders nach der Geburt ihre dritten Kindes. Danach war es mit der Selbstständigkeit nicht mehr so einfach, sagt Metz.

„In meinem Bereich gibt es viel, das ich in Afrika machen kann. Meine Idee ist es, Aufklärungsarbeit zu leisten, was Hygiene betrifft, aber auch, was die Einfachheit des Kochens angeht.“ Neue Zutaten wie die Moringa-Pflanze warten ebenfalls. „Die Menschen dort müssen kein Hähnchen und Schweinefleisch aus Deutschland kaufen“, sagt Metz, sie hätten dort alles, was sie brauchen. Ihr scheint es, dass das Wissen und die Reichhaltigkeit der Esskultur zu stark durch einen Blick nach Westen beeinflusst sind. „Immer Pizza, Burger und Nudeln“, davon ist sie nicht überzeugt.

Begeistert sind auch die Kinder. „Mein Kleiner ist 20 Monate alt und kann noch nicht sprechen, aber er freut sich schon auf die großen Tiere,“ sagt Metz. Jhula Mo heißt der Jüngste. Yves Luca, der elfjährige Sohn, möchte die Reise filmen und in der Facebookgruppe Lebenstraum Afrika dokumentieren. „Ich finde, das ist eine gute Idee“, sagt auch Maximilian. Er wäre gern während seiner Schulzeit ein Jahr ins Ausland gegangen. Vorerst ist er aber mit der Ausrichtung der Kochschule in Potsdam beschäftigt und plant Kooperationen mit Restaurants in der Stadt. Er wolle aber zum Urlaub nach Afrika kommen.

Vielleicht lässt sich sogar eine Kooperation zwischen der Kochschule in Potsdam und Afrika finden, so Steffi Metz. Die Reiseversicherung ist abgeschlossen und die Schulabmeldung mit den Behörden abgesprochen. „Doch das schwerste ist gerade, die Koffer zupacken und den Besitz loszulassen“, sagt Metz. Der Rest wird sich ergeben, davon ist sie überzeugt.

Natalie Mayroth

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