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Eingangstor im Norden. Auf der Insel Nedlitz neben der B2 im Ortsteil Neu Fahrland soll die neue Wohnanlage Fährgut entstehen.

© Andreas Klaer

Potsdam: Kritik an Bauplänen auf der Insel Nedlitz

Auf der Insel Nedlitz wird eine exklusive Wohnanlage gebaut. Eine neue Initiative will nun gegen weitere Baupläne vorgehen.

Potsdam - Auf der Insel im Ortsteil Neu Fahrland haben an der viel befahrenen Bundesstraße 2 die Bauarbeiten für die exklusive Wohnanlage Fährgut begonnen. Den Baustart auf dem Gelände des ehemals historischen Gutshofes mit der markanten Kaiservilla – gebaut in den 1850er-Jahren nach Plänen von Ludwig Persius – bestätigte der Investor, die Leipziger Lewo-Gruppe, auf PNN-Anfrage. Die Fertigstellung sei in etwa zwei Jahren geplant, sagte ein Sprecher.

Vision. So soll die neue Wohnanlage Fährgut einmal aussehen.
Vision. So soll die neue Wohnanlage Fährgut einmal aussehen.

© Lewo-Gruppe/promo

Die dann nah am Wasser gelegene Wohnanlage besteht aus vier zur Hälfte denkmalgeschützten Gebäuden, in die insgesamt rund 50 Wohnungen integriert werden sollen. Vor einem Jahr waren die Immobilien bereits zum ambitionierten Preis von rund 6000 Euro pro Quadratmeter vermarktet worden. Der Bereich gilt als Blickfang, speziell der Gutshof, der auch den Eingang vom Norden nach Potsdam markiert.

Mehr als 100 Wohnungen und Gewerbeflächen

Bei dem Projekt handelt es sich um den Auftakt einer grundlegenden Neubebauung der Insel. So soll der unbebaute Teil neben der Fährgut-Wohnanlage zu einem urbanen Quartier mit mehr als 100 Wohnungen und Gewerbeflächen entwickelt werden. Das hatte schon 2015 ein städtebauliches Gutachterverfahren mit dem damals auf der Insel noch allein agierenden Investor Robex ergeben. Von einem 45-Millionen-Euro-Projekt war damals die Rede. Robex hatte in der Folge das Projekt Fährgut an die Lewo-Gruppe verkauft – und konzentriert sich nun auf den Rest, wie Projektleiter Frank Tänzler gegenüber den PNN deutlich machte. Allerdings stehe vor einem Baustart für Robex noch der Genehmigungsprozess. Die Stadt arbeitet gerade am dafür nötigen Bebauungsplan „Westliche Insel Neu Fahrland“ – mit Priorität eins, wie es zuletzt im Stadtparlament hieß.

Kritik von Bürgerinitiative

Doch gegen die weitergehenden Baupläne regt sich inzwischen auch Widerstand in Form der neuen Bürgerinitiative „Rettet die Nedlitzinsel“, die sich am Freitag zu Wort meldete und eine Internetseite unter www.inselnedlitz.de eingerichtet hat. In der Initiative, der nach eigenen Angaben rund zehn Mitglieder angehören, engagiert sich auch der Besitzer der nahe gelegenen Villa Adlon am Lehnitzsee, Wilhelm Wilderink. Er sagte den PNN, man wolle die dichte Wohnbebauung neben dem Fährgut verhindern – schon im Sinne des Umwelt-, Landschafts- und Vogelschutzes. Statt der geplanten Riegelbebauung neben der Straße müssten dort zentrale Funktionen für den Ortsteil angesiedelt werden – etwa Einzelhandel, Gastronomie oder auch Arztpraxen. Zudem müssten vor der Verabschiedung des Bebauungsplans die Verkehrsprobleme mit der von täglich 25 000 Autos befahrenen Bundesstraße 2, die wegen des geplanten Wohnviertels in Krampnitz noch zunehmen würden, durchdacht werden. „Es geht uns aber nicht um eine Verzögerung der dort geplanten Tramtrasse“, machte Wilderink deutlich. Die Pläne für die Bebauung an der Straßenseite müssten aber deutlich kleiner ausfallen, um auch mehr Planungsfreiheit für die Tram zu schaffen. Diese soll ab frühestens 2025 bis nach Krampnitz fahren, als zentraler Baustein für das ökologisch ausgerichtete Viertel. Ziel müsse eine ergebnisoffene Diskussion sein, forderte Sprecher Wilderink.

Kritisch gegenüber der geplanten Entwicklung ist auch die gewählte Ortsvorsteherin Carmen Klockow (Bürgerbündnis), deren Ehemann Jörn die Pressearbeit der neuen Bürgerinitiative übernommen hat. Schon bei der öffentlichen Vorstellung des besagten Bebauungsplan-Entwurfs in Neu Fahrland habe es viele kritische Anmerkungen gegeben, sagte Klockow den PNN. Inhaltlich sei ihr etwa unklar, wie die Tramtrasse und daneben noch ein Radschnellweg an der Bundesstraße 2 entlang geführt werden können. Diese müsse in Richtung der geplanten Bebauung verbreitert werden – auch um Platz für Bäume oder einen sicheren Fußweg zu schaffen. Ferner müsse mehr für den Lärmschutz vor Ort getan werden. Die gesammelten Einwände haben sie an die Bauverwaltung gesendet: „Dort liegt nun der Ball.“

Robex-Projektleiter Tänzler verweist dagegen auf geplante Flächen für Gewerbe und Handel in den Erdgeschossen. „Die Frage ist nur, ob das dort jemand betreibt.“ Auch sei ihm noch unklar, was genau man sich unter einem Ortsteilzentrum vorstellen solle – zumal Neu Fahrland mit seinen knapp 1600 Einwohnern eben auch nicht der größte Ortsteil sei, wie er deutlich machte. Tänzler verwies auch auf das bestehende Bürgerhaus. Auch sei bei der geplanten Bebauung nur ein Fünfgeschosser geplant – ansonsten handele es sich um Drei- bis Viergeschosser. Mit den Grünzügen werde das durchaus locker wirken, so Tänzler. 2012 war ein erster Anlauf zur Entwicklung der Insel gescheitert, weil der Investor Robex Insolvenz anmelden musste. Dieses Verfahren ist aber längst Geschichte – nun gibt es anderen Widerstand.

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