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Potsdam: Kampf um Potsdams Internetnutzer

Wohnungsbauer verweigern Telekom den Ausbau des superschnellen Internets, das freut die Konkurrenz

In Potsdam wird um die Vorherrschaft auf den Datenautobahnen gekämpft. Seit Herbst vergangenen Jahres versucht die Deutsche Telekom in der Landeshauptstadt, neue Kunden mit superschnellen Internetzugängen zu locken. Doch auf volle Touren ist das Projekt Giganetz noch nicht gekommen. Der Grund: Mit einer Ausnahme haben Potsdams Wohnungsbauer der Telekom den Ausbau ihrer Glasfasernetze bis in die Wohnzimmer ihrer Mieter verweigert. Was die Telekom ärgert, freut den Kabelanbieter Tele Columbus. Das Unternehmen hat die Stadt bereits vor zwei Jahren mit modernen Glasfasern verkabelt, bald sollen 60 000 Haushalte über das gesamte Stadtgebiet angeschlossen sein.

Ein zweites großes Glasfasernetz würde den Konkurrenzkampf um Potsdams Internetnutzer anfeuern. Auf die Pläne der Telekom ist Tele Columbus-Chef Dietmar Schickel deshalb nicht gut zu sprechen. „Auf uns kleineren örtlichen Wettbewerber wird massiver Druck ausgeübt“, so Schickel gegenüber den PNN. Erst im vergangenen Jahr hatte der Kabelanbieter eine Ausschreibung der Potsdamer Wohnungsgesellschaft Gewoba gewonnen. Tele Columbus will die Mieter im eigenen Glasfasernetz mit Internet versorgen. Die Telekom habe sich erst gar nicht um die Ausschreibung bemüht, hieß es von Seiten der Gewoba – wohl weil der teilstaatliche Kommunikationsdienstleister eigene Pläne verfolgte.

Im Rahmen der Computermesse Cebit hatte die Telekom im vergangenen Jahr Potsdam als eine von zehn Modellstädten für den Ausbau ihrer Netze ausgewählt. 21 000 Haushalte wollte das Unternehmen kostenlos und ohne Vertragsverpflichtung mit Glasfaseranschlüssen verkabeln. Zum Vergleich: Während mit Kupferdrähten im DSL- oder VDSL-Bereich maximal 50 Megabit pro Sekunde aus dem Netz auf den eigenen Rechner geladen werden können, sollen mit den Glasfasern bis zu 1000 Megabit pro Sekunde erreicht werden. Datenmengen, die beispielsweise benötigt werden, um hochauflösendes Fernsehen auf mehrere Flachbildschirme im Haus übertragen zu können. Doch bis auf die Wohnungsbaugenossenschaft „Daheim“ lehnten die Potsdamer Wohnungsbauer den Netzausbau ab. Die Telekom konnte nur 15 000 Haushalte anschließen – vor allem Eigenheime in Waldstadt und Potsdam-West.

Der rosa Riese reagiert enttäuscht: „Die Chance, ihren Mietern kostengünstig eine Technologie zur Verfügung zu stellen, die auch den Bedürfnissen der Zukunft gerecht wird, haben die Wohnungsbaugesellschaften nicht genutzt“, sagt Telekomsprecher Jürgen Will. Die Wohnungsbauer hätten nicht so mitgemacht, wie man das erwartet habe. „Man kann doch Wettbewerb für den Mieter schaffen“, so Will – in Hennigsdorf habe das gut funktioniert. Dort hätten Mieter ab Sommer eine Alternative zum Kabelanbieter. In Potsdam hingegen hätten sich die Kabelbetreiber mit Ausschlussklauseln gegen Konkurrenz im Mietshaus abgesichert, sagt Will.

Auch Klaus-Dieter Zeh, Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft „Daheim“, weiß vom „Konkurrenzverbot“ bei anderen Wohnungsbauern. Einige hätten Bauchschmerzen gehabt, sich Ärger einzuhandeln, so Zeh. In den 35 Häusern der „Daheim“ gebe es solche Vertragsklauseln nicht. Hier könne jeder Mieter frei entscheiden, ob er den Kabelanschluss nutzen wolle oder nicht.

Die Telekom habe ihr Schicksal selbst gewählt, sagt indes Horst Müller-Zinsius, Geschäftsführer der ProPotsdam, die Muttergesellschaft der Gewoba. Die Telekom habe sich wider Erwarten nicht an der Ausschreibung zur Signal-Versorgung der Wohnungen beteiligt. Vertraglich habe man sich an die Tele Columbus gebunden und könne seinen Mietern so im Vergleich zu früher bessere Leistungen zu geringeren Kosten anbieten. „Was will man mehr?“, so Müller-Zinsius.

Jederzeit könne Tele Columbus die Bandbreite seines Netzes auf Leistungen im Gigabereich ausbauen, verspricht Geschäftsführer Schickel. Einzige Voraussetzung: „Falls der Bandbreitenbedarf steigt.“ Bislang nutzten nur knapp drei Prozent seiner Kunden in Potsdam die bislang höchste Ausbaustufe von 128 Megabit pro Sekunde – die Telekom will im Potsdamer Giganetz im Sommer zunächst mit 200 Megabit einsteigen. Aber: „Der Bedarf ist im Moment nicht da“, so Schickel. Für ihn sei zudem unverständlich, warum die Telekom eine vollversorgte Stadt ausgewählt habe. Auf dem Land bliebe Kommunen nur Internet im Schneckentempo. Tele Columbus und Telekom hätten gemeinschaftlich tätig werden können, so Schickel. „Wir öffnen unser Netz gerne für die Telekom.“

Eine Zusammenarbeit habe man im Vorfeld der Arbeiten für das Giganetz geprüft, sagt Telekomsprecher Will. „Grundsätzlich gilt, dass wir vorhandene Infrastruktur nutzen – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.“ Doch Netzphilosophie und Strategie hätten nicht gepasst, so Will. Dass der Ausbau in Potsdam nicht geklappt habe, wie geplant, sei schade. „Schließlich ist der schnelle Zugang zum Internet ein wichtiger Standortvorteil.“

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