zum Hauptinhalt

Potsdam: Lokführergewerkschaft unterstützt Aufbau der Garnisonkirche

Ein Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn hilft unverhofft dem Wiederaufbau der Garnisonkirche. Eine Treppenstufe des Kirchturms wird von der Lokomotivführer-Gewerkschaft gespendet.

Potsdam - Prominente Unterstützung für den umstrittenen Wiederaufbau der Garnisonkirche: Claus Weselsky, Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), stellt sich hinter das Projekt. In der aktuellen „Potsdamer Spitze“, die Jahreszeitschrift der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau, erklärt Weselsky, der eigentlich Atheist ist, warum die GDL eine der 5000 Euro teuren Treppenstufen des Kirchturms sponsert.

Das Projekt habe er im Zuge des zwischen 2014 und 2017 währenden Tarifkonflikts mit der Deutschen Bahn kennengelernt, so Weselsky. An der Schlichtung in Potsdam beteiligt waren damals auch Stiftungsvorstand Wieland Eschenburg und Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) aus dem Kuratorium des Bauherrn. „Ihre Haltung beeindruckte mich: Jede Sitzung fing mit der Besinnung auf die Herrnhuter Losung an – die mentale Einstimmung für eine friedliche Tariflösung“, erklärte Weselsky dem Blatt. Die Schlichtungen seien schließlich in eine sehr gute Lösung des Konfliktes gemündet. Das sei „entscheidender Anlass“ des GDL-Sponsorings für das Wiederaufbauprojekt: „Wir wollen damit unsere Dankbarkeit für die errungenen Erfolge zum Ausdruck bringen.“

Spuren hinterlassen

Auf der 130. Stufe des Turms soll künftig stehen: „Zum 150-jährigen Jubiläum der GDL – 10. Mai 2017“. Weselsky erklärte, die GDL als traditionsbewusste Gewerkschaft lebe dadurch, Spuren zu hinterlassen. „Nicht nur für sich selbst, sondern Spuren mit gesellschaftlicher Relevanz, die ein Bewusstsein historischer Bezüge ermöglichen.“ Der Wiederaufbau werde ein Symbol für die Nachkriegsgeneration und besonders die junge Generation, so Weselsky: „Das Bewusstsein, wie leicht der Frieden zwischen den Völkern, aber auch der soziale Frieden in Deutschland durch eskalierende Auseinandersetzungen gefährdet werden kann, muss heute mehr denn je geschärft werden.“

Die Kontroverse um den Wiederaufbau der Barockkirche offenbare „die Notwendigkeit eines Ortes der Nachdenklichkeit, des Dialogs und der Versöhnung“, so der Gewerkschafter. Es entstehe „ein Mahnmal, das zu Bildung, Erkenntnis und Versöhnung einlädt“.

Die Kirche war 1945 bei einem Bombenangriff schwer beschädigt und 1968 gesprengt worden. Die Arbeiten für den Wiederaufbau des Kirchturms haben 2017 begonnen, das Fundament ist fertig. Ab Februar 2019 soll der eigentliche Bau beginnen – dann wird der Turm mit Ziegeln hochgemauert.

In der Zeitschrift kündigte ferner der theologische Stiftungsvorstand Martin Vogel für das nächste Jahr ein Nutzungs- und Betriebskonzept für das geplante Versöhnungszentrum an, geplant ist ein „Handbuch zur Nutzung des Turms“. Vogel erklärt, man stehe vor einer „wunderbaren intellektuellen und kommunikativen Herausforderung, bei der wir viele Weggefährten brauchen“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false