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Berufserschreckerin. Sandra Pfaffenroth vor Publikum im Filmpark.

© M. Thomas

Potsdam: Mit Monster-Köder auf Jauchs Stuhl

Sandra Pfaffenroth darf im Filmpark die Besucher erschrecken Bei „Wer wird Millionär?“ gewann sie mit ihrer Familie 32 000 Euro

Potsdam - Sandra Pfaffenroth hat geschafft, wovon viele träumen. Zusammen mit ihrem Vater Manfred und ihrer Tochter Shirley hat sie Ende April bei Günther Jauchs Quizsendung „Wer-wird-Millionär“ 32 000 Euro abgeräumt. Dass sie bei der Sendung mitmachen konnte, hat die 42-Jährige aus Schönfließ in Brandenburg auch ihrem mehr als ungewöhnlichen Beruf zu verdanken. Denn Pfaffenroth ist Monster im Filmpark Babelsberg. Zu den Horrornächten, die jedes Jahr im Oktober stattfinden, darf sie die Besucher erschrecken. Für die zierliche, lebhafte 42-Jährige ein Traumjob, den sie nun schon seit drei Jahren macht.

Bei „Wer-wird-Millionär“ habe sie sich schon öfter beworben, erzählt Pfaffenroth. Per E-Mail habe sie dann von einem Generationen-Special erfahren und ihre Familie angemeldet. Dabei hat sie auch ihren Beruf erwähnt. Der Köder funktionierte. In der Show schaffte es die Familie auf den Quiz-Stuhl und konnte sich die 32 000 Euro erspielen. Danach war Schluss. „Es waren schon alle Joker weg und ich habe mich dann nicht mehr getraut“, so Pfaffenroth. An die letzte Frage kann sie sich schon gar nicht mehr richtig erinnern. Die Antwort war Baumwolle, das weiß sie noch. Das Geld haben die drei Familienmitglieder aufgeteilt.

Ihre Karriere als Monster hat Pfaffenroth eigentlich ihrer Tochter zu verdanken, wie sie erzählt. Das war vor drei Jahren, zur Walpurgisnacht. „Wir hatten nichts vor. Ich hab dann gegoogelt und den Filmpark Babelsberg entdeckt.“ Ihre heute 15-Jährige Tochter Shirley machte ihre Mama auf ein Monster-Casting für die Horrornächte an dem Tag aufmerksam. Pfaffenroth die ursprünglich aus der Gastronomie kommt, liebt es sich zu verkleiden, in andere Rollen zu schlüpfen. Vor 15 Jahren habe ihre verstorbene Cousine ihr fast zwei Kisten Halloween-Deko vermacht. Seitdem schmeißt sie, wenn sie die Zeit findet, aufwendige Halloween-Partys bei sich zu Hause. „Da ist dann auch alles dabei, von gruseligen Soundeffekten bis zur Nebelmaschine und Kumpels mit Kettensäge ohne Blatt. Die Nachbarschaft hat dann schon mal gesagt, dass wir eigentlich Eintritt nehmen müssten“, sagt Pfaffenroth. Ein Freund meinte nach einer ihrer Partys, sie müsse das eigentlich beruflich machen.

Beim Monster-Casting im Filmpark vor drei Jahren musste sie ein, zwei Minuten vor einer Jury improvisieren. Mit ihrem Talent und ihrer lebhaften Art konnte sie überzeugen und durfte danach auf das Monster-College. „Da wird einem noch einmal ein bisschen das Schauspiel gezeigt und wie der Filmpark das hier so macht, wie das Erschrecken funktioniert und Kniffe und Tricks bei der Maske.“ Denn im Filmpark ist jeder Darsteller dafür meistens selbst verantwortlich. Auch Pfaffenroth bastelt ihre Maske für die Horrornächte aus Latex, Taschentüchern, Watte, Schminke und künstlichem Blut. Dafür brauche sie etwa zwei Stunden. „Mehr ist immer gut. Um so mehr Blut und Ekelfaktor, desto besser. Sind ja die Horrornächte und kein Kindergeburtstag.“

Nach ihren ersten Horrornächten bewarb sich Pfaffenroth als Darstellerin für das U-Boot am Dock 8 im Park. „Man muss da ein bisschen Panik verbreiten. Wir Schauspieler tun so, als ob das U-Boot besessen ist und dass zum Beispiel Ratten entkommen sind“, sagt Pfaffenroth. Sie spielt eine verrückte, russische Wissenschaftlerin. Mittlerweile ist sie auch für die Shows, wie etwa „Die drei Musketiere“, zuständig und guckt als Regie-Assistentin, ob alles reibungslos läuft, sagt den Komparsen was sie zu machen haben, lässt die Besucher rein und raus und hilft beim Um- und Abbau.

Bei der letzten Walpurgisnacht hat sie auch Mal die Kleine Hexe gespielt. Ganz lieb und nett sei sie da gewesen. Aber das Erschrecken mache ihr immer noch am meisten Spaß. Sie mache das auch gerne Mal nur mit Blicken und mit den Geschichten, die sie erzählt. „Isch abe dann eher die duhnklere rrrussische Stimme, die etwas mysthischer ist“, sagt sie mit russischem Akzent. Ihre Opfer sucht sie sich gerne selbst aus. Viele sagten immer, dass sie nicht schreien. Wenn Pfaffenroth sie dann doch erwischt, freut sie sich richtig. Die erste Horrornacht gibt es in diesem Jahr am 13. Oktober. 

Sarah Stoffers

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