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Bewegung. Lange herrschte Stillstand an der Schwanenallee, nun sind zumindest die Fundamente so gut wie fertig. Nun fehlt noch das Wichtigste: die Ventehalle. Sie wird in Polen hergestellt – und soll nach jüngsten Prognosen im August oder September kommen.

© A. Klaer

Potsdam: Kongsnæs-Nachbarn fühlen sich bestätigt

Die Klage der Anrainer gegen die Wiederaufbaupläne ist gescheitert. Zufrieden sind sie trotzdem.

Berliner Vorstadt - Die Kläger gegen die Baugenehmigung für die Matrosenstation Kongsnæs sehen das jüngste Gerichtsurteil als Teilerfolg an – obwohl ihre Klage vom Verwaltungsgericht Potsdam abgewiesen wurde. Denn zumindest in der mündlichen Urteilsverkündung habe das Gericht explizit auf die 122 Plätze in dem Restaurant verwiesen, so Götz von Kayser, der die klagenden Anrainer in der Berliner Vorstadt vertritt, gegenüber den PNN. „Wenn das auch in der schriftlichen Urteilsbegründung steht, sind wir sehr zufrieden.“ Er erwarte diese in den kommenden vier Wochen.

Einige Nachbarn – unter ihnen auch Prominente wie „Bild“-Herausgeber Kai Diekmann und TV-Moderator Johannes B. Kerner – gehen seit Jahren gegen die Pläne für den Wiederaufbau vor. Sie befürchten, dass der Berliner Investor Michael Linckersdorff aus der Ventehalle der ehemaligen Matrosenstation, die er am Original-Standort an der Schwanenallee wieder aufbauen lässt, eine Großgastronomie machen soll. Eine solche sei nicht mit dem Unesco-Weltkulturerbestatus des Bereichs vereinbar und würde zu einem Verkehrschaos in der Berliner Vorstadt führen, so die Argumentation. Gegen den Wiederaufbau der einstigen Matrosenstation an sich hätten sie nichts, betonen die Anrainer immer wieder.

Mit einer ersten Klage hatten sie 2011 Recht bekommen, woraufhin die Stadt die Baugenehmigung noch einmal überarbeitete. Doch auch gegen die neue Genehmigung gingen die Nachbarn vor. Man habe vor allem Sorge gehabt, dass trotz der festgeschriebenen 122 Sitzplätze Hunderte Menschen in der Ventehalle untergebracht werden könnten, etwa durch Stehplätze im Innen- und Außenbereich, so von Kayser. Die Klage ist zwar nun nach dem Eil- auch im Hauptsacheverfahren gescheitert. Doch aus seiner Sicht habe das Gericht eben zumindest in der mündlichen Urteilsbegründung festgelegt, dass auch tatsächlich nur 122 Gäste in der Matrosenstation Platz finden dürften – 92 im Inneren, 30 auf der Terrasse. „Große Stehpartys oder Ähnliches sind also nicht zulässig“, so von Kayser.

Investor Linckersdorff hatte sich vergangenen Freitag hingegen erleichtert über den Ausgang des Verfahrens gezeigt. Er kündigte an, dass die Ventehalle, die er derzeit in Polen originalgetreu wiederaufbauen und dann nach Potsdam transportieren lässt, im August oder September aufgestellt werde. In der Vergangenheit wurde dieser Termin allerdings bereits mehrfach verschoben.

Das Ensemble an der Schwanenallee, zu dem neben der 1945 zerstörten Ventehalle direkt am Wasser auch ein noch erhaltenes Kapitänshaus, eine Matrosenkaserne und ein Bootshaus gehören, wurde 1890 von Wilhelm II. in Auftrag gegeben. Dem damaligen Zeitgeist entsprechend wünschte er sich den Bau in norwegischem Stil, 1896 wurde die Station unter dem Namen Kongsnæs (des Königs Landzunge) eingeweiht.

Für die hölzerne Ventehalle will Linckersdorff einen Pächter finden, der dort ein Feinschmecker-Restaurant im „sehr gehobenen Preissegment“ betreibt. Die noch erhaltenen Kongsnæs-Häuser jenseits der Schwanenallee will er zu Mietshäusern umbauen, begonnen hat er damit aber noch nicht. Nach den Auflagen der Stadt muss Linckersdorff 2019 fertig sein. Er geht davon aus, diese Auflage erfüllen zu können.

Vor Ort wird derzeit das Fundament für den Betriebsanbau errichtet, in dem unter anderem die Küche untergebracht werden soll – die Fundamente für die Ventehalle wurden schon vor Monaten gegossen. Ebenfalls bereits am Seeufer zu sehen ist der Torbogen der einstigen Matrosenstation, dieser steht dort schon seit dem Jahr 2000. Er sollte einst der Anstoß für den Wiederaufbau sein. K. Wiechers

K. Wiechers

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