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Kräftemessen mit der Bundespolitik: Oberbürgermeister Jann Jakobs nutzte die Einweihung eines Trainingsparcours, um einheitliche Fallpauschalen zu fordern. Links Klinikums-Chef Steffen Grebner, rechts Ministerin Anita Tack und ZAB-Chef Steffen Kammradt.

© M. Thomas

Potsdam: Jakobs: Höhere Pauschalen fürs Klinikum

Unzufriedenheit mit der Gesundheitspolitik der Bundesregierung: Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) nutzte am Dienstag die Einweihung des Klinikums „Ernst von Bergmann“ als Gesundheitspark zur Verkündung einer bundespolitischen Forderung.

Potsdam - Die Fallpauschalen – das Geld, das ein Krankenhaus für eine Patientenbehandlung erhält – müsse bundesweit vereinheitlicht werden. „Wir brauchen einen einheitlichen Fallbasissatz für die Bundesrepublik“ erklärte Jakobs. „Ich verlange eine Änderung“, erklärte der Oberbürgermeister. Jüngste Äußerungen aus dem Bundesgesundheitsministerium wertete Jakobs kritisch. Bislang stünden „die ostdeutschen Regionen zurück“, beklagte Jakobs. Ohne eine Änderung „werden wir benachteiligt sein“, mahnte der Oberbürgermeister. Das Potsdamer Klinikum erhält für eine Blinddarm-Operation 30 Euro weniger als etwa ein Krankenhaus im benachbarten Bundesland Berlin. „Bei 40 000 Operationen im Jahr ist das eine Menge Geld“, so der Ärztliche Direktor des Klinikums, Prof. Dr. Hubertus Wenisch, gegenüber den PNN. Befände sich das Bergmann-Klinikum in der deutschen Region mit den höchsten Fallpauschalen, würde es für seine medizinischen Leistungen sechseinhalb Millionen Euro mehr im Jahr erhalten.

Das Klinikum könne im Wettbewerb um hochqualifizierte Fachkräfte nur dann ein attraktiver Arbeitgeber sein, wenn er gute Löhne zahle. Diese aber müssten durch die Fallpauschalen refinanziert werden. Das Bergmann-Klinikum stehe in einem „Konkurrenzverhältnis zur Metropolenregion Berlin“. Das will richtig angegangen sein“, bekräftigte Jakobs. Erst jüngst war bekannt geworden, dass sich das Potsdamer Klinikum bei der Landesregierung um eine Ausweisung als Herzzentrum mit einer eigenen Herzchirurgie beworben hat (PNN berichteten). Im bisherigen Krankenhausplan des Landes sind Herzzentren in Cottbus und Bernau ausgewiesen, Herzpatienten aus Potsdam und Umgebung werden größtenteils in Berliner Kliniken behandelt.

Dazu erklärte Brandenburgs Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke), der Krankenhausplan werde fortgeschrieben, versicherte aber: „Alle Krankenhäuser Brandenburgs bleiben erhalten.“ In dem neuen Plan sollten „Leistungsprofile“ geschärft werden. Das Potsdamer Klinikum sei „ein Garant für nachhaltige Wertschöpfung und stabile Arbeitsplätze“. Am 11. Juni werde der Antrag des Bergmann-Klinikums auf Etablierung eines Herzzentrums zunächst auf einer Regionalkonferenz für die brandenburgische Südwest-Region beraten. 2013 folge dann eine Landeskonferenz, auf der eine Entscheidung falle. „Dann wissen wir es“, so Tack auf eine entsprechende PNN-Nachfrage.

Die Eröffnung des Klinikums als Gesundheitspark markiert den Abschluss eines Transformationsprozesses vom Bezirkskrankenhaus zu einem der modernsten und leistungsfähigsten medizinischen Versorgungszentren in Deutschland. Geschäftsführer Steffen Grebner zufolge gehört das Klinikum heute zu den „Top-15-Prozent“ in der Bundesrepublik.

Beschlossen wurde der Wandel zum Gesundheitspark durch die Stadtverordneten im Dezember 2005. Dem lag die Entscheidung zugrunde, das Großkrankenhaus nicht zu privatisieren, sondern in kommunaler Trägerschaft zu belassen. „Daran wird sich in den nächsten Jahren nichts ändern“, erklärte Jakobs angesichts des heutigen wirtschaftlichen Erfolgs des 1000-Betten-Krankenhauses. Dagegen hätten „andere Krankenhäuser in Brandenburg den Anschluss verpasst“, sagte Jakobs. Das kommunale Haus stehe im Wettbewerb mit anderen Krankenhaus-Trägern, etwa aus dem privaten oder kirchlichen Bereich. Daher sprach sich der Oberbürgermeister für eine bessere Vernetzung und Kooperation der kommunalen Krankenhäuser aus. Da existiere noch „ein Mangel, den es abzustellen gilt“. Die „kommunale Daseinsfürsorge dürfe kein leerer Begriff sein“.

Steffen Kammradt, Chef der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB), sieht das heutige Bergmann-Klinikum als starken Akteur im medizinischen „Cluster“ – auf deutsch Haufen oder Bündel – der Region Berlin-Brandenburg. Das Gesundheitswesen werde zu den fünf wichtigsten Wirtschaftszweigen der Region gezählt, darunter seien Bereiche wie die Verkehrstechnik oder die Medieninformationstechnik. 360 000 Menschen, jeder achte Berliner oder Brandenburger, arbeite im Gesundheitswesen. Das Bergmann-Klinikum sei „ein aufgeschlossener Partner, in diesem Cluster mitzuwirken“.

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