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Es gibt neue Pläne für den alten Lok-Zirkus in Babelsberg.

© Lutz Hannemann

Potsdam: Investor will für zehn Millionen Euro in Babelsberger Lok-Zirkus umbauen

UPDATE - Der Lok-Zirkus im Babelsberger Areal ist seit Jahren ungenutzt, verschiedene Rettungsversuche blieben erfolglos. Sogar ein Abriss stand im Raum. Nun gibt es einen neuen Investor und neue Pläne für das marode Gebäude, dass für zehn Millionen Euro saniert werden soll.

Potsdam - Die jahrelang erfolglosen Rettungsversuche für eines der wenigen Industriedenkmäler in Potsdam haben ein Ende: Die Stadt präsentiert am heutigen Dienstagmittag kurzfristig einen Investor für den sogenannten Lok-Zirkus im Babelsberger Areal „Gewerbe im Park“ (GIP). Nach PNN-Informationen handelt es sich um Jürgen Wowra, Geschäftsführer der Berliner Paranet Deutschland GmbH, die deutschlandweit einer der wichtigsten Anbieter für Traglufthallen ist, die besonders während der Flüchtlingskrise vor einem Jahr benötigt wurden. Zehn Millionen Euro will Wowra investieren.

Für den unter Denkmalschutz stehenden Lokschuppen des einstigen Lokomotivherstellers Orenstein & Koppel wird seit Jahren nach einer Nutzung gesucht, selbst ein Abriss des markanten Rundbaus stand zwischenzeitlich zur Debatte. Wowra will das marode Gebäude sanieren und daraus nach PNN-Informationen eine Art Multifunktionshalle machen, mit vor allem Büros, Gewerbeeinheiten sowie einem Hotel mit 120 Betten. Ein Anbau ist zudem für eine Fertigungshalle der Paranet gebaut. Unter dem markanten Kuppeldach soll demnach eine Art Begegnungszentrum entstehen, auch Gastronomie ist geplant. Details sollen auf der Pressekonferenz genannt werden.

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Mehr als 200 Geschäftstermine seien erfolglos verlaufen

Die 1899 errichtete und denkmalgeschützte Montagehalle gehört der deutschlandweit agierenden Gesellschaft „Gewerbe im Park“ (GIP), die auf die Vermarktung von Gewerbeimmobilien spezialisiert ist. Diese hatte 2013 sogar den Abriss des Gebäudes beantragt. Die nach der Wende 1989 als Teil eines Grundstückspakets von der Treuhand erworbene Immobilie sei stets zum Weiterverkauf vorgesehen gewesen, hieß es damals von der GIP. Doch mehr als zweihundert Geschäftstermine seien erfolglos verlaufen. Es gehe um zweistellige Millionenbeträge, sollte das Gebäude samt Sanierung umgebaut werden. Zudem sei die Nutzung durch bestehende Denkmalschutzauflagen eingeschränkt.

Zugleich summieren sich die laufenden Kosten für Instandhaltung, Steuern und Versicherungsbeiträge für die Immobilie laut GIP auf mehrere Tausend Euro pro Jahr. Die Stadt hatte damals einen Abriss allerdings abgelehnt. Dann hieß es im September 2016 aus der Potsdamer Wirtschaftsförderung, ein ernsthafter Interessent sei gefunden - nun ist man sich offenbar handelseinig geworden.

Weitere Hintergründe zur Geschichte und zur Zukunft des Gebäudes lesen Sie in der Mittwochsausgabe der PNN oder ab 22.15 Uhr im E-Paper. Hier geht es zum E-Paper >>

Hintergrund: Vom Eisenbahnbau zur Filmkulisse

Der kreisrunde Lok-Zirkus war einst Zentrum der Babelsberger Eisenbahnfabrik des Großkonzerns „Orenstein & Koppel“, welcher 1876 gegründet wurde. Die Halle erlaubte es, Lokomotiven in Fließfertigung herzustellen. Auch nach 1945 wurde der Lok-Zirkus weiter als Produktionsstätte genutzt, dann unter der Ägide des VEB Lokomotivbau „Karl Marx“. Allerdings wurden mit der Zeit keine Lokomotiven mehr hergestellt, sondern ab Ende der 1960er Jahre Klimatechnik und zehn Jahre später Autodrehkräne. Seit der Wende steht das Haus leer, mehrere Anläufe bei der Investorensuche scheiterten.

Allerdings diente der Zirkus etwa als Filmkulisse. Für den ab 2007 gedrehten Politthriller „The International“ baute Regisseur Tom Tykwer zusammen mit Studio Babelsberg in dem Bau das New Yorker Guggenheim-Museum nach – das in dem Film mit Clive Owen, Naomi Watts und Armin Mueller-Stahl zum Schauplatz einer wilden Schießerei wird. Henri Kramer

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